1878: Der Lehrer Johann Nepomuk Steindl macht sich mit seinen Schülern auf und pflanzt Sommerlinden am Ortsrand Holzkirchens. So eng aneinander gepflanzt, sollte man die einzigartige Erfahrung machen können, zwischen den Bäumen zu wandeln und sie zu fühlen. Seitdem ist der Baumbestand ortsbildprägend für Holzkirchen und wird sogar weit über die Landkreisgrenzen hinaus in Kalendern abgebildet. Seit 1964 gilt die Steindlallee, die zum Kogel führt, offiziell als Naturdenkmal.
Damals wie heute dient sie den Holzkirchnern als Naherholungsgebiet mit Alpenpanoramablick. „Man merkt wie der Ort lebt“, erzählt Anwohnerin Christa Böhmer. Bei schönem Wetter wären an der Steindlallee viele Holzkirchner unterwegs, um vom stressigen Alltag auszuspannen.
Doch seit geraumer Zeit beobachtet sie, dass der Baumbestand in der Allee immer weniger wird. So wurde jetzt wieder eine alte Linde entfernt. „Mir ist es so wichtig, dass man die für die Holzkirchner so wertvolle Allee nicht kaputtgehen lässt“, stellt Böhmer klar. Die uralten Bäume hätten ein gewisses Bestandsrecht.
Landratsamt bezieht Stellung
Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) ist der Fall bisher noch unbekannt. Die Gemeinde Holzkirchen sei natürlich stark am Erhalt der Steindlallee und des Kogels als Naherholungsgebiet interessiert. „Die Steindlallee ist ein ausgewiesenes Naturdenkmal“, weiß er.
Deshalb sei das Landratsamt für Fällarbeiten zuständig. Dieses müsste auch die „Verkehrssicherung“ gewährleisten und marode Bäume hin und wieder fällen, erklärt Löwis. Trotzdem würde die Gemeinde sonst vor Fällarbeiten informiert.
Auf Nachfrage erklärte Gerhard Brandl, Pressesprecher des Landratsamts Miesbach, jetzt den Grund: „Der kürzlich gefällte Baum war stark vom Brandkrustenpilz befallen“, weiß er. Um eine Gefährdung für Anwohner und Spaziergänger auszuschließen, hätte er zügig beseitigt werden müssen. Doch schon morgen soll an selber Stelle eine neue Linde gepflanzt werden, stellt er in Aussicht.
Das will Anwohnerin Christa Böhmer auf jeden Fall „nachkontrollieren“, damit Holzkirchens landschaftliche Vorzüge nicht weiterhin entstellt würden. Als aktives Mitglied im Bund Naturschutz will sich Christa Böhmer zudem dafür einsetzen, dass man künftig vor Fällarbeiten informiert werde, um zu prüfen, ob die Bäume überhaupt krank wären.
Die Gefahr für den Kogel und die Steindlallee ist trotzdem in Zukunft noch nicht gebannt. Die Gemeinde Warngau schlug erst kürzlich eine Alternative zur Südumgehung vor. Diese würde dann direkt durch das Nacherholungsgebiet der Holzkirchner laufen.
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