Mehr Raum für Künstler

Holzkirchen, zwischen München und dem Tegernseer Tal angesiedelt, steht für Handwerk und Handel, für moderne Wirtschaftsunternehmen und Landwirtschaft, für Tradition und Moderne. Aber wie sieht der Blick jedes Einzelnen aus? Wir wollen in unserer Reihe „Zehn Fragen an …“ Bürger aus der Marktgemeinde interviewen.

Bildunterschrift:  Mitorganisator Reinhard Klamet im KaDeWe, dem Kaufhaus der Werte - einer Ausstellung im Rahmen der Kulturtage Valley

Mitorganisator Reinhard Klamet im KaDeWe, dem Kaufhaus der Werte – einer Ausstellung im Rahmen der Kulturtage Valley

Beim letzten Mal wünschte sich der Künstler Tobel den Musiker und Lehrer Reinhard Klamet als nächsten Interviewpartner. Er erzählt uns heute, was die Region Holzkirchen für ihn so besonders macht.

Zur Person:
Reinhard Klamet ist Musiker, Musikpädagoge und Yogalehrer. Er wurde 1951 in Grub geboren und lebte 30 Jahre mit seiner Frau in Kleinhartpenning, die dort den Schreinerwirt führte. Nach ihrem Tod ist er nach Oberdarching gezogen und engagiert sich seit 2014 als Kulturreferent „ehrenamtlich und ohne Etat“ – wie er selbst sagt. Sein besonderes Augenmerk gilt der Jugend im Landkreis.

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Herr Klamet, was bedeutet Holzkirchen für Sie?
Ich bin an der Mangfall aufgewachsen und nun zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Für mich, aber auch für viele Künstler ist der Fluss eine Inspirationsquelle. Ich empfinde das als Gegensatz zu Holzkirchen, wo das Gewachsene fehlt, wo die Kultur eingekauft werden muss. Hier sind wir stolz, dass wir so viele Künstler und Musiker vor Ort haben.

Was gefällt Ihnen hier besonders gut?
Es ist landschaftlich wunderbar. Ein Schamane in Neuseeland sagte mal, ich sei ein „Flusskind“. Das ist für mich stimmig. Besonders wenn noch der Bergblick dazu kommt. Außerdem habe ich einen guten Stand bei den Menschen hier. Abgesehen von ein paar Neidern, die man in Dörfern immer hat.

Was würden Sie am liebsten sofort ändern?
Hier fehlt es an der Vernetzung. Das Individuelle der einzelnen Gemeinden ist lobenswert, aber mit mehr Austausch und Unterstützung ginge manches leichter.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Region?
Gerne gehe ich auf den Fentberg bei Oberdarching in den Wald. Manchmal packe ich mein Frühstück in den Rucksack, wandere rauf und genieße den Bergblick und die Ruhe.

Bildunterschrift:  Mitorganisator Reinhard Klamet im KaDeWe, dem Kaufhaus der Werte - einer Ausstellung im Rahmen der Kulturtage Valley

Musiker und Musiklehrer Klamet ist stolz, mit wie viel Fantasie die Künstlerinnen die Ausstellung KaDeWe bei den Kulturtagen vorbereitet haben

Was ist Ihr persönlicher Freizeittipp?
Das Musizieren. Es tut in allen Lebenslagen gut. Vor Jahren habe ich mit einem Freund ein Projekt mit „Musik für jedermann“ gestartet. Im Stile von John Cage konnte jeder Geräusche machen. Der Erfolg war toll: Viele Teilnehmer bekamen mehr Selbstvertrauen. Das würde ich gerne wieder aufnehmen.

Welchen Ort möchten Sie unbedingt einmal besuchen?
Den Olavsweg in Norwegen. Das ist ein 560 km langer Pilgerweg zwischen Oslo und Trondheim. Im Vergleich zum Jakobsweg soll er sehr einsam sein. Außerdem habe ich die Idee zu Freunden im Appenzell zu gehen, die eine Ziegenmolkerei haben. Da möchte ich das Käsen lernen. Und vielleicht mal ganzjährig auf einer Alm leben. Nur mit den Ziegen und meiner Gitarre. Außerdem reizt mich der Segantini-Weg bei St. Moritz in der Schweiz. Segantini war ein Maler, für den Natur die Inspirationsquelle war.

Bei welcher Veranstaltung kann man Sie als nächstes antreffen?
Natürlich bei den Kulturtagen Valley! Am Samstag um 19 Uhr findet das Jugendkonzert mit Oboen und Fagotten, Flöten, Klarinetten, Trompeten und anderen Instrumenten statt. Vor acht Jahren habe ich eine zweijährige Blasmusik-Ausbildung initiiert. Jetzt spielt die 4. Schülergeneration – ein Super-Erfolg in der Jugendarbeit für so eine kleine Gemeinde. Ich finde es wichtig, dass die Jugendlichen Musik machen – nicht nur damit sie weg von der Straße sind.

Als Kulturbeauftragter organisieren Sie die Kulturtage in Valley mit. Wo sehen Sie hier in der Gemeinde Entwicklungsmöglichkeiten?
Nun: In der alten Schule, im sogenannten 60-er Bau, haben wir einen Blasmusikraum eingerichtet. Dort würde ich gerne ein Kulturhaus kreieren. Mit einem Raum für Konzerte und einem Kulturcafe für Lesungen. Der Bürgermeister, Andreas Heilmannsecker, war begeistert. Aber der Gemeinderat fand es unnötig. Nach meiner Erfahrung tun sich die Alt-Eingesessenen mit den Künstlern hier ein bisschen schwer. Und das Orgelzentrum ist mir ein großes Anliegen. Leider sind der Besitzer, Dr. Sixtus Lampl und seine Frau, nicht mehr die Jüngsten. Ich habe Angst, wie es weitergeht und fände es toll, wenn die Orgelwelt für die Jugendlichen geöffnet werden würde – dann könnten die jungen Leute auch weltliche Musik auf der Orgel spielen.

Sie sind Musik- und Yogalehrer und arbeiten viel mit jungen Menschen. Was wünschen Sie sich, um die Situation der Jugendlichen hier zu verbessern?
Jugendliche neigen dazu, die Traditionen und Meinungen der Eltern zu übernehmen. Mich stören beispielsweise ihre Vorurteile gegenüber den Asylbewerbern angesichts der Container in Grub. Da wünsche ich mir mehr Verständnis. Und Yoga ist dazu ein guter Weg: Es schult die Kraft des Willens. Durch die Asanas, die Übungen, kann jeder lernen, wie Denken, Fühlen und Wollen zusammenhängen.

Wem sollen wir die zehn Fragen als nächstes stellen?
Ich fände es interessant mit Sixtus Lampl vom Orgelzentrum zu sprechen, ihn zu fragen, welche Pläne er hat, wie es weitergeht, welchen Bezug er zur Jugend hat.

Herr Klamet, wir danken Ihnen, dass Sie sich trotz der Vorbereitungen für die Kulturtage die Zeit für das Gespräch genommen haben.

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