Man merkte dem 53-jährigen Mann seine Unruhe auch am Verhandlungstag am Freitag noch an. Der Berufskraftfahrer, der für die Deutsche Post jährlich um die 80.000 Kilometer fährt, hat so etwas noch nicht erlebt. Denn nach eigener Aussage fährt er seit 35 Jahren unfallfrei – Bis zu dem Apriltag dieses Jahres bei dem es zu einem Unfall kam, der noch glimpflich, aber auch viel schlimmer hätte ausgehen können.
Es sei ein schöner, sonniger Tag mit wenig Verkehr gewesen, erklärte der LKW-Fahrer vor Gericht. Er habe an einer Kreuzung zum Linksabbiegen halten müssen, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Dann sei er losgefahren. Plötzlich sei da ein Schatten gewesen, eigentlich im Toten Winkel. Sofort habe er gebremst. Unglücklicherweise war er dabei direkt auf dem Fuß der jungen Mutter zu stehen gekommen und hatte sie damit eingeklemmt. Er musste die Handbremse lösen und zurückrollen.
Ohne Vorwarnung
Da war das Schlimmste auch schon geschehen. Auch die Otterfingerin erzählte am Freitag als Zeugin vor Gericht, wie sie den Unfall erlebte. Es sei überhaupt kein Auto zu sehen oder zu hören gewesen. Sie habe die Kreuzung an der Ampel zwei Mal überquert und ihrer kleinen Tochter dabei die Verkehrszeichen erklärt.
Ohne die geringste Vorwarnung war sie plötzlich von dem LKW am Fuß eingeklemmt. Sie habe dann nur noch panisch geschrien, so die Zeugin. Außerdem erinnere sie sich nur noch, wie sie ihrem Kind nach wollte und nicht konnte, weil der Reifen des LKW auf ihrem Fuß stand. “Dann lag ich auf der Erde und habe den Himmel gesehen”, erzählt die Otterfingerin. Jemand habe ihre Tochter beruhigt. Dann wären sie ins Krankenhaus gebracht worden. Dort wurden mehrere Zehenbrüche festgestellt. Der große Zeh musste operiert werden. Mittlerweile könnten die Drähte wohl entfernt werden. Über mehrere Monate habe die sie Schmerzmittel nehmen müssen, berichtet die Verletzte.
Dem LKW-Fahrer tat dieser Unfall sehr leid, weshalb er die Otterfingerin noch am selben Tag mit Blumen im Krankenhaus besuchen wollte. Sie war aber schon entlassen worden, weshalb er sie Zuhause aufsuchte und sich dort bei ihr entschuldigte. Auch danach habe er wieder bei ihr angerufen und sich nach ihrem Befinden erkundigt.
„Verkettung unglücklicher Zufälle“
Während die Staatsanwaltschaft 45 Tagessätze zu 30 Euro und einen Monat Fahrverbot forderte, gab sich Richter Walter Leitner mit 25 Euro bei gleicher Anzahl von Tagessätzen ab. Dabei berücksichtigte er das vorbildliche Verhalten des Angeklagten nach der Tat. Das es zu diesen massiven Verletzungen gekommen sei, wäre vor allem dem unglücklichen Umstand geschuldet, dass der LKW durch die sofortige Bremsung ausgerechnet auf dem Fuß zum Halten gekommen wäre.
Ein Fahrverbot erschien dem Richter nicht angebracht, da zum einen der Mann mit dem Gehalt als Post-Fahrer eine sechsköpfige Familie ernähren müsse und zum anderen normalerweise der Entzug des Führerschein eine Änderung des Fahrverhaltens bewirken soll. Richter Leitner sei sich aber sicher, dass der Münchner nach 35 Jahren unfallfreien Fahrens nun noch vorsichtiger sein werde.
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