Lokale und globale Fragen zu unserem Essen

Dass das Jahr 2013 mit großen Entscheidungen aufwarten wird, ist keine Frage. In Deutschland stehen zum Jahresanfang Wahlen in Niedersachsen an, im Herbst ist die Bundestagswahl. In Bayern fast zeitgleich Landtagswahlen. Und auch im Tegernseer Tal gibt es kurz darauf wieder Kommunalwahlen.

Das Thema Landwirtschaft wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Und zu diesem Bereich gibt es viele Fragen. So viele, dass man fast den Überblick verliert. Wir haben etliche Antworten zusammengestellt.

Was ist eine Gemeinsame europäische Agrarpolitik (GAP)?

Wenn in Brüssel die europäischen Finanzmittel verteilt werden, dann hat das auch für unsere Bauern im Tal entscheidende Auswirkungen. Ganz vereinfacht dargestellt geht es darum, ob Subventionen in Zukunft nach der zu bewirtschaftenden Fläche (hier würde der „große Ackerbauer“ profitieren!) oder nach den geleisteten Arbeitsstunden (dann würde der „kleine, fleißige Bauer“ profitieren!) ausgeschüttet werden.

Auf youtube erhält meinen einen prima Überblick, um was es geht:

Anzeige

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Werden eher große „Agrarfabriken“ gefördert oder die kleinstrukturierte bäuerliche Landwirtschaft?
Im Endeffekt geht es dabei nicht nur um „große“ Landwirtschaftspolitik, sondern auch darum, welchen Stellenwert man, gentechnikfrei und fair erzeugten Lebensmitteln gibt. Denn dafür müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Schweine-, Rinder- oder Hühnerställe mit Tausenden von Tieren, die niemals das Tageslicht sehen, wirken dabei mehr als fehl am Platz.

Einer unter industriellen Vorgaben organisierten Landwirtschaft muss Einhalt geboten werden, sind viele bäuerliche Verbände, Natur- und Tierschützer, Erzeugergemeinschaften und nicht zuletzt viele Verbraucher der Meinung.

Warum ist Agro-Gentechnik umstritten?

Auch um die Agro-Gentechnik tobt seit Jahren ein heftiger Streit. Global und auch bei uns im Landkreis. Obwohl Bürger die Gentechnik auf dem Acker überwiegend ablehnen und das immer wieder durch Unterschriftensammlungen und Demonstrationen kundtun, scheinen manche Politiker da anders zu denken und zu handeln.

Nach einer Emnid-Umfrage waren beispielsweise im Jahr 2009 rund 80 Prozent der Bayern für ein Anbauverbot des Gen-Maises MON810. Gen-Mais wird verfüttert und landet damit als Käse, Milch, Eier oder Fleisch auf unseren Tellern. Aber auch über Öle können gentechnisch veränderte Bestandteile beim Menschen ankommen. Dabei sind die gesundheitlichen Folgen noch unzureichend geklärt.

Wofür setzt sich die Civilcourage Miesbach ein?

Georg Hahn von der Arbeitsgruppe Zivilcourage Agro-Gentechnikfreier Landkreis Miesbach setzt sich seit langem gegen Gentechnik ein. Im April 2013 feiert die Bürgerbewegung ihr fünfjähriges Jubiläum. Dann soll zurückgeblickt werden auf die bewegten Anfangsjahre, als Georg und seine Mitstreiter schwer beschäftigt waren.

Georg Hahn von der Zivilcourage Miesbach
Mehr als 25 Vereine, Verbände und Unternehmen arbeiten zusammen. Unter anderem auch die Naturkäserei. Zu Anfangszeiten gabe es heftige Diskussionen um das Thema, auch mit Gentech-Befürwortern im Landkreis. Gentech ist ein langfristiges Thema. Gerade geht es weniger um das Thema „Agrogentechnikfreier Landkreis“, denn da sei man auf einem guten Weg, wie Hahn meint.

Jetzt seien andere Themen in den Vordergrund gerückt. Beispielsweise, die Erhaltung von kleinbäuerlichen Strukturen. Oder zuzusehen, dass die Landwirte nicht noch abhängiger werden. Dass man die kleinbäuerlichen Strukturen erhalte. Oder dass es nicht noch mehr Patente auf Tiere und Pflanzen gebe. Wie viele der Kritiker der Agro-Gentechnik stört auch die Miesbacher die laxe Zulassungspraxis gentechnisch veränderter Pflanzen.

Etliche von ihnen beteiligten sich an einer Demonstration gegen die Patentierung von Pflanzen Ende November vor dem Europäischen Patentamt in München, wo die Zulassungen erteilt werden.

Allein im Jahr 2010 wurden 350 Patente auf Pflanzen beantragt und 200 davon erteilt. Bei dem Großteil dieser Patente handelt es sich um gentechnisch manipulierte Pflanzen. Doch die Patentierung von Pflanzen aus konventioneller Züchtung nimmt stetig zu.

Welche Risiken bergen Patente auf Pflanzen und Tiere?

„Einige wenige Konzerne übernehmen durch Patente auf Pflanzen und Tiere zunehmend die Kontrolle über alle Stufen der Lebensmittelerzeugung“, heißt es in der Einladung zur Demonstration. Und weiter: „Damit können sie in Zukunft bestimmen, was angebaut wird, welche Lebensmittel in den Handel gelangen und wie viel sie kosten. Dabei sind Patente eigentlich gewerbliche Schutzrechte für eine Erfindung.

Pflanzen, Tiere und einzelne Gene mit bestimmten Eigenschaften sind jedoch keine Erfindung. Sie und ihre Eigenschaften wurden nicht neu erschaffen, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt entdeckt.“ Bei der Demo vor vier Wochen ging es vor allem um die sogenannte „Schrumpeltomate“. Mit dem Tomaten-Urteil wird entschieden, ob Grundnahrungsmittel patentiert werden dürfen und so das gesetzliche Verbot einer Patentierung von Pflanzensorten und Züchtungsverfahren weiterhin umgangen werden kann, indem bestimmte Eigenschaften als Erfindung und damit als patentierbar gelten.

Wie geht es weiter?

Das Thema Patente wird auch weiterhin aktuell bleiben. Auch das Thema Agro-Gentechnik wird nicht nur die “Zivilcourage” beobachten. Denn dass diese an sich problematisch ist, weil gentechnisch veränderte Organismen offenbar nicht mehr rückholbar sind, scheint mittlerweile in der Öffentlichkeit angekommen zu sein. Der Geschäftsleiter des Vereins Testbiotech, Cristoph Then vertieft dieses Thema noch und sagt damit mehr, als so mancher vielleicht wissen möchte:

Man kann in Europa gentechnisch veränderten Mais sehr wohl wieder aus der Umwelt zurückholen. Zumindest was den Mais als vermehrungsfähige Pflanze betrifft. Man kann ihn dann nicht mehr zurückholen, wenn man ihn in Mittelamerika anbaut, wo die Pflanzen und ihre Verwandten heimisch sind, in die sich der gentechnisch veränderte Mais auskreuzen kann.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner