Papierfabrik, Gmunder Stifte und Baumwolle

Das Louisenthal begleitet die Gmunder Geschichte schon seit knapp 200 Jahren. Die bis heute bestehende Papierfabrik wurde erst im Jahre 1879 erbaut. Schon früher wurde der Standort als Produktionsstätte genutzt.

Wir haben uns auf Spurensuche begeben: wie aus einer einst geplanten Uhrmacherei eine Papierfabrik wurde, in der auch schon Stifte und Baumwolle produziert wurden.

Die Turmuhr auf der Papierfabrik, ist noch heute zu sehen.
Die Turmuhr auf dem Nebengebäude der Papierfabrik ist ein Überbleibsel aus alten Tagen.

Schon lange bevor die Papierfabrik eröffnet wurde, wollte im Jahr 1818 Jakob Deisenrieder eine Uhrmacherei im Mangfalltal gründen. Kurz bevor es losgehen sollte, verstarb er allerdings unerwartet. Aus den Plänen wurde nichts. Erst Jahre später wurden die Gebäude zu einer Maschinenfabrik und einem Hammerwerk ausgebaut. Überbleibsel aus dieser Zeit ist die Turmuhr, die im Louisenthal noch heute zu finden ist.

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Bald nach der ersten Eröffnung wurde das Unternehmen jedoch erneut verkauft, da es nur eine sehr schlechte Verkehrsanbindung gab und die Unternehmen ihre Ware nur schwer exportieren konnten. In den folgenden Jahrzehnten wurden unter anderem „Gmunder Stifte“ und Baumwolle in der Fabrik produziert. Auch eine Kneipp-Kuranstalt befand sich kurze Zeit in den Gemäuern der heutigen Papierfabrik.

Louisenthal bekommt seinen Namen

Erst im Jahr 1865 wurde die Fabrik nach der Herzogin Ludovika (Louise), der Tochter von König Max I. Joseph von Bayern, benannt und durfte ab diesem Zeitpunkt „Louisenthal“ genannt werden. 1878 wurde das Gelände an den Regierungsbaumeister Carl Haug verkauft, der zur damaligen Zeit schon Mitinhaber der Papierfabrik “Müller am Baum” war. Seine Ziele für das Louisenthal waren also klar. Hier in Gmund am Tegernsee baute er seine zweite Papierfabrik mit Lagersieb und Papiermaschine.

Beni Eisenburg, dessen Vater in der Fabrik gearbeitet hat und der heute Archivar in der Gmunder Gemeinde ist, kann sich noch an Haug erinnern. „Das war ein sehr sozialer Mann. Zu Weihnachten gab es immer eine Bescherung für die Kinder der Fabrikarbeiter.“ So beschreibt er den ersten großen Unternehmer aus seiner Wahrnehmung als Kind.

Kulturelle Entwicklung durch Fabrikarbeiter

Auch wirtschaftlich investierte der neue Inhaber viel in die Fabrik. So entstand hier die erste Kraftübertragung mit Elektrizität in ganz Deutschland. Da seine Vorgänger in erster Linie an der schlechten Verkehrsanbindung gescheitert sind, setzte sich Haug für den Bau einer Lokalbahn von Gmund nach Schaftlach ein, die schon einige Jahre später realisiert wurde und den Transport durch Pferdekutschen ersetzte.

Der Transport von Materialien, die von der Fabrik zum Bahnhof gebracht wurden, musste aber weiterhin mit Pferden bewerkstelligt werden. Mehr als zehn Stunden am Tag buckelten die Angestellten damals in der Fabrik. Trotzdem haben sie sich auch in ihrer wenigen Freizeit noch privat getroffen, um gesellig beisammen zu sitzen, erzählt Eisenburg weiter.

„Die meisten Fabrikarbeiter waren im Trachtenverein und haben Theatergruppen und Musikabende initiiert.“ Damit wurde der Grundstein für das kulturelle Leben in Gmund gelegt. „Es wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch für kulturelles Leben in der Pfarrei gesorgt“, so Eisenburg. Auch im Fasching waren es oft die Fabrikarbeiter, die aktiv wurden und Feste organisiert haben.

Rückschläge und Verkauf

Aber auch Rückschläge musste der neue Inhaber einstecken. So legte das Mangfallhochwasser 1899 den gesamten Betrieb lahm. Und auch während der Kriegsjahre des ersten Weltkrieges waren die Arbeiten kaum noch möglich, da großer Rohstoffmangel herrschte. Als der Betrieb 1929 sein 50-jähriges Bestehen feierte, waren die Witwe des im Krieg verstorbenen Carl Haug, der Gesellschafter Dr. A. Förderreuther und der Kommerzienrat Arthur Haug die Inhaber.

Am 1.Mai 1964 wurde die gesamte Anlage von der Banknoten- und Wertpapierdruckerei Giesecke und Devrient München aufgekauft. In den nächsten Jahren wurde die Anlage stetig erneuert und erweitert, so dass 1967 mit der Produktion von Banknoten, Euroschecks und Sicherheitspapier aller Art begonnen werden konnte.

Auch der Rottacher und der Kreuther Bürgermeister Franz Hafner und Josef Bierschneider lauschtem dem Vortrag von Walter gespannt
Heute gehört Louisenthal zu den größten Unternehmen im Landkreis. Hier bei der offiziellen Einweihung der neuen Produktionshalle.

Durch die Wiedervereinigung 1990 und den dadurch erhöhten Bedarf an Banknoten steigerte sich das Produktionsvolumen um ein Vielfaches. Als die Banknoten 1994 mit einem Hologrammstreifen versehen wurden, investierte Louisenthal in eine Hologrammapplikationsmaschine. Mit der Umstellung auf den Euro wurde Louisenthal zum größten Papierlieferanten für die neue Währung.

Bis heute war und ist das Louisenthal ein wichtiger Arbeitgeber. Früher waren in erster Linie Anwohner aus Gmund und Dürnbach dort beschäftigt, die mit dem Rad oder zu Fuß zur Fabrik kamen. Heute ist das Louisenthal Arbeitgeber für rund 570 Menschen aus dem ganzen Landkreis.

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