Leben in der “toten Ecke”

Eng ist es geworden im Holzkirchner Rathaus. Deshalb soll erweitert werden. Doch dabei soll nicht nur ein dröges Behördengebäude entstehen, sondern ein Eckstein für “öffentliches Leben”. Sogar über ein Café im Erdgeschoss wird nachgedacht.

Ein erster grober Entwurf: Das Rathaus (Mitte) soll nördlich verlängert werden. Im Querbau plant man drei Etagen unterzubringen. / Foto: Büro Boiger

Nicht nur Holzkirchen wächst, sondern auch das Personal der Gemeinde. Denn laut Geschäftsleiter Robert Haunschild, sind die derzeitigen Rathausmitarbeiter an der “Überbelastungsgrenze” angekommen. Es sei zu einer “Schieflage” in verschiedenen Abteilungen gekommen. Deswegen mussten zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden – und die brauchen Platz. Ohnehin ist es im Rathaus längst zu eng geworden.

Zwölf Büros sowie größere Besprechungs-, beziehungsweise Fraktionszimmer fehlen. Ein richtiges Trauungszimmer ist ebenfalls nicht vorhanden. Derzeit finden standesamtliche Hochzeiten im kleinen Sitzungssaal der Gemeinde statt, was laut Haunschild eine “ungünstige” Lösung und sehr “unpersönlich” sei. Des Weiteren fehlt ein Aufenthaltsraum für Mitarbeiter.

Anzeige

Tourismus, Café oder ein Bürgerhaus

Im Zuge des Orts- und Mobilitätskonzepts soll sich der Herdergarten in Zukunft zum öffentlichen Zentrum mausern. Da das Rathaus hier unmittelbar angrenzt, möchte man mit dem Anbau laut Architekt Christian Boiger einen ersten Anstoß dafür geben. Konkret heißt das, dass man die derzeit “tote Ecke” beleben möchte. Möglichkeiten sieht man darin, im Rathaus einen “multifunktionalen Raum” zu schaffen, der auch am Wochenende geöffnet hat. Hierbei könnten sich die Planer einen Anlaufpunkt für Tourismus oder eine Gastronomie, beziehungsweise ein kleines Café sowie ein Bürgerhaus vorstellen. Auf jedenfall soll das Erdgeschoss laut Boiger “durchgängig öffentlich nutzbar” sein.

Des Weiteren plant man insgesamt 320 Quadratmeter neue Bürofläche und einen Aufenthaltsraum für circa 50 Personen im zweiten Obergeschoss. Durch den Umbau würden insgesamt 6500 Kubikmeter umgebaut werden. Richtung Norden soll das Rathaus um 15 Meter verlängert werden. In einem Querbau sollen drei Etagen plus Keller Platz finden. Bürgermeiste Olaf von Löwis betonte auf der Gemeinderatsitzung am Dienstag, dass man noch nicht die Rathauserweiterung beschließe, sondern lediglich die erweiterte Grundlagenermittlung. Diese hatte sich durch den erhöhten Raumbedarf geändert.

Einige Gemeinderäte waren überrascht von dem großen Anbau und hatten Bedenken über die hohen Kosten. Birgit Eibl (FWG) gab zu bedenken:

Ich bin etwas erschrocken über diese maximale Lösung. Ursprünglich war die Rede von einem kleinen Anbau. Ich habe Bauchkribbeln dabei, wenn ich mir überlege, wie wir das stemmen sollen.

Doch der Architekt nannte keine belastbaren Zahlen. Ohne eine vernünftige Vorplanung, könne er diese nicht nennen, sondern nur schätzen, so Boiger. “Je detaillierter die Planung, desto genauer die Kostenschätzung”. Diese wolle man durch die Planung ermitteln und damit in den Haushalt für nächstes Jahr gehen, um zu sehen, was möglich sei und was nicht, besänftigte der Bürgermeister.

Hans Putzer (SPD) wollte wissen, ob es denn nicht auch “eine Nummer kleiner” ginge. Architekt Boiger erklärte, dass man hier “für die Zukunft” baue. Alle paar Jahre, Schritt für Schritt zu bauen, sei “nicht nachhaltig”. Er betonte:

Die Erweiterung sollte für zwanzig Jahre angesehen werden. Man darf nicht vergessen, dass in der Zukunft kleinere Gemeinden Aufgaben an größere Gemeinden wie Holzkirchen abgeben werden.

Auch Wolfgang Bunz-Jennerwein (FWG) fragte sich, wo das Geld herkommen soll und spekulierte über die Kosten. Anfang des Jahres sei die Rede von 800.000 Euro für die Erweiterung gewesen. Jetzt rechne er mit dem zehnfachen.

Von Löwis relativierte die genannten Zahlen und betonte, dass zwei Millionen Euro für die Erweiterung eingeplant seien. Aber natürlich würden mit einem erhöhten Bedarf auch die Kosten steigen. Architekt Boiger gab dem Gremium den Rat räumlich eine Puffer zu schaffen. Wie Christoph Schmid (CSU) erwähnte, wurde der damalige Rathausbau als “total überdimensioniert” empfunden. Schon heute sei er zu klein. Am Ende stimmte der Gemeinderat mit einer Mehrheit von 16:7 für die erweiterte Grundlagenermittlung. Hans Putzer sowie die Freien Wähler stimmten dagegen.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner