Ihr früherer Lebensgefährte war bereits vor Gericht erschienen. Und auch Aussagen der Polizisten werfen kein gutes Licht auf Uschi D.
Am vergangenen Donnerstag begann der Prozess für Uschi D. am Münchner Landgericht in der Nymphenburger Straße. Jetzt wurde ihr Lebensgefährte Helmut B. vernommen. Sichtlich unangenehm war es ihm, dass er vor Gericht aussagen musste. Eine Mitarbeiterin musste ihn bis in den Zeugenstand begleiten.
Seine ehemalige Lebensgefährtin Uschi D., die des Mordes, des Betruges und der Urkundenfälschung angeklagt ist, hatte bereits über ihre Beziehung zu ihrem Partner ausgesagt. Ihren späteren Lebensgefährten hatte sie in der Wiesseer Schlemmer-Klinik kennengelernt, in der sie wegen Depressionen in Behandlung gewesen war. Krankheit, Alkoholprobleme, Insolvenzverfahren, so lauten die Stationen der heute 49-Jährigen. Rückblickend konnte die neue „große Liebe“ die Angeklagte offenbar ein wenig trösten, trotzdem war sie von Depressionen gezeichnet.
Geldsorgen belasten die Beziehung
Anfangs sieht alles nach einem guten Neuanfang aus. Uschi D. zieht im Jahr 2009 mit Helmut B. zusammen. Zwar ist er nicht wohlhabend, sondern arbeitslos und krank, doch die Beziehung läuft gut. Helmut B. fühlt sich in einer glücklichen Partnerschaft, wie er dem Gericht erzählt. Zusammen leben die beiden mit wenig Geld in einer 38-Quadratmeter-Wohnung.
Als die beiden seinen 50. Geburtstag feiern, gibt es erste Irritationen. Uschi D. hatte darüber bereits vergangenen Donnerstag in der Verhandlung gesprochen. Ihr ehemaliger Lebensgefährte bestätigt dies bei seiner Vernehmung. Er sei sauer gewesen, dass sie ohne Handtasche und Geldbeutel mit ihm auf einen Ausflug gefahren sei, sagt sie aus. Ein erster Beziehungsbruch, wie beide erklärten.
Trotzdem leben sie weiter zusammen. Als im März 2012 das Arbeitsverhältnis von Uschi D. nicht verlängert wird und sie auf der Straße steht und Hartz 4 beantragen muss, gerät ihre Welt offenbar endgültig ins Wanken. Doch was Uschi D. wirklich fühlt, denkt und tut, scheint Helmut B. rückwirkend nicht mitzubekommen. Ihren dritten Selbstmordversuch sieht er persönlich schließlich als das Beziehungsende. Gemeinsam beschließen sie zumindest eine räumliche Trennung.
Die Tat hat Uschi B. sich nicht anmerken lassen
Sie zieht in eine eigene Unterkunft in Bad Wiessee, leidet weiter unter Depressionen. Trotzdem sind sie noch ein Paar. Helmut B. kümmert sich um sie, sie gehen manchmal gemeinsam einkaufen. Auch am Abend nach dem Mord an der Boutiquebesitzerin Ursula M., dem 5. November 2012, ist er bei ihr. Er bringt ihr Medikamente gegen ihre starke Erkältung. Sie sei an dem Abend unverändert gewesen, berichtet er vor Gericht.
Auch in den Wochen nach dem Mord bemerkt er, laut eigener Aussage, keine Verhaltensänderung. Wollte sie das Geld des Opfers, um ihrem Lebensgefährten „ein besseres Leben zu bieten“? Mit einer klaren Antwort auf diese Frage können weder Uschi D. noch Helmut B. dienen.
Eigentlich habe sie nur die Geldtasche des Opfers rauben wollen, sagt Uschi. D. Doch die Geschäftsfrau habe sich bei dem Übergriff gewehrt. Damit habe sie nicht gerechnet. Quasi „aus Versehen“ sei ein Kampf entstanden, bei dem sie die 65-Jährige erdrosselt hätte. Das sei keine Absicht gewesen. Sie sei zwar die Täterin, aber mit Absicht gehandelt habe sie nicht.
Mit 2.000 bis 3.000 Euro Beute hätte sie eigentlich gerechnet, hatte die Angeklagte vergangene Woche ausgesagt. „Ich wollte immer mal eine größere Wohnung mieten, ein paar Tage sorgenlos leben. Damit man den Kopf nicht so voll hat. Mal wegfahren oder so“, so begründet die 49-Jährige ihre Tat. Erbeutet hatte sie real nur eine kleine Summe: 250 Euro sowie Bank- und Kreditkarten des Opfers.
Helmut B. bekommt von dem Überfall wohl nichts mit. Er schreckt erst auf, als er Ende November, also vor gut einem Jahr, ein Fahndungsfoto in der Zeitung sieht. Der Nachbar hatte ihm Uschi D.s Foto gezeigt. Das macht Helmut B. nervös. Er drängt die Partnerin, zur Polizei zu gehen und zu beweisen, dass sie nicht die Person auf dem Foto ist. Sie befolgt seinen Rat, gibt eine Speichelprobe ab.
Kripo-Beamten beschreiben Angeklagte als kühl
Danach geht alles seinen Gang. Die Beweise sind erdrückend. Uschi D. wird verhaftet und von Beamten der Kriminalpolizei befragt. Der gewaltsame Tod der Boutiquebesitzern, so einer der Ermittler gestern vor Gericht, habe die 49-Jährige dabei nicht wirklich interessiert. Große Sorgen hätte sie sich allerdings um ihren Partner gemacht.
Denn für den Lebensgefährten, das ahnt Uschi D. zu diesem Zeitpunkt, bricht mit ihrer Verhaftung eine Welt zusammen. Sie hätte sich immer gut hinter einer Fassade verstecken können, sagte er am Montag vor Gericht aus. Heute haben die beiden keinen Kontakt mehr. Eine Karte zu ihrem Geburtstag Ende November habe er ihr noch geschrieben, erzählt sie. Aber zurückschreiben solle sie nicht mehr.
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