Markt ohne Partner

Eine Partnergemeinde macht nicht nur am Ortseingang was her. Aber selbst dort zeigt sie Weltoffenheit. Holzkirchens Streben nach einer Beziehung auf Gemeindeebene hat bisher noch keine Früchte getragen. Warum will sich keiner mit den Holzkirchnern “verbrüdern”?

Eine Gemeindepartnerschaft hat viele Vorteile: kulturell und wirtschaftlich. Fordert aber auch Engagement und Investitionen.
Eine Gemeindepartnerschaft hat viele Vorteile: kulturell und wirtschaftlich. Fordert aber auch Engagement und Investitionen.

Man kennt die Schilder von vielen Ortseinfahrten. Da steht hinter dem schlichten, der Straßenverkehrsordnung entsprechendem Ortseingangsschild häufig eine schmucke Tafel, die die Partnerschaft mit einer anderen Gemeinde in Europa verkündet.

Das macht was her und zeigt die Weltoffenheit des Ortes bereits bei der Einfahrt. Was aber noch viel wichtiger ist: In der Regel ist mit einer entsprechenden Partnerschaft ein reger kultureller Austausch verknüpft. Nicht nur die Politiker der Gemeinden statten sich gegenseitig Besuche ab. Häufig werden auch Schüleraustauschprogramme abgehalten.

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In vielerlei Hinsicht gewinnbringende Partnerschaften

Künstler und Vereine besuchen ihre Pendants im Partnerort. Es gibt Ausstellungen und Musikfestivals, sportliche Ereignisse. Wirtschaftliche Kontakte und Kooperationen werden geknüpft. Viele Gemeinden im Landkreis haben bereits entsprechende partnerschaftliche Beziehungen aufgenommen. Einige feierten sogar schon „Goldene Hochzeit“. So besteht beispielsweise die Partnerschaft zwischen Bad Wiessee und dem französischen Dourdan seit über 50 Jahren.

"Goldene Hochzeit" feierten Bad Wiessee und Dourdan bereits.
“Goldene Hochzeit” feierten Bad Wiessee und Dourdan bereits.

Tegernsee hat zwei Partner: Dürnstein in der Wachau (Österreich) und Kaltern an der Südtiroler Weinstraße (Italien). In Rottach-Egern ist man mit dem belgischen Diksmuide und dem italienischen Kastelruth befreundet. Gmund unterhält Beziehungen zu Fauglia in der Toskana. In Weyarn begrüßt man Freunde aus Mirabello in Italien.

Der Landkreis selbst pflegt Partnerschaften zu Borough of Tewkesbury (UK), dem Landkreis Zwickauer Land (Sachsen) sowie der Bezirkshauptmannschaft Schwaz in Tirol.

Lange Suche mit geringem Erfolg

In Holzkirchen arbeitet man schon seit längerem daran, ebenfalls eine entsprechende Gemeindepartnerschaft einzugehen. Dem Markt mit der höchsten Einwohnerzahl und einem hohen wirtschaftlichen Potenzial stünde eine derartige Kooperation auch gut zu Gesicht. Es heißt zwar „Drum prüfe, wer sich ewig bindet…“, aber von ewig prüfen, sagt der Volksmund nichts.

In der Vergangenheit, bis ungefähr 2014, wurde das Thema durch die Verwaltung sowie die Bürgerstiftung verfolgt. Dann schlief die Suche ein. Dabei war man durchaus aktiv. So hatten die Holzkirchner bereits bei interessierten Bürgern, Kindergärten, Schulen, Vereinen und Betrieben nach bereits bestehenden Kontakten zu anderen europäischen Gemeinden angefragt.

Die Fragebogenaktion wurde über die lokale Presse, die gemeindliche Homepage, das Gemeindeblatt, einen Infostand beim SommerZauber, per Newsletter und Rundschreiben beworben. Insgesamt habe man 17 Fragebögen bei der Verwaltung eingereicht, leider mit wenig Erfolg wie Ewgenia Boger, Öffentlichkeitsarbeit bei der Marktgemeinde Holzkirchen, erklärt:

Es gibt vereinzelte Projektvorschläge, konkrete Ergebnisse kamen bedauerlicherweise jedoch nicht heraus.

Dabei seien den Bürgern die Vorteile durchaus bewusst: Der kulturelle Austausch und das Vertiefen von Sprachkompetenzen lägen für die Einzelnen klar auf der Hand. Aber der Aufwand sei einfach zu hoch. Die Gemeinde setzt hierbei allerdings auch voll auf das ehrenamtliche Engagement der Holzkirchner und sieht diese durchaus in der Pflicht.

Ohne die Hilfe der Bürger geht nichts

„Eine Gemeindepartnerschaft hängt immens von den ehrenamtlich Engagierten ab und kann nur durch die Beteiligung der Holzkirchner Bürgerinnen und Bürger mit Leben gefüllt werden“, so Boger auf Nachfrage. Bei der Suche habe man sich mittlerweile geografisch auf Partner aus Südtirol fokussiert. Die Bürger fänden dagegen auch Großbritannien, Irland, Tschechien, Polen, Frankreich, Spanien, Griechenland, Norwegen oder Österreich durchaus interessant.

Als Auswahlkriterien hat Holzkirchen dagegen konkrete Vorstellungen: Der Bildungsaspekt stehe im Mittelpunkt. Die Entfernung müsse ebenso berücksichtigt werden, um lange Anfahrtswege und hohe Kosten zu vermeiden. Eine ähnliche Struktur der Gemeinden bezüglich Einwohnerzahl, Bildung, Wirtschaft, Religion sei durchaus sinnvoll. Doch von Gemeinden mit einer völlig anderen Struktur ließe sich einiges abschauen. In der Tat scheint man seitens der Gemeinde weiterhin Interesse an dem Thema zu haben. Allerdings hätte man auch gern, dass die Bürger sich des Projektes selbst annehmen.

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