Dass ein Weltcup eine große internationale Werbewirkung für die Region hat, ist nicht nur bei Fachleuten unbestritten. Doch lohnt sich der immense Aufwand, kann so ein Event überhaupt noch von Ehrenamtlichen organisiert werden und was bleibt letztlich finanziell vor Ort hängen?
“Ehrenamt stößt an seien Grenzen”
Dies sind Fragen, die natürlich auch Georg Reisberger, Vorstand des SC Ostin und Cheforganisator des Weltcups umtreiben: „Wir stoßen beim Ehrenamt eindeutig an unsere Grenzen. Ein kleines Team hat sich die letzten sechs Monate fast hauptberuflich um die Organisation gekümmert.“ Das könne man auf Dauer niemanden zumuten. Es brauche einen Mix aus Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen. Schließlich wolle man höchste Qualität liefern und so ein Weltcup sei schließlich „kein kleines Ministrantenrennen“.
Reisbergers Ziel ist es, den Weltcup alle zwei Jahre im Tegernseer Tal fest zu etablieren. Die Entscheidung hierüber liegt allerdings nicht beim SC Ostin, sondern bei dem Internationalen Skiverband (FIS). „Wir haben letztes Jahr auch nicht gesagt, wir machen das, sondern die FIS ist auf uns zugekommen, nachdem die beiden bisherigen Skicross-Standorte Grasgehren im Allgäu und Bischofswiesen kurzfristig ausgefallen waren“, so Reisberger.
Geplant war ein Zweijahresrhythmus im Wechsel mit Grasgehren, doch konnte dort auch in diesem Jahr der Weltcup nicht stattfinden. Deshalb sprang der SC Ostin kurzfristig ein. Das milde Wetter machte den Vorbereitungen dann – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Strich durch die Rechnung.
Sponsoren sind skeptisch
Schon im vergangenen Jahr war der Weltcup kein finanzieller Erfolg. Um die überregionalen Hauptsponsoren der Rennserie kümmert sich die FIS selber, der Skiclub spricht dafür regionale Sponsoren an. Einen großen Werbenutzen sieht zum Beispiel die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT).
Sie unterstützt die Veranstaltung deshalb mit 20.000 Euro. Betrachtet man die Sendezeit im Fernsehen und die Nennung des Tegernseer Tals in den Programmheften und in der Berichterstattung, ist dies gut investiertes Geld. Hätte die TTT diese Reichweite selber bewirken wollen, wäre es sicherlich viel teurer gekommen.
Doch bei den privaten Unternehmen sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher. Der generelle Nutzen wird gesehen, aber viele lokale Unternehmer fragen sich, welcher zusätzliche Effekt durch den eigenen Sponsoringbeitrag erzielt wird. Steigen die Übernachtungszahlen, wird mein Restaurant stärker ausgelastet, werden meine Produkte häufiger gekauft oder kommen die Zuschauer und Sportler später wieder in die Region und lassen Geld hier?
Petra Berger, bei der TTT unter anderem zuständig für die Übernachtungsstatistik, kann dazu noch nichts sagen: „Die Zahlen für Februar 2015 liegen uns noch nicht vor.“ Eine Einschätzung will sie nicht abgeben. Peter Rie, Veranstaltungsmanager der TTT merkte allerdings an, dass man letztes Jahr mit bis zu 300 Sportlern, Aktionären und Begleitpersonen rechnen konnte, die alle in Hotels untergekommen sind. „Das merkt man dann natürlich schon“, so Rie.
Doch auch bei den Talgemeinden ist die Bereitschaft, zusätzlich Geld zu geben, sehr verhalten. Schließlich würde der Betrag der TTT letztlich aus den Haushalten der Gemeinden, die inzwischen alleinige Gesellschafter der TTT sind, kommen. Besonders im Gmunder Gemeinderat wurde der Nutzen für den Ort sehr kritisch gesehen. Der Werbeeffekt für Gmund sei marginal und komme eher dem gesamten Tal zugute, hieß es.
“Die Chancen stehen gut”
Hinzu kommen die Unsicherheiten des Klimas. Mehrere Absagen, weil der Schnee fehlt, könnten sich die Organisatoren nicht leisten. Und den Oedberg zu einem Zentrum des Skicross auszubauen, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, wäre nicht einfach, wie Ernst Lehmhofer, Pressesprecher der Skivereine Tegernseer Tal und Ski Cross Weltcup am Oedberg erklärt.
„Wenn wir hier den Skicross den ganzen Winter über etablieren wollen, müssten größere Investitionen und Baumaßnahmen getätigt werden“, meinte er. Ob da die Politik, besonders der Naturschutz, mitspiele, sei fraglich. Ganz abgesehen von dem riesigen finanziellen Aufwand.
Ende März ist die Skicross-Saison zu Ende, vor Mai werde wohl keine Entscheidung über die Austragungsorte fallen. Reisberger bleibt aber trotz Absage optimistisch. „Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, eine solche große Veranstaltung zur Zufriedenheit aller zu organisieren und notfalls, wie in diesem Jahr, auch kurzfristig einzuspringen.“ Die Chancen meint er, stehen also gut.
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