Wahrscheinlich hatte man die Bienen als Thema genommen, weil die fleißigen Tierchen Sympathieträger für viele Menschen sind. Und viele Menschenstimmen waren nötig zum Erfolg des Volksbegehrens: fast eine Million bayernweit. Letztendlich zu dem Zweck, zukünftig eine Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes zu erreichen.
Volksbegehren knackt 10-Prozent-Hürde
Seit kurzem stehen sie fest – die konkreten Zahlen der abgegebenen gültigen Stimmen in den Rathäusern. Mit 17,9 Prozent reiht sich der Landkreis Miesbach in den Landesdurchschnitt ein. Laut SZ ist die geforderte Zehn-Prozent-Hürde geschafft. Mit bis zu 17 Prozent Zustimmung hatten die Initiatoren am frühen Mittwochabend gerechnet, später kam dann sogar eine Hochrechnung, die das Volksbegehren bei 19,5 Prozent gesehen hatte.
Auch in den fünf Tegernseer Tal-Rathäusern hatten sich allein am gestrigen Mittwoch noch rund 500 Abstimmungswillige eingefunden. War am Dienstag noch nicht in allen Orten die Zehn-Prozent-Hürde geknackt, so schaffte man dies am gestrigen Mittwoch.
Hier die Zahlen zu den endgültig abgegebenen Stimmen in den Rathäusern (laut Einwohnermeldeamt bzw. Geschäftsleitung der Gemeinden):
- Tegernsee: 443
- Gmund: 822
- Rottach-Egern: circa 600
- Kreuth: 311
- Bad-Wiessee: 482
„Toll, dass sich die Bevölkerung so einsetzt!“
Landrat Wolfgang Rzehak begrüßt den Ausgang der Abstimmung. Es sei das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte Bayerns gewesen. „Ein historischer Tag für Naturschützer!“ Diesen Titel von Politiker-Kollegen Anton Hofreiter und Ludwig Hartmann kann auch Rzehak für gut heißen.
Er lobt die Bürger für ihr Engagement. Vor 20 oder 30 Jahren sei man als „strickender, langhaariger Müsliesser“ verlacht worden, wenn man zu sehr seine „Grüne Seite“ gezeigt hätte. Jetzt sei sich für die Umwelt einzusetzen endgültig in der Gesellschaft angekommen. Es müsse sich viel ändern, fordern Naturschützer seit Jahren (und Jahrzehnten). Und meinen damit auch das rasante Artensterben. „Seit 1986 bin ich in der Politik tätig“, erzählt Landrat Wolfgang Rzehak. In dieser Zeit habe sich viel verändert. “Nach einer Autofahrt war damals die Frontscheibe voller Insekten gewesen, das sieht man heute gar nicht mehr.“
Rzehak prangert das Artensterben an. Auch im Volksbegehren-Flyer werden Zahlen genannt. Danach sind 54 % aller Wildbienen, 75 % aller Tagfalter sowie 75 % aller Fluginsekten verschwunden. Und in Bayern gibt es nur noch halb so viele Vögel und sehr viel weniger Wildblumen wie vor 30 Jahren. Alles in der Natur ist miteinander verbunden. Fehlt ein Glied, so könnte dies weitreichende Folgen haben. Auch für uns Menschen. Zum Beispiel geht es um die Bestäubung von Obst und Gemüse. Mit dem Volksbegehren soll eine ökologische Landwirtschaft erreicht werden.
„Beide Seiten – Natur und Bauern – müssen gewinnen.“
Eine Forderung aus dem vorgenannten Flyer, die auch der Landrat unterstützt. Bereits 30 Prozent Bio-Bauern gebe es im Landkreis, freut er sich. Ökologische Leistungen müssten vom Staat besser gefördert werden, fordert er. Landwirte werden in der Öffentlichkeit häufig alle in einen Topf geworfen – den der Agrarindustrie. Danach ist die Politik in der Hauptsache darauf fixiert, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungswirtschaft zu puschen.
Die Realität zeigt, dass von EU-Subventionen aber vor allem Großbetriebe profitieren. Kleine Familienbetriebe sterben seit Jahren weg – wie die Bienen. Vor allem diese Landwirte sind es, die nicht als Sündenböcke für das Artensterben dastehen möchten.
Aber dass bei uns hier im Tegernseer Tal, in dem es vorwiegend Grünlandbetriebe mit überwiegend Weidehaltung der Kühe und den Jungtieren gibt, die Forderungen der Umweltinstitutionen fast schon erfüllt sind, das sollte uns schon sehr freuen.
Dies schreibt Josef Bogner, Aufsichtsratsvorsitzender der Naturkäserei TegernseerLand eG in seinem Brief an unsere Redaktion. Er begrüßt das Volksbegehren und deren positiven Ausgang. Es müsse sich jedoch grundsätzlich etwas ändern. Und vielleicht sei ein Volksbegehren sogar der richtige Weg um etwas zu initiieren. Aber nur zu unterschreiben, dies sei zu wenig. Bogner fordert Taten statt Worte.
„Rettet die Bienen“ hat viele Menschen zu Unterschriften bewogen, ich möchte nicht wissen wie viele davon zu Hause einen Mähroboter haben der tagtäglich ohne Rücksicht auf nur ein blühendes Blümchen seinen Dienst erbringt.
Auch der Landrat könnte da einen Schritt in Richtung Artenvielfalt machen, meint er. Denn z.B. auch am großen Gelände vor dem Krankenhaus Agatharied täte ein Mähroboter in der Vegetatitonszeit seinen Dienst. Bogner fordert Einschränkungen für alle, seien es gemeindliche Bauhöfe, Kleingärtner und auch alle Bürger.
Man könne viel zur Artenvielfalt beitragen, durch Veränderungen in unterschiedlichsten Bereichen meint Bogner. Rasenroboter, Laubsauger oder Gift im Garten, die Insekten gefährden, sollten passè sein. „Vielleicht können wir in fünf bis zehn Jahren schreiben: Tegernseer Tal – Vorreiter in Sachen Ökologie, im Denken, Wirtschaften und Handeln! Schauen wir dass es zumindest „vor der Haustüre“ klappt.“
SOCIAL MEDIA SEITEN