Großbritannien und Frankreich testen in den kommenden Monaten neu entwickelte Messgeräte, mit denen der Verkehrslärm überwacht und eingedämmt werden soll. Erfasst werden sollen damit nicht nur zu laute Motorräder, sondern alle Fahrzeuge mit manipulierten Abgasanlagen und Fahrer, die ihre Motoren absichtlich besonders hochdrehen lassen. Damit könnten Fahrer, die ihre Motoren an Ampeln aufheulen lassen, bald Geschichte (oder zumindest eine teure Geschichte) werden.
Wie funktionieren die Lärmblitzer?
Die Geräte erfassen zunächst Lautstärke und Geschwindigkeit des vorbeifahrenden Fahrzeugs, wobei sie auch verschiedene Fahrzeugklassen identifizieren können sollen. Bei einer Überschreitung der für die Klasse zugelassenen Werte wird der Blitzer ausgelöst, Beweisaufnahmen des Fahrzeugs werden angefertigt und mittels automatischer Nummernschilderkennung das Kennzeichen ermittelt.
Im Kampf gegen die stets anwachsende Lärmbelästigung erscheinen die Lärmblitzer als probates Mittel. Schließlich hat die Polizei das Nachsehen, wenn ihr ein Lärmverstoß gemeldet wird, außer sie ertappt den Täter in flagranti. Und wie mittlerweile allgemein bekannt sein dürfte, Lärm macht krank. Diabetes, Herzkrankheiten oder auch Schlafstörungen, das sind nur einige Auswirkungen, die stete Lärmbelästigung nach sich zieht.
Übrigens gibt es das Verfahren auch schon in Deutschland. Der Nationalpark Eifel hat im Juni 2019 an einer Landesstraße ein System eingeführt, das beim Vorbeifahren je nach Lärmemission des Fahrzeugs entweder „leiser“ oder „danke“ zeigt. Bislang ist aber noch nicht bekannt, ob dadurch allein schon die Lärmbelästigungen eingedämmt werden können.
Da auch im Tegernseer Tal, wie zum Beispiel in Ostin, an hochfrequentierten Straßen, insbesondere vor allem an beliebten Motorradstrecken, immer wieder Beschwerden über Lärmbelästigungen eingehen, ist eine Ausweitung der Kontrollen nach französischem und britischem Vorbild denkbar. Konkrete Pläne liegen hierzu aber noch nicht vor.
Würden die Gemeinden im Tal mitziehen?
Wir haben die Lärmblitzer bei einigen Gemeinden ins Gespräch gebracht. Bürgermeister Josef Bierschneider von der Gemeinde Kreuth sagt dazu: „Von einem Lärmblitzer haben wir bislang noch nichts gehört, deshalb haben wir auch über dieses Mittel noch nie nachgedacht.“ Bislang seien auch noch keine Beschwerden eingegangen, „dass an den Ampeln im Gemeindegebiet verstärkt Fahrzeuge stehen, die ihre Motoren aufheulen lassen.“
Allgemein ist die Tendenz in den Rathäusern rund um den See: Man will die Entwicklung in Frankreich und Großbritannien beobachten und anschließend geeignete Rückschlüsse für das Tal ziehen, so zumindest waren die Antworten in den Gemeinden Waakirchen, Bad Wiessee und Rottach-Egern.
Und für Ostin? Florian Ruml, Geschäftsleitender Beamter der Gemeinde Gmund: „In Ostin ist die Geschwindigkeit an sich und nicht Lärmspitzen von zum Beispiel Motorradfahrern das eigentliche Problem.“ Um Raser einzudämmen, wurden dort mittlerweile Geschwindigkeitsdisplays aufgestellt. „Wir haben im Januar 2019 bei der Entscheidung über die Geschwindigkeitsdisplays auch die Anschaffung von Lärmdisplays geprüft und haben uns gegen die weniger geeigneten Lärmdisplaygeräte entschieden.“ Es sieht also ganz danach aus, als würde bei uns im Tal in Sachen Lärm erst mal nichts passieren. Schade eigentlich.
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