Wie geht es weiter rund um den Verkehr in Waakirchen? In der Bürgerversammlung kamen einige neue Ideen auf. Doch zunächst werden nur kleine Schritte umgesetzt.
Der Verkehr in Waakirchen wird weiter nerven. Das konnte man in der Bürgerversammlung bereits feststellen. Zahlreiche Anträge von Bürgern wurden dazu eingereicht und etliche gleich von Bürgermeister Sepp Hartl beantwortet.
Doch die Bürger hatten sich auch über Gegenvorschläge zum Individualverkehr Gedanken gemacht. So erkundigte man sich auch nach Alternativen zum Autofahren. Ein sogenannter „Bürgerbus“ wurde angeregt. Dies ist ein vom Land gefördertes Projekt, bei dem ehrenamtliche Fahrer Gäste günstig und nach Bedarf an ihr Ziel bringen.
In der Gemeinde will man nun herausfinden, ob der Bürgerbus eine ernstzunehmende Alternative ist. Laut Hartl möchte man aber zunächst den Antragsteller auffordern, ein schriftliches Konzept bei der Gemeinde abzugeben. Dann werde man das Thema weiterverfolgen.
Geschwindigkeitsmessungen gegen Verkehrssünder
Unterdessen hofft man in Waakirchen weiterhin auf eine Lösung zur Verkehrsentlastung. Dabei geht es zum Beispiel um die geplante Querungshilfe nahe des Rathauses. Ein Architekt plant bereits an dem Projekt. Auch die Umsetzung wurde schon ausgeschrieben.
Zudem soll es demnächst an fünf Messstellen Geschwindigkeitsmessungen geben. Sieben Tage lang werden an den folgenden Stellen Verkehrssünder kontrolliert: Einfahrt nach Waakirchen von Bad Tölz her, Kreissparkasse, Ortseinfahrt beim Limmer-Hof, Ortseinfahrt von Hauserdörfl her sowie am Sportplatz Krey.
Ursprünglicher Artikel vom 20. April 2015 mit der Überschrift: „Mehr Busse für Bürger”
Gerade in den ländlichen Gegenden Bayerns ist der Nahverkehr oft katastrophal: Stundenlange Wartezeiten und mangelhafte Anbindungen. In anderen Bundesländern gibt es Konzepte und Fördergelder, um diese Defizite kostengünstig zu beheben – in Bayern allerdings nicht. Doch in Waakirchen wird dieses Konzept nun eingefordert.
Der Verkehr im Tegernseer Tal und in Waakirchen fließt zäh, gerade in den Morgenstunden muss man oft ellenlange Zusatzzeiten einplanen, um pünktlich anzukommen. Die Kommunen leiden unter permanenter Lärmbelästigung und einem horrenden Verkehrsaufkommen.
Aber welche Alternativen gibt es zum Autofahren? Wer nicht stundenlang mit dem Rad fahren will, muss auf den Nahverkehr zurückgreifen – und hier sind die Anbindungen häufig mangelhaft und die Wartezeiten kaum zu ertragen. Wer eine Minute zu spät kommt, muss nicht selten eine Stunde lang auf den Anschluss warten. Ärger mit dem Arbeitgeber inklusive.
Andere Bundesländer sind weiter
In anderen Bundesländern gibt es kostengünstige Ergänzungen, die zumindest die ganz großen Lücken schließen. So verkehren deutschlandweit derzeit rund 250 sogenannte Bürgerbusse: Hier bringen ehrenamtliche Fahrer Gäste kostengünstig und bedarfsgerecht ans Ziel.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Je mehr Bürger die Busse nutzen, desto stärker reduziert sich der Verkehr. Die Umwelt wird geschont. Und die Fahrpläne können der Bevölkerung auf den Leib geschneidert werden.
Vorreiter NRW
In Nordrhein-Westfalen hat sich dieses Konzept seit Jahrzehnten etabliert: Rund 120 Busse verkehren hier regelmäßig. In Bayern sind Bürgerbusse quasi nicht existent. Laut Wikipedia gibt es nur einen einzigen.
Die Politik versagt hier komplett, den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden – im Gegensatz zu anderen Bundesländern. Achim Walder aus Nordrhein-Westfalen hat bereits 16 Bürgerbus-Vereine gegründet. „Möglich ist das nur durch eine staatliche Starthilfe gewesen“, sagt er:
Ohne Geld kommt nichts ins Rollen.
Die Fahrzeuge kosten rund 40.000 Euro – ein erheblicher Batzen Geld für eine ehrenamtliche Arbeit. In Nordrhein-Westfalen werden für den ersten Bürgerbus eines neuen Vereins 40.000 Euro vom Land erstattet, bei Folgefahrzeugen sind es je 35.000 Euro. Wenn die Fahrzeuge behindertengerecht sind, werden sogar noch höhere Zuschüsse gewährt.
In Bayern gibt es keine vergleichbare Förderung. Für den allgemeinen öffentlichen Nahverkehr werden jährlich insgesamt 50 Millionen Euro vom Land bereitgestellt. Grundsätzlich sei es denkbar, dass auch Bürgerbusse davon profitierten, erklärt das Bayerische Staatsministerium auf Anfrage gegenüber der TS. Aber:
Die Einführung eines speziellen bayernweiten Bürgerbus-Programms ist unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen leider nicht darstellbar.
Dafür sei die Haushaltslage derzeit zu schwierig. „Nett“ ist die Auskunft: „Wir begrüßen allerdings sämtliche Initiativen.“ Für Busse unter einer Länge von sechs Metern gibt es im Rahmen der Busförderung einen Festbetrag von 10.000 €.
Diese Summe könnte auch Bürgerbussen zugewiesen werden – wenn der Betreiber ein Verkehrsunternehmen oder eine Kommune ist. Außerdem müssten die Busse „nach dem Personenbeförderungsgesetz genehmigt und das Fahrzeug überwiegend im Linienverkehr eingesetzt“ werden.
Hohe Hürden in Bayern
Diese Hürden sind hoch. Hinzu kommen eine ganze Stange juristischer Rahmenbedinungen, die erfüllt werden müssen. „Ohne Fachkenntnisse ist das eine große Herausforderung“, sagt Walder. Um eine Genehmigung zu erhalten, braucht man außerdem einen Verein mit mindestens sieben Mitgliedern, einem Schatzmeister und einem Vereinsvorsitzenden.
„Das Schwierige ist, das Projekt zu starten. Dann läuft es aber wie von selbst“, sagt Walder. Die anfallenden Kosten werden über Fahrgeld, Mitgliederbeiträge oder Spenden finanziert. „Meistens ist der Betrieb aber kostendeckend“, erklärt Walder. „Die Projekte werden sehr positiv aufgenommen.“
Auf der Waakirchner Bürgerversammlung vor wenigen Tagen wurde nun das Projekt Bürgerbus angesprochen. Auch hier wünschen sich die Bürger eine Verkehrsentlastung. Morgen soll das Thema in der kommenden Gemeinderatssitzung besprochen werden.
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