Mit einem Klick zum Hit?

Die „Porno-Panne“ des Quickborner Bürgermeisters sorgte vergangene Woche für Schlagzeilen. Ein Screenshot auf Facebook mauserte sich als peinliche Pleite. Doch wie handhaben es die „Personen des öffentlichen Lebens“ im Landkreis Miesbach: geben sie sich freizügig oder halten sie Privates unter Verschluss?

Auch Rottachs Bürgermeister Christian Köck hat ein Facebook-Profil. /Quelle: Screenshot Facebook.
Auch Rottachs Bürgermeister Christian Köck hat ein Facebook-Profil. /Quelle: Screenshot Facebook.

Die öffentliche Aufmerksamkeit ist eine zweischneidige Angelegenheit, vor allem für einen Politiker. Kennt ihn niemand, wählt ihn auch niemand. Ist er hingegen bekannt wie ein bunter Hund, sollte er penibel darauf achten, in welchem Licht er sich der Öffentlichkeit präsentiert. Beliebtes Mittel, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erhaschen, sind vor allem Social Media Plattformen wie Facebook.

Sorgloses Teilen von Familienschnappschüssen, politischen Meinungen oder persönlichen Ärgernissen können aber schnell nach hinten losgehen und peinlich werden, wie beispielsweise der Quickborner Bürgermeister Thomas Köppl kürzlich am eigenen Leib erfahren musste. Was von ihm als AfD-kritischer Post gedacht war, mauserte sich zur „Quickporn“-Affäre.

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Per Screenshot wollte Köppl der Internet-Gemeinde eigentlich nur beweisen, dass die Argumente der AfD nicht mit dem Deutschen Grundgesetz vereinbar sind. Der Haken an der Sache: in seinem Internetbrowser waren im Hintergrund mindestens fünf Seiten aus dem Hardcore-Pornobereich geöffnet. Ziemlich zackig löschte der Bürgermeister seinen Post wieder – doch das Internet verzeiht bekanntlich nichts.

Auf der Jagd nach den „Likes“?

Auch so manche „Person des öffentlichen Lebens“ im Landkreis Miesbach ist, wie unsere Recherchen zeigen, auf Facebook umtriebig. Die eine mehr, die andere weniger. Dabei achtet nicht jeder auf die Trennung von beruflich und privat. So erntete Rottach-Egerns Bürgermeister Christian Köck durch seine Teilnahme an der “Ice-Bucket-Challenge” vergangenes Jahr online Spott und Häme.

Mit rund 1.580 „Freunden“ rangiert aktuell Landrat Wolfgang Rzehak mit seinem privaten Facebook-Profil scheinbar weit oben auf der Skala der Socialmedia-Beliebtheit – vermutlich auch, weil er fernab seines Berufes auch den ein oder anderen Einblick in sein Privatleben gibt. Im Vergleich kann die offizielle Facebook-Seite des Landkreises Miesbach nämlich nur rund 1.000 „Likes“ aufweisen.

In Rzehaks Fall vermischt sich seine Person als Landrat oftmals fließend mit ihm als Privatmensch: offizielle Auftritte postet er ebenso wie den Spaziergang mit der Familie, wobei Rzehak für letzteres eindeutig mehr „Likes“ absahnt.

Landrat Rzehak postet auch Einblicke in sein Privatleben bei Facebook. Andere halten Privates lieber unter Verschluss. / Quelle: Screenshot Facebook
Landrat Rzehak postet auch Einblicke in sein Privatleben bei Facebook. Andere halten Privates lieber unter Verschluss. / Quelle: Screenshot Facebook

Doch was erhofft er sich als Landrat von diesem digitalen Auftritt? Will er dadurch Sympathie-Punkte bei seinen Wählern einholen oder authentischer wirken? Geht man nach dem Pressesprecher des Landratsamtes, Birger Nemitz, ist das nicht der Fall:

Der von Ihnen genannte Account ist der private Account des Landrates, er ist strikt vom Account des Amtes getrennt. (…) Der private Auftritt von Herrn Rzehak richtet sich an die Personen, die privat mit ihm zu tun haben, etwa Parteifreunde, Freunde oder Familie. Er bestand im Übrigen schon, bevor Herr Rzehak das Amt des Landrates in Miesbach übernommen hat.

Wer jedoch den Miesbacher Landrat online sucht, stößt unweigerlich auf seinen privaten Facebook-Account. Fakt ist, dass dieser weit präsenter ist als der offizielle Account des Landratsamtes. Da Rzehak hier auch noch sein Amt als Landrat angegeben hat, ist es wohl nicht jedem Bürger sofort ersichtlich, dass es sich eigentlich um einen privaten und nicht offiziellen Auftritt handelt.

Verzicht auf Persönliches

Der Blick auf einen weiteren Politiker-Account zeigt, dass es auch anders geht. Der Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Löwis setzt bei seinem Facebook-Auftritt auf Understatement oder weiß zumindest, wie er bestimmte Posts nur unter seinen rund 500 „Freunden“ teilen kann.

Privates sucht man bei von Löwis vergebens, stattdessen kann man ihn auf seiner Pinnwand beispielsweise durch den Wahlkampf 2014 begleiten. Sein Profilbild ist ebenfalls das von der Kandidatur zum Bürgermeister. Einzig persönliche Geburtstagsglückwünsche erinnern auf seinem Profil an ihn als Privatmenschen.

Ein wahres „Saubermann“-Profil pflegt der neue TTT-Chef Stephan Köhl auf Facebook. Als echter „Medienprofi“ teilt er nur Events, Artikel oder Bilder, die auch etwas mit seinem Steckenpferd, dem Tourismus im Tegernseer Tal, zu tun haben. Private Schnappschüsse oder politische Meinungsäußerungen finden sich hier nicht. Öffentliche Aufmerksamkeit muss Köhl deshalb nicht einbüßen: mit über 4200 „Freunden“ steht er weit über Rzehaks offenherzigerem Privat-Account.

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