Löwis und der Shitstorm: Jobsuche heute

Am Wochenende beglückte der Landkreis Miesbach das Internet mit einer fragwürdigen Stellenanzeige. Die Folge: ein Shitstorm im Netz. Statt medial durch die Katzenklappe zu gehen, fühlt sich der Landkreis falsch verstanden. Wie geht es denn besser? Wir haben Profis gefragt. 

Da zog ein Unwetter auf. Tatort: Internet? Symbolbild / Foto: Redaktion.

Sonntag ging die Stellenanzeige online. Landrat Olaf von Löwis sitzt lächelnd am Schreibtisch, umgeben von vier Damen, die ihm den Hörer und die Mappen halten. Der 69-Jährige sucht eine Assistentin. Das Bild macht die Runde im Netz, erntet Spott und auch ein paar Beleidigungen und lässt die örtliche CSU – wieder einmal – hinterwäldlerisch ­– dastehen. Bei X (früher Twitter) möchte eine Leserin dem Landrat für “diesen Ausbund an Innovation und Gleichstellung das goldene Faxgerät überreichen.” Wieder andere vermissen das Anreichen einer Platte mit Schnittchen und einem Kaffee, andere verteidigen das Bild süffisant und vermerken positiv, dass “keine knien muss, und auch ein Kreuz ist nicht zu sehen. Eigentlich ziemlich progressiv.” 

Kurz: Ein Kommunikationsdesaster und das nur wenige Tage vor der Landtagswahl. Erst kürzlich wurde dem Landkreis eine eher mittelmäßige Beliebtheit bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern attestiert. Modernes Krisenmanagement rät in solchen Situationen zur offensiven Ehrlichkeit. Weil, ein Fehler, das kann passieren. Dazu ein wenig Selbstironie und nächste Woche redet kein Mensch mehr darüber. “Krisen wie früher im Hintergrund zu lösen, ist heute nicht mehr möglich”, warnt Krisen-PR-Profi Piskernigg gegenüber dem österreichischen Magazin “trend.” Verschlimmern können solche digitalen Stürme nur Gefälligkeitsbeiträge in der örtlichen Presse. Das sieht dann nach Hilflosigkeit aus. 

Aber wie geht es nun richtig? Wir haben Kolleginnen und Kollegen von RecruitingNOW gefragt. Sie suchen für Kunden im gesamten Voralpenraum und dem Schwarzwald nach Personal. Vertriebsleiter Maximilian Schuler erklärt: “Eine zu enge Stellenanzeige nimmt Potenzial. Sie sollte visuell und textlich möglichst breit angelegt sein. Eine Anzeige ist ja das Schaufenster des Unternehmens, wirkt wie Werbung. Da muss alles stimmen und man will ja Menschen ansprechen und motivieren und nicht Bewerber von vornherein ausschließen”. Ist das Werben im Netz für Stellen heute Standard?

“Absolut”, findet Schuler, “Linkedin, Instagram, Facebook und andere digitale Plattformen sind Standard, haben aber auch Spielregeln. Wer heute nur im Printbereich Stellenanzeigen schaltet, versteht das Geschäft nicht.” Was sind denn das für Spielregeln? “Nun, eine Anzeige bei Insta oder Linkedin wird eben unter Umständen kommentiert. Es ist keine kommunikative Einbahnstraße. Dieses Feedback muss man im Kopf haben als Profi, am besten antizipieren; und wenn es schiefläuft, souverän damit umgehen. Nichts ist schlimmer, als trotzig dazustehen. Wir helfen da gern in der Vorbereitung. In einem Arbeitnehmer-Markt hilft es, sich von Profis beraten zu lassen oder gleich eine Agentur zu beauftragen.” 

Bei erfolgreichen Unternehmen ist angekommen, dass Menschen unterschiedlich sind und es Sinn ergibt, auch die Bildsprache zu beachten. Der Fotodienst Unsplash hat das verstanden. Foto: Brooke Cagle / Unsplash.

Vermutlich ist es weniger die unglückliche Stellenanzeige, als das Beharren darauf, dass das schon in Ordnung sei. Auch das hat zur Konsequenz, dass der Landkreis jetzt bundesweit durchs digitale Dorf getrieben wird. Für seine Rückständigkeit. Und jetzt für seine Sturheit.

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