Riesen Kulleraugen, aufgeregtes Jauchzen und ein glückliches Lachen – am Hirschberg geht es fröhlich zu. Eine Szene aus lang vergangenen Nicht-Pandemie Zeiten? Nein, was hier beschrieben wird, ist ein kleines Mädel und ihre ersten Erfahrungen auf Langlaufbrettern. Spaß macht’s – wie man hört.
Im Tal erfreut sich der Langlauf schon sehr lange großer Beliebtheit. Sei es an der Sutten, um Kreuth herum oder nur auf einem Acker vor der Haustür. “Wir sind eine Langlaufregion”, bestätigt Ines Wagner, Sprecherin des Tegernseer Tal Tourismus GmbH. Und was liegt näher in Zeiten, in denen die Skilifte und Hütten geschlossen haben? Die Tal-Bewohner finden auf dem über 100 Kilometer langen Loipennetz den Weg in die Natur.
Ist auch gesund für alles, das Langlaufen. Körper, Geist und Seele danken. Aber was interessiert das eine Fünfjährige, einen Teenie oder insgesamt junge Leute. Die wollen Fun und Geschwindigkeit – den Kick. Eben den steilsten Hang mit ihren Skiern oder Boards runterjagen. Langlaufen war bisher kein richtiger Sport für die junge Zielgruppe. ‘Das ist ein Sport für Alte, die sich sonst nichts mehr trauen’, war immer der Spruch, den man abbekam, berichtete man von seinen “wilden Langlaufabenteuern”. Andrea Wiedenbauer von der Langlaufschule und dem Ski Verleih Powderworld in Kreuth, hat in den letzten Wochen allerdings ganz neue Erfahrungen sammeln dürfen:
Wenn du mich fragst, was ich Corona und dem Lockdown als positiven Effekt abringen kann, dann dass ich auf einmal auch die Zwergl und deren Eltern für meinen Sport so begeistern kann. Die haben alle mal richtig Spaß in der Loipe.
Als Langlauftrainerin leidet Wiedenbauer unter den Auswirkungen des Corona-Lockdowns. Jammern scheint sie allerdings nicht zu kennen. “Der Skiverleih hilft uns finanziell etwas über die Runden zu kommen. Die Leihmöglichkeit mit dem Click & Collect wird besonders von den Einheimischen super angenommen. Das geht irgendwie schon. Muss ja”, sagt die junge Kreutherin. Die Ausflügler fehlen ihr natürlich für’s Geschäft, aber auf den großen Andrang könne sie, wie ihre Kollegen, gut verzichten. „Wir wollen doch alle gesund bleiben, oder? Das kommt alles wieder in Ordnung.“
Ganz besonders freue sie das aktuell große Interesse an ihrem Langlaufsport. “Die Leute leihen sich die Ausrüstung und steigen dann hier in die Loipen ein”, beschreibt Wiedenbauer das lebhafte Treiben am Hirschberg. “Die Kleinen wollen die Ausrüstung oft gar nicht mehr hergeben. ‘Darf ich noch eine Stunde? Och, bitte bitte!'”, berichtet sie weiter.
Der entspannteste Abend seit langer Zeit
Inzwischen ist es Wiedenbauer und ihren Kollegen und Kolleginnen im Langlauf-Sport auch wieder erlaubt, Einzelunterricht zu erteilen – mit der offiziellen Genehmigung des Landratsamtes und der Staatskanzlei. “Neulich hat sich eine Mutter bei mir bedankt. Ihre kleine Tochter sei nach dem Unterricht absolut glücklich und ausgepowert gewesen. Was der ganzen Familie den entspanntesten Abend seit langem beschert habe”, plaudert die Lehrerin aus dem Nähkästchen.
Auch deshalb hält es die Langlauftrainerin für so wichtig, endlich die Gruppenkurse für die Kitas, Kindergärten und Krippen im Tal zu beginnen. Die Kinder und Jugendlichen müssen rauskommen und sich richtig bewegen. Die Erlaubnis für den Einzelunterricht sei ein Anfang gewesen. Sie hofft, dass ganz langsam wieder mehr möglich wird.
Vorurteile überleben die Loipe nicht
Auch die Erwachsenen haben richtig viel Spaß am Langlauf, berichtet Wiedenbauer erfreut. Gerade die jungen Familien genießen die gemeinsame Zeit im Schnee in vollen Zügen. Viele der Eltern stehen wohl zum ersten Mal auf Langlaufskiern, erzählt sie. Und ihnen sei zu Beginn deutlich anzumerken, wie widerwillig und gegen ihre innere sportliche Überzeugung sie sich der Herausforderung stellten.
„Ich habe jedoch noch keinen gesehen, der am Ende nicht völlig begeistert gewesen ist. Langlaufen ist halt im Breitensport keine Wissenschaft. Das kann jeder”, sagt sie, schnallt sich die Skier unter und skatet davon.
SOCIAL MEDIA SEITEN
