Macht es ein Manuel Neuer besser als Bayern?

Nach langem internem Ringen und einer zweifachen Verschiebung der entscheidenden Sitzung im Haushaltsausschuss des Landtages, hatten es Manuel Neuer und Johannes Rabl endlich geschafft. Sie sind die neuen Betreiber des Forsthauses Valepp. Doch einige bleiben enttäuscht zurück.

Manuel Neuer kam im Mai schon mal mit dem Radl zu Ortstermin – ein erster Schritt hin zur “autofreien” Valepp?

In vielen Medien wurde die Entscheidung des Haushaltsausschusses im Landtag pro Erbpachtvertragvergabe an einen privaten Investor abgefeiert. Doch bleibt bei vielen auch eine Woche nach dem Beschluss ein fader Beigeschmack. Was jedoch weniger an den Investoren Fußballprofi Manuel Neuer und Hotelier Johannes Rabl, beide aus Tegernsee, liegt, sondern vielmehr an der Rolle des Freistaates in dieser Geschichte.

Erst verfallen lassen und dann verscheuern

Der Freistaat entschied sich letzten Dienstag mehrheitlich, die Verantwortung für das denkmalgeschützte Gebäudeensemble in der Valepp an einen privaten Investor zu übergeben (wir berichteten). Das Forsthaus befindet sich aktuell in einem baufälligen Zustand. Die Sarnierungskosten wurden von Rabl und Neuer ursprünglich mit mindesten vier Millionen Euro beziffert. Allerdings steigen gerade die Preise im Bausektor drastisch. Als Verantwortlichen für den bedauerlichen Zustand des historischen Gebäudekomplexes machten die Gegner des Projektes die Bayerischen Staatsforsten aus, zu deren Aufgaben es gehört habe, das Forsthaus zu bewahren und erhalten.

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Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal jedenfalls ärgert die jahrelange Untätigkeit des Freistaates: “Was trotz aller zur Schau gestellten Zufriedenheit viele Menschen bewegt, ist die Tatsache, dass ein Staatsbetrieb sich seiner Verantwortung für den Erhalt eines jahrhundertealten wertvollen Kulturerbes nicht bewusst war und es schlichtweg hat verkommen lassen.”

Verkaufsschublade für geöffnet erklärt

In diese Kerbe schlagen auch andere Kritiker, die auf der Seite der Petenten standen oder es selbst waren. So auch Hans Kornprobst, der ehemalige Forstbetriebsleiter der Staatsforsten in Schliersee, der sich heute – trotz Ruhestand – beim BUND engagiert:

Das hat die Staatsregierung die Verkaufsschublade mal ganz weit aufgemacht. In Schloß Neuschwanstein und anderen Prestigeobjekten im Land fließen Millionen, doch beim Fortshaus machen sie den Ausverkauf.

Kornprobst treibt die Sorge um, dass das Beispiel der Abgabe der denkmalgeschützten Gebäude in der Valepp Schule machen wird. Es sei einfach unverantwortlich und auch vermeidbar gewesen, dass diese Kulturgüter der Obhut und Verantwortung des Landes entzogen wurden. Besonders da der Freistaat es zuvor unterlassen habe, die Gebäude zu erhalten und zu pflegen, wie es die Verantwortung der Bayerischen Staatsforsten gewesen wäre.

Auch Claudia Köhler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), die für den Wahlkreis Oberbayern im Landtag sitzt sieht die Entscheidung der letzten Woche kritisch: “Ich hätte mir gewünscht, dass der ganze Prozess, wenn es denn zu einer Vergabe des Erbaurechtes kommt, besser genutzt worden wäre. Zum Beispiel im Vorfeld ein Verkehrskonzept mit allen Beteiligten und eine touristische Verkehrslenkung auf den Weg zu bringen.” Dazu hätte nach Meinung der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen, auch das Wirtschaftsministerium mit ins Boot genommen werden müssen.

Es ist ärgerlich, dass hier eine große Chance verpasst wurde, den Individualverkehr mit einem nachhaltigen Konzept aus den Bergen zu verbannen und damit auch gezielt die Touristenströme zu lenken.

Mit diesen Äußerungen zielt die Landtagspolitikerin, die selbst in der entscheidenden Sitzung saß, auf eine der bekannt gemachten Bedingungen für die Vergabe des Erbpachtrechtes ab. Es sollen danach weiterhin private Fahrzeuge die Mautstraße ins Valepper Tal befahren dürfen. Die Anzahl soll allerdings mit Hilfe einer digital gesteuerten Schranke auf 100 Wanderer und Gasthofgäste begrenzt werden.

Was, wenn das Konzept im Winter nicht funktioniert?

Sanktjohanser, der mit dem Verein zum Schutz der Berge e.V. die gescheiterte Petition eingereicht hatte, sieht die “Geschichte” in keinem Fall als erledigt an. “Wir stehen jetzt erst am Anfang unserer Bemühungen, um die Valepp”, berichtet der Bergschützer und ergänzt: “Unsere Bedenken und Forderungen, die wir in der Petition zusammengefasst haben, werden wir weiter in die Öffentlichkeit tragen.

Auch die Forderungen nach der “Autofreiheit” der Valepp für den Individualverkehr, werden, so Sanktjohanser im Gespräch, die Skeptiker weiter offensiv vertreten. Immerhin liege das Forsthaus im Landschaftsschutzgebiet Rotwand, der Zone C des Alpenvereins, der Natura 2000 und in einem FFH Gebiet. Das Winterkonzept des Gasthofes von Rabl und Neuer, hält er, wie sein Kollege Kornprobst, weiterhin für mehr als problematisch.

Ich lebe seit Kindesbeinen an in den Bergen. Wenn dahinten im Tal mal richtig Schnee kommt, kommt da kein Hotelgast mehr rein oder raus.

Und was passiere, wenn die Betreiber erkennen, dass mit allen Naturschutzauflagen die in den Genehmigungsverfahren kommen werden und der schwierigen Wintersituation da oben ihr Konzept nicht funktioniert?, fragt sich Sanktjohanser. Werde dann das Konzept der Investoren angepasst oder die Rahmenbedingungen gelockert?

Da aber noch nicht alle Einzelheiten aus dem Erbpachtvertrag und dem Beschuss bekannt seien, konzentriere man sich beim Verein auf den nun beginnenden Genehmigungsprozess, wie Santjohanser erklärt. Diesen wolle man genau beobachten, begleiten und immer wieder auch hinterfragen.

Manuel Neuer und Johannes Rabl dürfen das Forsthaus Valepp betreiben.

Dennoch besteht auch bei allen Skeptikern Hoffnung, dass die von den Investoren im Vorfeld gemachten Ankündigungen an die Naturschützer eingelöst werden. Wie zum Beispiel die “Autofreiheit” der Valepp im Individualverkehr oder die nachhaltige und ökologische Gestaltung des Gasthauses sowie auch den gelebten Respekt gegenüber der Natur dort im Aussenbereich. Vielleicht gelingt es ja tatsächlich den Herren Neuer und Rabl der Bayerischen Landesregierung aufzuzeigen wie man ein historisches Gebäude wie das Forsthaus erhalten und betreiben kann. So man nur den nötigen Willen hat es gut zu machen und das nötige Kapital. An diesen Versprechungen werden sich nun der Nationaltorhüter und sein Partner in der Zukunft messen lassen müssen.

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