Mehr BOB wagen?

Wer mit dem Teufel isst, braucht einen langen Löffel. Wer mit der Bahn plant, einen langen Atem. Der schien manch einem der Landkreis-Bürgermeister beim Runden Tisch zur Verkehrsplanung langsam aber sicher auszugehen. Aber einer kennt sich aus und rät zum Durchhalten.

Wer mit der Bahn Infrastruktur planen will, braucht vor allem Ausdauer.
Wer mit der Bahn Infrastruktur planen will, braucht vor allem Ausdauer.

Beim gestrigen Runden Tisch zum Verkehr im Oberland ging es vor allem um die Planungen der Bayerischen Oberland Bahn (BOB) den 30-Minuten-Takt unter anderem bis Bayerischzell auszuweiten sowie die Elektrifizierung der Bahnstrecke.

Olaf von Löwis hatte ins Holzkirchner Rathaus geladen und die Bürgermeister des Landkreises Miesbach sowie Landrat Wolfgang Rzehak (Die Grünen) und der Landrat des Nachbar-Kreises Bad Tölz-Wolfrathausen Josef Niedermaier (Freie Wähler) kamen genauso wie Fabian Amini von der BOB, Christian Rehm, Baudirektor beim Staatlichen Bauamt Rosenheim, Thomas Engel, Leiter der Regionalnetze Süd der DB Netz AG als auch der Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn, Heino Seeger.

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Einladungseklat

Einige Holzkirchner Gemeinderäte waren auch geladen, aber wohl nicht alle. So bezeichnete Hans Putzer, (SPD) langjähriges Gemeinderatsmitglied, die Veranstaltung als „Geheimtreffen“, zu dem nur Ausgewählte eingeladen worden wären. Putzer weiter:

Hier stellt sich mir die Frage, warum man das öffentliche Bekenntnis Pro oder Kontra Umgehungsstraße scheut und im geheimen und über die Köpfe der Bürger Holzkirchens hinweg Tatsachen schaffen will.

Das Büro des Mitglied des Bundestages Klaus Barthel (SPD) sei zwar informiert gewesen, etliche der Holzkirchner Gemeinderäte aber offensichtlich nicht. Das dürfte intern noch für Gesprächsbedarf sorgen.

Rauf auf die Schiene in vier Schritten

Der Schwerpunkt der gestrigen Veranstaltung lag vor allem auf der Diskussion über die Zukunft der BOB im Landkreis. Fabian Amini stellte hier ein vierstufiges Konzept vor, das den Personenverkehr vom Auto weg auf die Schiene bringen solle.

Bei der ersten Stufe geht es darum, wie man kurzfristig Fahrgäste motivieren kann, das bestehende Angebot stärker zu nutzen. Maßnahmen sieht Amini hier in der Verbesserung der Reiseinfo, der Steigerung der Qualität der Züge, umfassenden Werbekampagnen, aber vor allem auch darin die BOB preislich attraktiver zu machen. Auch mit Fahrradverleihen will man zusammenarbeiten, um zum einen das Angebot touristisch interessanter zu machen, aber auch um die Situation mit den Fahrradtouristen im Zug zu entschärfen.

In der zweiten Stufe plane man laut Amini den Zubringerverkehr zu reduzieren. Dazu müsse der Takt der BOB mit dem der Busse abgestimmt werden. Zudem müsse es für die Fahrgäste einfacher gemacht werden, die entsprechenden Fahrscheine zu lösen. Es gebe keinerlei tarifliche Einbindung zwischen den Bussen und der BOB.

Im dritten Schritt geht es um den Ausbau des Schienennetzes und da vor allem darum, was getan werden muss, um den zum Teil schon bestehenden 30-Minuten-Takt noch weiter vor allem in Richtung Bayrischzell auszubauen. Hierzu wäre in erster Linie der Bau eines Kreuzungsbahnhofes in Fischbachau/Aurach nötig. Die Gemeinde hat hier auch schon ein Grundstück in Reserve, will aber auch schnelle Resultate sehen. Des Weiteren müsse, laut Amini, in Signal- und Stellwerkstruktur investiert werden, um einen reibungsloseren und weniger störanfälligen Verkehr zu ermöglichen. Auch der Bahnhof Miesbach müsse diesbezüglich modernisiert werden.

Als viertes würde man BOB-intern über neue Fahrzeugkonzepte andenken. Neue Diesel-Loks hätten aus betriebstechnischen und infrastrukturellen Gründen etliche Vorteile gegenüber elektrifizierten Zügen. Sie seien weniger wetteranfällig. Es würden keine Oberleitungen benötigt, Brücken könnten in bestehender Höhe bleiben. Zudem rechne man seitens der BOB mit einem Investitionsvolumen von grob geschätzt 150 Millionen Euro.

30 Jahre bis zur Elektrifizierung?

Vor allem die Äußerungen Aminis zum Planungszeitraum, die von Thomas Engel von der DB Netz während der Veranstaltung bestätigt wurden, liesen die Gesichter der anwesenden Kommunalpolitiker etwas entgleisen. Die BOB spricht von einem Zeithorizont bis 2025 bis alleine der 30-Minuten-Takt umgesetzt werden könnte. Eine mögliche Elektrifizierung dürfte irgendwann in den 25 Jahren danach kommen. Jakob Eglseder (CSU), Bürgermeister in Otterfing wundert sich nicht über die langen Zeiträume:

Seit 2002 streite ich für einen Haltepunkt der BOB in unserer Gemeinde.

Ungewiss scheinen dagegen auch die Zuständigkeiten und die konkrete Vorgehensweise, um mit bestimmten Projekten voran zu kommen. Wer muss die Finanzierung sichern? Wer muss bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft die Planung anstoßen? Engel macht klar: „So lange die Finanzierung nicht steht, fängt die DB Netz nicht an zu planen.“

Von Löwis sieht genau hier einen Teufelskreis: Ohne Plan keine Finanzierung, ohne Finanzierung kein Plan. Landrat Rzehak forderte daher eine Konzentration auf den 30-Minuten-Takt. Da die Elektrifizierung hierfür keinen Nutzen bringe, solle man sie hintan stellen und getrennt betrachten. Rzehak:

Konzentrieren wir uns auf das, was machbar ist.

Und auch Heino Seeger von der Tegernsee-Bahn machte den Anwesenden Mut. Er fordert dazu auf, neue Wege zu gehen und neue Kooperationen zu suchen. Während die DB Netz mindestens drei Jahre für die Planung des Bahnhofs in Fischbachau angesetzt hat, sei es in Gmund-Finsterwald möglich, einen neuen Bahnsteig innerhalb eines Jahres zu bauen.

Mit der Umgehungsstraße für Holzkirchen kann es weiter gehen. Großhartpenning dreht währenddessen noch ein paar Warterunden.
Mit der Umgehungsstraße für Holzkirchen kann es weiter gehen. Großhartpenning dreht währenddessen noch ein paar Warterunden.

Ganz am Ende der Nachmittagsveranstaltung kam auch der Ausbau des Straßenkonzepts um Holzkirchen und Umgebung zur Sprache. Christian Rehm vom Bauamt in Rosenheim führte kurz zum aktuellen Stand der Projekte gemäß Bundesverkehrswegeplan aus.

Dabei stellte er fest, dass die Südumgehung um Holzkirchen nun in die konkrete Planungsphase gehen könne. Die Umgehung um Großhartpenning, so Rehm abschließend, werde zwar weiterverfolgt. Bis es dort jedoch konkreter würde, könnten womöglich noch Jahrzehnte ins Land gehen.

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