Baurecht gilt – außer, das Maximilian brennt!

Ergänzung vom 25. Mai/15:18 Uhr
“Es geht nur noch darum, das Projekt Maximilan in einen rechtlichen Rahmen zu gießen”, so Bürgermeister Georg von Preysing am vergangenen Dienstag bei der Gmunder Gemeinderatssitzung. Thema war die Billigung des Bebauungsplans, den von Preysing zusammen mit dem Investor Ten Brinke bereits im März vorgestellt hatte.

Dieses Mal sollte dieser nur noch vom Gemeinderat endgültig abgesegnet werden. Und eigentlich lief alles planmäßig, bis auf ein paar Worte zum Schluss, die für ein paar Zuhörer wie der Aufruf zur Brandstiftung klangen.

Der Blick auf das Maximilian (links) und die beiden geplanten Neubauten. Zur großen Ansicht auf das Bild klicken.

In einer kurzen Präsentation erläuterte Bernd Munz, Geschäftsführer der Firma Lars Consult, noch mal die wesentlichen Eckpunkte. Wie schon im dritten Bebauungsplan aus dem Jahr 2003 bleiben die grundsätzlichen Parameter gleich. So dürfen zwei zusätzliche Gebäude auf dem Maximiliangelände in versetzter Lage gebaut werden. Der größte Unterschied zu den alten Plänen ist, dass alle Gebäude von der Firstrichtung her gen Süden verlaufen.

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Auch an Rollstuhlfahrer und Kinderwägen wurde gedacht

Zusätzlich zu dem Biergarten, Büros und Gästezimmern sind auch drei Verkaufsräume mit jeweils 950, 400 und 200 Quardatmetern Fläche eingeplant. Die Tiefgarage verläuft mit ihren 70 Stellplätzen fast unter dem kompletten Neubau. Eine Freitreppe, ein Aufzug und ein Rollband sollen unter anderem den geplanten Biergarten südlich des Maximilian und die Verkaufsflächen auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwägen begehbar machen.

Bei diesen Planungen wurde auch Anton Grafwallner, Gemeinderat und Behindertenbeauftragter des Landkreises, mit eingebunden.

Wer oder was genau die drei Gebäude am Ende bezieht, steht noch nicht fest. Das, so der Gmunder Bürgermeister, sei auch der Grund, wieso die genaue Fassadengestaltung noch nicht festglegt werden könne. Erst während der Bauzeit dürfte sich das klären.

Aufruf zur Brandstiftung?

Unabhängig von der Fassade richtet sich das gesamte Baurecht nach dem denkmalgeschützten Maximilian. Das bedeutet, dass Ten Brinke diesen auch zuallererst sanieren muss. Ein Umstand, der Bernd Munz zu der etwas eigenartigen Aussage verleitete: “Wenn aus welchen Gründen auch immer das Maximilian abrennen sollte, fällt das Baurecht weg.”

Ob Munz das ernst meinte, oder ob es sich nur um unglücklich gewählte Worte handelte, ist ein wenig unklar. Zumindest Georg von Preysing versuchte, die Situation ein wenig zu entschärfen. Lachend und feixend stellte der Gmunder Ortschef klar, dass es sich hierbei natürlich nicht um einen Aufruf zur Brandstiftung handelt. Nichtsdestotrotz bleibt ein fader Beigeschmack.

So oder so, die Entscheidung zugunsten des neuen Bebauungsplans fiel am Ende einstimmig. Damit ist der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zum sanierten Maximilianareal getan. Ein Areal, auf dem laut Georg von Preysing 90 Prozent der Wünsche aus der Bürgerwerkstatt realisiert worden sind. Eine Aussage, die zwar nicht ganz nachvollziehbar ist, da die Bürgerwerkstatt geschätzte 20 Nutzungsvorschläge hervorgebracht hat. Und 18 davon sind einfach nicht realisierbar.

Aber bei diesem Projekt geht es auch um den guten Willen. Die Bürger sollen das Gefühl haben, dass sie informiert werden und partizipieren können. So ist am 18. Juni ab 19:30 Uhr im Gmunder Neureuthsaal eine öffentliche Präsentation der Pläne angedacht. Die Bevölkerung soll auch weiterhin alle Schritte des Projekts Maximilian genau mitverfolgen können.

Außer, das Maximilian brennt bis dahin tatsächlich ab. Dann würde alles wieder von vorne losgehen.

Ursprünglicher Artikel vom 1. März mit der Überschrift: “Maximilian: Der Zeitplan steht”

Bei der Pressekonferenz im Rathaus: Andreas Kern, Georg von Preysing, Heiko Schröppel und Florian Erhardt.

“Unbedingt die Bevölkerung mitnehmen.” So dürfte der Leitspruch Georg von Preysings beim Thema Maximilian sein. Der Bürgermeister hat aus der Vergangenheit gelernt. Ein Desaster wie beim Gut Kaltenbrunn möchte er in seiner dritten und letzten Amtszeit nur zu gern vermeiden.

Und so will man nach knapp 30 Jahren Leerstand das Maximilian zusammen mit dem Investor kommunikativ “an den Mann bringen”. Bürgerwerkstatt, Informationsveranstaltungen, Pressekonferenzen.

Die transparente Herangehensweise hat einen Grund: Der negative Flurfunk an den Stammtischen soll gar nicht erst aufleben. Dabei ist der Weg lang. Das Ziel eines sanierten Maximilian, der nach den Vorstellungen der Bürger wieder Einzug in das Gemeindeleben findet, ist noch mindestens zwei Jahre entfernt.

Straffer Zeitplan

Heute wurde der Öffentlichkeit ein konkreter Fahrplan vorgestellt. Dieser umfasst einerseits einen sogenannten vorhabensbezogenen Bebauungsplan, welcher der Gemeinde garantiert, dass viele Wünsche und Anregungen aus den unzähligen Versammlungen und Arbeitsgruppen in die Gestaltung mit einfließen.

Andererseits wird durch die Vorgehensweise das gesamte Verfahren etwas verkürzt. Die Kaufverträge sollen bis Ende des Jahres unterschrieben sein. Alle Planungskosten übernimmt Ten Brinke als Bauherr.

Der Bereich vor der Südseite des Maximilian (vier Bäume) soll zu einem Biergarten werden.

Ein Plan B, neben dem aktuellen Bauherrn, ist nicht vorgesehen. So macht der Bürgermeister klar: “Wenn das Verfahren nicht realisiert wird, wird auch der Bebauungsplan wieder aufgelöst.”

Doch alle Beteiligten gehen davon aus, dass alles wie geplant umgesetzt werden kann. Baubeginn wäre im besten Fall bereits Frühjahr 2013. Innerhalb eines Jahres könnten das Maximilian und die zwei neuen Gebäude samt offener Parkgarage unterhalb des 5.500 Quadratmeter großen Grundstücks dann fertig gestellt sein.

Hinsichtlich der Kosten wollten sich weder die Vertreter von Ten Brinke noch Bürgermeister von Preysing äußern. “Es gibt einfach zu viele Variablen bei der Planung. Wir sind auch noch nicht sicher, welche genaue Nutzung wir realisieren werden”, so Andreas Kern von Ten Brinke.

Architekt Florian Erhardt erklärte, was auf dem Grundstück entstehen kann. Die Überlegungen im Maximilian reichen derzeit von einem Gastronomiebereich im Erdgeschoss und einem Biergarten bis hin zu Verwaltungsräumen oder einer Hotelnutzung im ersten Obergeschoss. Das Dachgeschoss spielt in den Planungen keine Rolle. Die Kosten einer Nutzung des zweiten Stockwerks wären aus verschiedenen Gründen zu hoch.

Doch egal, wie die konkrete Aufteilung im Maximilian aussieht, auch das Denkmalschutzamt hat sich bereits positiv zu den Plänen geäußert. “Wir haben Rückenwind, und das ist ein wichtiges Signal”, so Erhardt, der gleichzeitig betont: “Alle tragenden Konstruktionen, die Gebäudehülle, die Fassadengliederung und der schützenswerte Dachstuhl müssen erhalten bleiben.”

Belebung des Ortszentrums als großes Ziel

Ebenfalls auf dem Areal werden zwei zusätzliche Gebäude in den Hang gebaut. Für die Nutzung ist einerseits ein großer Vollsortimenter auf einer Fläche von 1.140 Quadratmetern vorgesehen.

Andererseits werden im zweiten, etwas nach oben versetzten Gebäude neue Wohnungen entstehen. Wie viele und vor allem wie genau ist derzeit jedoch ebenfalls völlig offen. “Wir haben es noch nicht bis zur letzten Schraube geklärt”, betont der verantwortliche Architekt.

Auf dem Grundstück sind insgesamt ebenerdig befahrbare Tiefgaragenstellplätze geplant. In den Hang integriert bieten sie Platz für 73 Pkw. Oberirdisch kommen noch mal 35 Plätze hinzu. Damit geht man – im Gegensatz zum Ludwig-Erhard-Platz – auch auf die Belange des Parkens ein.

Lage und Größe des gesamten Areals. Quelle: SMG

Im Zusammenhang mit dem neuen Areal will Gmund auch gleichzeitig den gesamten Ortskern neu beleben. Man hofft auf positive Abstrahleffekte für die lokalen Geschäfte. Gehwege, Zugang zum Volksfestplatz, Hausfassaden: Die Gemeinde will ihren Teil dazu beitragen, dass das Maximilian und der angeschlossene Vollsortimenter als Anker und Frequenzbringer für Gmund dienen. Die Chance ist da, einige städtebauliche Fehler aus der Vergangenheit auszubügeln.

Dafür verzichtet man im Rathaus auch auf den großen Reibach. Einen marktgerechten Preis will man mit dem Verkauf des Grundstücks erzielen. Auch wenn man mehr hätte verlangen können, die oberste Prämisse ist und bleibt, dass in absehbarer Zeit auf dem brach liegenden Areal etwas passiert.

Risikofaktor Anlieger

So oder so ähnlich dürften das auch viele Gmunder sehen. Doch Probleme kommen oft und unvorhergesehen. Meistens sind es Anlieger, denen im Laufe der konkreten Planungen die Konsequenzen eines solchen Vorhabens bewusst werden.

Gegen dieses Risiko hat man im Fall des Maximlian bereits vorgesort. Die Gmunder Verwaltung hat laut eigener Aussage vor einiger Zeit mit den Anwohnern oberhalb des Geländes einen richterlichen Vergleich geschlossen.

Aus dem Grund werden auch die Abtragungen im Hangbereich weniger massiv ausfallen als eigentlich möglich. Beispielsweise entfällt eine zweigeschossige Tiefgarage. Doch das nehmen Ten Brinke wie auch die Gemeinde gerne in Kauf.

Nur nicht wieder Klagen und jahrelange Verzögerungen wie bei anderen Großprojekten. Das könnte am Ende die hochfliegenden und mittlerweile sehr konkreten Pläne doch noch zum Kippen bringen. Eine Entwicklung, die nicht nur Georg von Preysing in seinen letzten sechs Amtsjahren noch eine Menge schlafloser Nächte bereiten könnte.

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Weitere Informationen zum Investor:
Die Firma Ten Brinke ist ein Familienunternehmen. Die über 100 Jahre alte holländische Firmengruppe ist im Landkreis bekannt durch die Umsetzung des Oberlandcenters oder den Arbeiten an der Schlierseer Seerose. Sehr schnell hat sich Ten Brinke als Favorit der Gemeinde und gleichzeitig als einziger ernst zun ehmender Interessent für die Arbeiten am Maximilian-Areal herauskristallisiert.

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