In enger Zusammenarbeit zwischen Unterer Naturschutzbehörde, Straßenbauamt und Straßenmeistereien werden auch in diesem Frühjahr wieder an den bekannten Stellen im Landkreis Amphibienzäune aufgestellt. Dort, wo sich Weiher nahe an stark befahrenen Straßen befinden, kommt es ohne Zaun zu Hunderten von überfahrenen Amphibien.
Auch auf der Bundesstraße im Kreuther Ortsteil Enterfels ist so eine Stelle. In diesem Jahr bewahrt der dortige Zaun zum zweiten Mal Hunderte von Tieren vor dem sicheren Verkehrstod. Während der letzten Jahre sah ein Mitarbeiter der Naturkäserei im Frühjahr immer wieder die toten Tiere auf seinem Arbeitsweg. Eine Meldung bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt brachte die Behörde am Ende dazu, den etwa 500 Meter langen Schutzzaun zu errichten.
Drei Wanderschaften pro Jahr
Amphibien versuchen, auf ihrem Wanderzug zum Laichplatz über die Straße zu kommen und werden dabei überfahren. Mehrere Wanderschaften pro Saison legen die Tiere naturgemäß zurück. Von der Biologie her sind Amphibien für ihre Entwicklung an zwei grundsätzlich verschiedene Lebensräume gebunden.
Während sie im jugendlichen Alter ausschließlich im Wasser leben, nutzen die erwachsenen Tiere zusätzlich das Land. So verbringen beispielsweise Erdkröten die kalte Jahreszeit in Winterquartieren, meist in Wäldern mit lockeren Böden, so wie in Kreuth, wo sie sich im Boden eingraben. In einer regnerischen, warmen Nacht im Frühjahr wühlen sie sich aus dem Boden und ziehen zu „ihren“ Laichgewässern. Dort erfolgen dann Paarung und Eiablage.
Nach dem Ablaichen verlassen sie das Gewässer wieder und suchen ihre Sommerlebensräume auf, schattige Hecken oder lichte Wälder. Im Herbst machen sich die Tiere wieder auf den Weg in die Winterquartiere, so dass sie dreimal im Jahr auf Wanderschaft sind. Drei Wanderschaften bedeuten gleichzeitig auch dreimal das Risiko durch Autos.
Kreuther Krötenzaun rettet Leben
Um dies zu verhindern, engagiert sich der Bund Naturschutz (BN) – mancherorts auch der Landesbund für Vogelschutz – beim Sammeln von Amphibien. Die Krötenzäune werden in Kooperation von Straßenbauämtern, Straßenmeistereien und BN aufgebaut. Dann werden die Strecken für einige Wochen täglich von freiwilligen Helfern kontrolliert: Die Tiere, die sie hinter dem Zaun – oder in den im Boden eingelassenen Eimern – gefangen haben, werden gesammelt und auf der anderen Straßenseite abgesetzt. Die Ergebnisse werden dokumentiert, um so die Population langfristig zu beobachten.
In Kreuth kämen vor allem Erdkröten und Grasfrösche vor, so Werner Fees vom BN. Diese beiden Amphibienarten haben eine wichtige ökologische Bedeutung. Sie sind Teil des natürlichen Kreislaufs aus Räubern und Beute. Fällt ein Räuber oder eine Beute aus – zum Beispiel weil sie auf der Straße in Massen überfahren wird – ist der Kreislauf gestört.
Auch andere Tiere würden dann abwandern. Die Folge wäre, dass die Artenvielfalt insgesamt leiden würde. Wie viele Tiere wo vorkommen, sei stark schwankend, weiß Fees. So kämen viele Tiere beispielsweise nicht durch strenge und schneereiche Winter. In diesem Jahr dürfte allerdings der gemäßigte Winter die Population nicht sehr stark dezimiert haben. Daher sollte die Anzahl der durch den Kreuther Zaun geretteten Tiere wie auch schon im vergangenen Jahr bei mindestens 1.000 Tieren liegen.
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