“Logistikzentrum” weiter umstritten

„Bergzeit“ will in Otterfing ein neues Logistikzentrum bauen. Einige Anwohner und Bürger haben nun Angst vor Lärm und Verkehr sowie den Ausmaßen der neuen Halle. Vorbehalte, die auch die zweite Bürgermeisterin teilt: “Persönlich bin ich gegen diesen riesen Bau.”

Bürgermeister Jakob Eglseder und seine Stellvertreterin Archivbild.
Ulrike Stockmeier (rechts) ist gegen den Neubau, will aber kein Öl mehr ins Feuer gießen.

„Bergzeit“ möchte auf dem letzten großen Grundstück im Otterfinger Gewerbegebiet seine Firma ausbauen. Doch ein Anlieger hat etwas dagegen und sein Schreiben sorgt in Otterfing für Aufruhr. Dieser Brief, der nicht nur an das Rathaus, sondern auch an die Gemeinderäte sowie die lokale Presse ging, war an Ulrike Stockmeier (FW), Gemeinderätin und zweite Bürgermeisterin, adressiert.

Gegenüber der Holzkirchner Stimme gibt sie sich jedoch „zutiefst verwundert“ darüber, dass das besagte Schreiben „mit brisantem Inhalt“ ausgerechnet mit ihr als Adressatin an die Öffentlichkeit ging: „Jeder andere Gemeinderat wurde schließlich auch angeschrieben.“

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Ablehnung aus Prinzip

„In aller Deutlichkeit“ möchte Stockmeier dennoch betonen, dass sie es war, die in der Gemeinderatssitzung am 23. Februar „als Einzige“ gegen das Bauvorhaben von „Bergzeit“ gestimmt hat. „Aber der Gemeinderat ist dafür: 16 zu 1, aussagekräftiger geht es fast nicht“, stellt sie auf Nachfrage klar.

Auch habe sie, nur soweit stimme sie mit dem Schreiben des Anliegers überein, mehrmals „deutlichst“ nachgefragt, ob denn alle Unterschriften der Grundstücksnachbaren vorliegen würden – und habe darauf „deutlichst keine Antwort bekommen“, wie sie sagt. Abgelehnt habe Sie die Pläne aber aus Prinzip.

„Persönlich bin ich gegen den riesigen Bau“, meint die Gemeinderätin auf Nachfrage. Auf dem 14.000 Quadratmeter großen Grundstück soll eine knapp unter 10 Meter hohe Logistik-Halle mit 89 mal 84 Metern entstehen.

Auf einem 14.000 Quadratmeter großen Areal will "Bergzeit" ein Logistikzentrum bauen.
Das Grundstück, um das sich die Diskussionen in Otterfing drehen: Auf 14.000 Quadratmeter will “Bergzeit” ein Logistikzentrum bauen. / Archivbild

Bis zu 100.000 Artikel sollen hier gelagert werden und täglich sollen bis zu 7.000 Pakete das Lager verlassen, erklärte Bergzeit-Geschäftsführer Maximilian Hofbauer gegenüber dem Merkur. Das würde bedeuten, dass das Unternehmen seinen derzeitigen Regelbetrieb durch das neue Logistikzentrum um das Siebenfache steigern würde. Für Stockmeier eindeutig zu groß:

Ich will sachlich bleiben und nicht den Revoluzzer spielen: Ich habe schon vor 20 Jahren gegen den Sportscheck gestimmt, weil ich solche Monster in Otterfing nicht für gut halte.

Für Bürgermeister Jakob Eglseder ist die Sorge jedoch unbegründet. Allein die Bezeichnung “Logistikzentrum” findet er schon übertrieben. Insgesamt will „Bergzeit“ rund 140 Mitarbeiter beschäftigen: zwischen 90 und 100 Mitarbeiter sollen, laut Eglseder, dann in der Verwaltung arbeiten und rund 40 in der Verpackung und Verladung.

Mehr Verkehr durch das neue Gebäude?

Dennoch befürchten einige Kommentatoren unter dem letzten HS-Artikel, dass der „Bergzeit“-Neubau für wesentlich mehr Verkehr sorgen könnte. Dabei fühlen sie sich an alte Zeiten erinnert:

Alle Firmen im ehemaligen Sportscheck-Gebäude haben viel zu wenige Parkplätze für ihre Mitarbeiter. So müssen diese PKW-Pendler ständig alle von der Gemeinde erstellten öffentlichen Parkbuchten im Umkreis nutzen.

Ein Leser fühlt sich zudem schon jetzt „sehr stark an die Zeiten Sportschecks“ erinnert, „wo die LKWs aus aller Herren Länder sich die Reifen platt standen bis sie ent- und wieder beladen wurden“. Ein anderer sieht hingegen eher Vorteile im Bauvorhaben und kann das Verhalten des Anliegers nicht nachvollziehen:

Tja, selber schuld, wenn man spart und im Gewerbegebiet wohnt. Damit muss man dann halt leben, neben noch größeren Firmen zu wohnen. Aber sich derart daneben zu benehmen und Nachteile für die Gemeinde zu erfinden, weil es einem stinkt eine Firma als Nachbar zu bekommen, ist einfach nur lächerlich.

Stockmeier will in Otterfing indes „kein Feuer mehr schüren“ und stellt sich jetzt – auch, wenn sie dagegen gestimmt hätte – auf die Seite des Gemeinderats: 16 Gemeinderäte wären mit dem Preis für das Grundstück und dem Abwicklungsvorgang anscheinend zufrieden und hätten deshalb dafür gestimmt.

Im Zuge der Bebauungsplanauslegung gebe es jedoch noch Gelegenheit für den Anlieger schriftlich Einwände bezüglich des Verkehrs oder auch des Lärmschutzes vorzulegen. Auch würden die Gemeinderäte in den Sitzungen natürlich weiterhin in Sachen Verkehr und Lärmschutz nachhaken, schließt Stockmeier zuversichtlich.

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