Paranet: Landkreis tankte falschen Diesel

Am Wochenende machte die Rekordkälte von bis zu Minus 24 Grad den Flüchtlingen in der Holzkirchner Traglufthalle schwer zu schaffen. Die Heizung streikte. Wie sich jetzt herausstellte, war ein Versäumnis des Landratsamtes der Grund dafür.

Weil das Landratsamt Miesbach keinen Winter-Diesel tankte, sprang in der bisher kältesten Nacht die Zusatzheizung in der Holzkirchner Traglufthalle nicht an. / Bild: Thomas Gaulke

In der Nacht von Freitag auf Samstag erreichte das Thermometer seinen Tiefpunkt von Minus 24 Grad. Nicht nur ganz Bayern bibberte, sondern vor allem auch die Holzkirchner Flüchtlinge in der Traglufthalle am Moarhölzl. Denn wie berichtet, fiel dort die Heizung aus. Auch die Zusatzheizung streikte. Der Grund: das Diesel, mit dem die Aggregate für die Halle betrieben werden, fror bei den tiefen Temperaturen ein.

Das Landratsamt verständigte kurz vor Mitternacht das Technische Hilfswerk Miesbach (THW) und das Bayerische Rote Kreuz (BRK). Einsatzkräfte des THW stellten Widerstandsheizungen und drei elektrische Heizlüfter auf, um in der 2400 Quadratmeter großen Halle wieder eine angenehme Temperatur herzustellen. Zwei Mitarbeiter des THW blieben sogar über Nacht in der Unterkunft, um den Betrieb sicherzustellen.

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Frierende Flüchtlinge durch Fauxpas vom Landratsamt

Wie der Pressesprecher des Landratsamtes Birger Nemitz heute auf Anfrage erklärt, bleiben die Heizlüfter des THW noch bis morgen in der Halle. Des Weiteren müsse die Heizung untersucht werden, um herauszufinden was das eigentliche Problem war.

Doch die Ursache für dein Heizungsausfall kennt die Firma Paranet, die zuständig für den Aufbau der Traglufthallen im Landkreis Miesbach ist, schon längst. Wie Raphael Hock, Assistent der Geschäftsleitung der Firma Paranet erklärt, hat das Landratsamt schlicht und ergreifend den falschen Diesel getankt:

Unsere Heizleistung mit den Zusatzheizgeräten ist beträchtlich, weshalb unsere Hallen auch sehr niedrigen Temperaturen stand halten. Unglücklicherweise war die Zusatzheizung in Holzkirchen in der Nacht vom 06. auf den 07. Januar nicht betriebsbereit. Dies war dadurch bedingt, dass der für die Energieversorgung, und damit auch für die Betankung der Aggregate zuständige Landkreis, kein Winter-Diesel getankt hatte sondern normalen Diesel, welcher bei circa Minus 10 Grad einfriert und sulzig wird. Aus diesem Grund konnte die Kraftstoffpumpe keinen Kraftstoff in das Heizaggregat pumpen. Das Gerät sprang nicht an.

Paranet stellt dem Landkreis Miesbach einen 24/7–Notdienst und Wartungssupport zur Verfügung. Dieser ist mit den regelmäßigen Mietzahlungen abgedeckt. Ein extra Entgelt fällt nicht an. Die Energiekosten – auch die Betankung der Zusatzheizgeräte – liegt jedoch in der Verantwortung des Landkreises. In der Nacht von Freitag auf Samstag und den darauffolgenden Tagen war das Team von Paranet “nahezu pausenlos im Einsatz”, so Hock.

Wären die Zusatzheizungen richtig betankt worden, hätte man bei Außentemperaturen von Minus 24 Grad, im Innenraum der Traglufthalle normalerweise Plus 18 Grad erreicht, so der Fachmann. Sollte es dennoch zu Störungen der Brennersysteme oder zu Störungen an anderen technischen Einrichtungen kommen, stehen die Wartungstechniker der Firma rund um die Uhr zur Verfügung, welche eng mit dem Landkreis und den Behörden zusammen arbeiten.

Wann greift der Notfallplan?

Wenn alle Geräte anstandslos arbeiten, dann ist kein Notfallplan nötig, so Hock. Denn die Firma Paranet sei der einzige Traglufthallenanbieter der seine Hallen mit derartigen Zusatzheizungen ausstatte. Hätte man die Temperatur in der Halle am Moarhölzl vergangenes Wochenende nicht wieder herstellen können, wäre dennoch ein Notfallplan in Kraft getreten. Nemitz erklärt:

In einem solchen Fall hätten die Bewohner in Turnhallen evakuiert werden müssen. Mitarbeiter des Landratsamtes und des THW bringen zuerst die Flüchtlinge in die Turnhallen und bauen dann dort die benötigte Anzahl an Feldbetten auf.

Insgesamt verfüge das Landratsamt über 300 Feldbetten, so der Sprecher. In der Traglufthalle leben derzeit 170 Asylbewerber. Aktuell herrschen in der Halle am Moarhölzl wieder 19 Grad.

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