Wieder gibt der Klavierlehrer den Antihelden. Und muss sich diesmal mit „Mops und Todschlag“ herumschlagen.
„Nach seinem letzten Abenteuer will Ellermann nur noch seine Ruhe: Ohrensessel, ein Glas Bordeaux und ein bisschen Chopin. Aber dann steht Josephine in der Tür und hat eine „klitzekleine“ Bitte. Und was das heißt, weiß ja wohl jeder.“
Interessant fängt er an, der Antikrimi von Victor Thoma: „Mops und Totschlag“. Wer den ersten Roman „Ein toter Mann ist doch kein D-Zug“ nicht gelesen hat, für den sind die Charaktere erst einmal neu, doch schnell erfassbar.
Verstrickte Handlung
Hauptdarsteller bleibt der Ellermann. Der wird immer tiefer in die Ermittlungsarbeit hineingezogen, obwohl er ja nur Klavierlehrer ist. Und kein Kommissar. Dann ist da die junge Josephine. Sie hat Ellermann den Kopf verdreht, aber selbst das eine oder andere Problem im Gepäck.
Die junge Frau soll auf das Hündchen „Lotto“ aufpassen, den Mops des extrovertierten Künstlers Herrn von Gruhnau. Der soll angeblich nach Italien verreist sein, hat in Wirklichkeit aber mehr mit einem Juwelenraub zu tun, als mancher ahnen würde. Und schließlich gibt es noch einen geheimnisvollen Mann mit roten Schnürstiefeln.
Der andere Mann beobachtete Ellermann weiterhin. Mir fallen seine dunkelroten Stiefel auf, vorne mit vielen Schlaufen verschnürt. Ich verliere beide aus dem Blick. Der Zug verlässt den Bahnhof. Ellermann hat mir von so einem Mann erzählt. Von einem Mann mit roten Stiefeln. Dieser Mann war Teil seiner Geschichte. Ellermanns Geschichte.
Da ist Tatjana Schallansky, die zerbrechlich wirkende, ehemalige Klavierschülerin von Ellermann. Blutleer ist sie. Und auch bald ganz tot. Erschossen. Angeblich mit der Pistole ihres eigenen Mannes. Der ist ein Großindustrieller und verdächtigt Ellermann nicht nur der Affäre mit seiner (inzwischen mausetoten) Frau, sondern auch des Juwelenraubs.
Schließlich sind da noch Martha, die multifunktional talentierte Haushälterin von Ellermann, und der Chauffeur, Herr Bürger. Vor allem Martha tritt immer wieder in Szene. Die überaus begabte Köchin, die nicht nur Ellermanns Finanzen voll im Griff hat und der man – auch wenn man bereits randvoll ist – kein mehrgängiges Menü abschlagen kann.
Diese Geschichte verwirrte ihn so sehr, dass er ganz vergaß, einzuschreiten, als Martha mit dem Hauptgang weitermachte. Der Tafelspitz sah göttlich aus. Ellermann war schlecht. Er hatte das Gefühl, dass es ihn jeden Moment in tausend kleine Teile zerreißen könnte. „Jemand, der den Hund kennt, hat ihn also. Er weiß zumindest, wie er heißt.“
Während Ellermann noch mit seinem Essen kämpft, fällt der Autor von einem Geschichtenstrang in den nächsten. Teilweise führt die Handlung zu kleineren Verwirrungen.
Verwirrung als Stilmittel?
Geheimnisvoll bis zum Schluss bleibt, aus welcher Sicht die Geschichte erzählt wird. Ist es wirklich der ehemalige Therapeut, der über den talentierten Klavierlehrer erzählt? Es kommt nicht deutlich heraus. Man bekommt als Leser nicht wirklich die Charaktere zu fassen. Was bleibt, ist zwar eine spannende Story. Aber auch eine große Distanz. Teilweise ist der Schreibstil etwas nüchtern gehalten.
Während Ellermann so immer tiefer in die Ermittlungen gezogen wird, tritt der eigentliche Kommissar – Enrico Müller – eher am Rande auf. So spinnt sich das Buch über 223 Seiten quasi wieder zurück zum Anfang. Wer es bis zur letzten Seite schafft, wird reich belohnt und darf – gemeinsam mit Ellermann und dem „Mann mit den roten Schnürstiefeln“ – in der Spelunke sitzen und erfahren, wer Tatjana getötet hat.
Die Geschichte fängt da an, wo sie aufhört. Eine Strategie des Autors, die das Buch – das kein typischer Krimi zu sein scheint – doch wieder interessant macht. Vielleicht ist es ja Kalkül, dass alles wie zufällig passiert. Dass die Personen zwar treffend beschrieben sind, ihre Identität aber im Dunkeln bleibt. Und dass auch der Handlungsort nicht herauskommt. Die Geschichte könnte überall passieren. In einer Stadt. Auf dem Land. Oder natürlich am Tegernsee.
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