Landratskandidat Huber: “Ich war entsetzt!”

Einige Leser fragten sich, was auf der Nominierungsveranstaltung der Kreis-SPD in Bad Wiessee los war. Von einem Eklat war die Rede. Wir sind dem noch mal nachgegangen. Sicher ist: Auswirkungen auf die Landratskandidatur des zweiten Wiesseer Bürgermeisters Robert Huber hat der Eklat um die Schlierseer Gemeinderätin Ilse Faltermeier nicht.

Dennoch ist der Wiesseer SPD-Gemeinderat entsetzt über den Delegierten Franz-Josef Amann und fragt sich, warum die Schlierseer SPD ihre Leute nicht im Griff hat.

Auf die Kandidatur zum Landrat haben die Querelen für Robert Huber keine Auswirkungen.
Auf die Kandidatur zum Landrat sollen die Querelen für Robert Huber keine Auswirkungen haben.

Wir waren bei der angesprochenen Nominierungsveranstaltung nicht vor Ort, da der Besuch jeder dieser Partei-Veranstaltungen den personellen Rahmen der Stimme sprengt. Direkt mit dem Tegernseer Tal zu tun haben die Auseinandersetzungen der Schlierseer SPD-Fraktion auch nicht. Und dennoch werfen sie kein gutes Bild auf die komplette SPD im Landkreis.

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Entfacht war der Streit an internen Querelen der Schlierseer SPD. „Massiv angegangen ist Frau Faltermeier nicht worden“, wiegelt der Schlierseer SPD-Ortsvorstand Ernst Höltschl zwar ab. Unumstritten ist Faltermeier im Ortsverein aber nicht. Der Kreisvorstand habe sie entgegen der Empfehlung des Ortsvereins als Kandidatin für einen Kreistagsposten aufgestellt.

Eine alte Geschichte wurde ausgegraben

Landratskandidat und Bad Wiessees Zweiter Bürgermeister Robert Huber (SPD) ist fassungslos. Die Besetzung des Kreistagslistenplatzes 6 mit Ilse Faltermeier aus Schliersee hatte vor knapp eineinhalb Wochen für einen Eklat gesorgt: Franz-Josef Amann hatte die Aufstellung Faltermeiers kritisiert und ihr vorgeworfen, Gelder der Lebenshilfe Schliersee veruntreut zu haben. Ein Vorwurf aus dem Jahr 2004, bei dem zwar ermittelt, das Verfahren aber ohne Anklage 2006 eingestellt worden war. Damit war die Sache eigentlich erledigt. Bis vorherigen Freitag.

Die angegriffene Schlierseer Gemeinderätin Ilsa Faltermeier ist entsetzt. Das könne sie nicht auf sich sitzenlassen, erklärt sie uns gegenüber auf Anfrage. Mit der Schlierseer SPD habe sie schon länger keinen Kontakt mehr, weil man ihr dort habe vorschreiben wollen, wie sie abzustimmen habe:

Ich habe da ein anderes Demokratieverständnis.

Robert Huber vermutet ebenfalls, dass Faltermeier aus diesen Gründen in der SPD Schliersee keinen Rückhalt mehr hat. In der Kreis-SPD sei sie dagegen sehr angesehen und eine „lupenreine Sozialdemokratin“.

Die Vorwürfe Jahre später erneut zu erheben, das sei auch für Huber überraschend gewesen. Bei den Entscheidungen zur Aufstellung der Kreistagsliste habe die Schlierseer SPD nicht den demokratischen Weg beschritten und einen Gegenvorschlag gemacht. Stattdessen verließen Franz-Josef Amann und seine Schlierseer Genossen den Saal und nahmen nicht an der Abstimmung teil. Danach habe es, so Huber weiter, weitere Vorwürfe gegeben, die sich bereits vor Jahren als haltlos erwiesen hatten: „Ein solches Verhalten ist völlig fehl am Platz.“

Unter Mannsbildern kann man mal ein scharfes Wort verwenden. Aber eine Frau in der Öffentlichkeit so zu demütigen …

Huber fehlen die Worte, den Satz zu beenden. Es sei insgesamt ein Problem mit dem Ortsverein Schliersee, sagt Huber. Mit den Genossen dort gebe es seit Jahrzehnten „tiefgreifende Auseinandersetzungen“. Huber spricht von Problemen in der Eigendarstellung des Ortsverbands, die er in dem Fehlen eines Ortsvorstandes sehe.

Der eigentliche Streit hat seinen Ursprung im Schlierseer Rathaus.
Der eigentliche Streit hat seinen Ursprung im Schlierseer Rathaus.

Ernst Höltschl, der Orstvereinsvorsitzende in Schliersee, sieht das anders. Er sei Ehrenvorsitzender, aber als Vorstand in diesem Jahr von seinen Mitgliedern gewählt worden. Bei der Kreistagslistenaufstellung sei er verhindert gewesen. Allerdings äußert er ‒ wie auch Amann ‒ massive Kritik an der Schlierseer Gemeinderätin und nimmt den Delegierten Amann in Schutz:

Massiv angegangen hat er sie nicht.

Ilse Faltermeier mache „ihre eigene Sache“, sagt Höltschl. Sie habe sich überall aus dem Ortsverein ausgeklinkt, habe den SPD-Bürgermeister-Kandidaten schlecht gemacht und bewege sich politisch dort, wo sie die besten Aussichten habe. Massive Vorwürfe. Seit zwei Jahren hat er darum nicht mehr mit ihr gesprochen. Das bestätigt auch die SPD-Gemeinderätin.

Streit macht den Wahlkampf für Huber nicht leichter

Vorwürfe, die Robert Huber nicht nachvollziehen kann. Er betont, welch hohes Ansehen Ilse Faltermeier in der Kreis-SPD genieße. Ansonsten hätte man sie nicht auf Platz 6 der Kreistagsliste gesetzt und diese dann einstimmig beschlossen. Indes will Ilse Faltermeier rechtliche Schritte gegen die Äußerungen Amanns prüfen, sagt sie. Solche „Verleumdungen“ könne sie nicht auf sich sitzenlassen. Doch eigentlich möchte Faltermeier die Sache ein für alle Mal geklärt wissen:

Für mich soll einfach wieder Ruhe einkehren.

Ruhe, die die Kreis-SPD gebrauchen kann. Die Aussichten für den zweiten Wiesseer Bürgermeister Robert Huber als Landratskandidat gegen Jakob Kreidl stehen ohnehin nicht sonderlich gut. Eine zerstrittene Partei im Rücken macht die Wahlkampfarbeit nicht leichter, auch wenn das Tegernseer Tal in diesem Fall nur Austragungsort für Schlierseer Querelen war.

Franz-Josef Amann erklärte uns gegenüber auf Anfrage, er bedauere die Eskalation. Er sieht sich aber weiterhin im Recht: So habe er als Delegiertensprecher seines Ortsvereins den Beschluss des Vorstandes verlesen, in dem diese Vorwürfe wieder aufgegriffen worden waren. Auch er bestätigt, dass Faltermeier in der Orts-SPD umstritten sei, und sagte, sie stehe eher der CSU nahe. Es handle sich aber nicht um eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und Frau Faltermeier, sondern um Unstimmigkeiten zwischen dem Schlierseer Ortsverein und der Kreis-SPD.

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