Gefahr am Gleis gebannt

„Ein aufmerksamer Lokführer konnte ein mögliches Unglück an einem Bahngleis verhindern. Am frühen Mittwochabend hatte er zwei spielende Kinder entdeckt, die sich im Gleisbereich aufhielten.“

So oder ähnlich kann man immer wieder in den Medien lesen. In Gmund soll nun ein neues Sicherheitstraining der Polizei Kinder vor Unfällen auf Bahngleisen schützen.

Das Bahnsicherheitstraining zeigt Kindern, wie man einen Bahnübergang sicher überquert.
Das Bahnsicherheitstraining zeigt Kindern, wie man einen Bahnübergang sicher überquert.

Warum es Kinder häufig schier magisch zum Spielen an Bahngleise zu ziehen scheint, kann Arno Beugel, Netzmanager bei der Bayerischen Oberlandbahn, nicht sagen. Sicher ist jedoch, dass ihm – gemeinsam mit einem Netzwerk an weiteren Verantwortlichen – an der Sicherheit von Kindern an Bahngleisen gelegen ist.

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Immer wieder kommt es vor, dass Lokführer Kinder melden, die direkt auf Gleisen spielen. Dabei ist ein Aufenthalt in und an den Gleisen lebensgefährlich, warnt die Bundespolizei. Auch in Moosrain hatte eine Mutter ihre beiden Kinder beim Spielen an den Bahngleisen entdeckt und noch rechtzeitig von dort wegholen können.

Kinder können Hinweise noch nicht lesen

Diese Begebenheit hatte eine neue Initiative zur Bahnsicherheit ausgelöst. Die Gmunder Mutter hatte sich laut Beugel an die Bundespolizei gewandt und eine Präventionsaktion ins Rollen gebracht. Der BOB-Mann findet dies begrüßenswert.

Die Idee einer Sicherheitsschulung nicht nur für Schulkinder, sondern bereits für Kinder im Vorschulalter, sei daraus entstanden, erzählt er. Den Beginn macht laut Beugel der Gmunder Kindergarten. An zwei Tagen machen Verkehrsexperten die Mädchen und Jungen auf Gefahren aufmerksam, die ihnen durch das Spielen nahe eines Bahngleises drohen könnten. Viele unterschätzen diese fatalerweise im Vorfeld. Erst recht, wenn sie warnende Hinweisschilder (noch) nicht lesen können.

Gerade die Geschwindigkeit, mit der ein Zug heranfahre, könnten Kinder nicht einschätzen. Auf der Strecke zwischen Tegernsee und Schaftlach seien, so Beugel, teils Geschwindigkeiten bis zu 80 Kilometern pro Stunde für die Züge erlaubt, in Richtung Holzkirchen sogar bis zu 100 Stundenkilometer.

Rechtzeitige Aufklärung ist lebenswichtig

Zu bedenken sei auch, dass ein bis zu 1.200 Tonnen schwerer Zug bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern einen Bremsweg von 1.000 Metern habe. Zudem macht die BOB beim Rollen sehr wenige Geräusche. Für das menschliche Ohr könnte der Zug also erst wahrnehmbar sein, wenn er den an Gleisen spielenden Kindern bereits sehr nahe gekommen sei.

Umso wichtiger ist eine rechtzeitige Aufklärung, meint Beugel. Mit der Idee eines Präventionstrainings rannte man bei der Bundespolizei offene Türen ein, denn ein derartiges Programm existiert zwar für den Straßenverkehr, für die Schiene gab es aber bisher nichts Entsprechendes.

Polizeiobermeisterin Michaela Hofmeister von der Bundespolizei Rosenheim entwarf nun auch ein zweitägiges Programm für die Vorschulkinder. So lernen die Mädchen und Jungen alles rund um das Verhalten im Bahnbereich. Verkehrszeichen und Gefahrenpotenziale sind genauso Thema wie spielerische Elemente in Form einer Lego-Bahn.

Am Bahn
Am Bahnübergang in Finsterwald wird ebenfalls geübt.

Das richtige Verhalten draußen üben die Verantwortlichen von Bundespolizei, BOB und TegernseeBahn dann direkt vor Ort mit den Kindern – am Bahnübergang in Finsterwald. Wie laut ist ein Zug, wie schnell kommt er heran, wo kann ich sicher die Bahngleise überqueren und wie sieht mein Fahrrad aus, nachdem es vom Zug überfahren wurde – das erleben Kleine wie Große hautnah mit.

Das Präventionsprogramm soll richtiges Verhalten an Bahngleisen begreifbar machen. Die Gmunder Kindergartenkinder sollen dabei nicht die einzigen Probanden gewesen sein. Laut Beugel haben auch die Gmunder sowie die Holzkirchner Grundschule Interesse an der Aktion angemeldet. Im nächsten Schuljahr könnte das Programm ausgeweitet werden, so dass man Meldungen wie „Ein aufmerksamer Lokführer konnte ein mögliches Unglück an einem Bahngleis verhindern“ immer seltener lesen muss.

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