Münchner Rentnertruppe will nicht mehr nach Wiessee

Seit März kostet in Bad Wiessee ein Parkticket für einen Tag bis zu zehn Euro. Die Erhöhung soll Ausflügler animieren mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Ein Rentner zeigt sich jetzt entsetzt. Seine Wandergruppe komme nicht mehr.

Eine Wandertruppe aus München will jetzt nicht mehr von Wiessee aus wandern – Schuld seien die Parkgebühren

Der Lungenarzt Dr. Dieter Köhler ist sich sicher: die Debatte um die Emissionsgrenzwerte in Deutschland ist völlig überzogen. Januar war der 70-Jährige Gast in der Talkrunde „Hart aber fair“.

Raucher, die eine Zigarettenschachtel am Tag konsumieren, würden in weniger als zwei Monaten die Feinstaubdosis erreichen, die ansonsten ein 80-jähriger Nichtraucher in seinem ganzen Leben einatmet. „Würde die Luftverschmutzung ein solches Risiko darstellen, müssten die meisten Raucher nach wenigen Monaten alle sterben, was offensichtlich nicht der Fall ist“, ist sich Köhler sicher.

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Wiessee will was tun

Während Deutschland also immer wieder über die Schädlichkeit der Dieselmotoren debattiert, will Bad Wiessee gleich den ganzen Klimaschutz in die Hand nehmen. „Wer nach den Temperaturen des vergangenen Sommers noch nicht begriffen hat, dass ein zügiges Umdenken stattfinden muss, dem ist beim besten Willen nicht mehr zu helfen“, betonte Geschäftsführer Hilmar Danzinger im Januar auf Nachfrage. Genau aus diesem Grund hat Wiessee entschieden zu handeln. Der Gemeinderat stimmte einer drastischen Erhöhung der Parkgebühren zu.

Was das eine mit dem anderen zu tun hat? „Der Gemeinderat der Gemeinde Bad Wiessee glaubt, im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten einen ersten Anfang machen zu müssen und den Klimaschutz ernst zu nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht die Einzigen bleiben werden, die zu dieser Einsicht gelangen werden“, erklärte Danzinger damals weiter.

Geht die Rechnung auf?

Der Plan: Weniger Menschen kommen mit dem Auto ins Tal, weil Wiessee so hohe Parkgebühren hat. Damit ist dann dem Klimawandel und dem Verkehrschaos im Tal geholfen.

Ein Leser schrieb uns in der vergangenen Woche eine E-Mail: „Wir sind Wanderfreunde aus dem Münchner Süden und sind entsetzt über die Parkgebühren am Sonnbichl in Bad Wiessee. Ganz offensichtlich will die Gemeinde Bad Wiessee keine Wandergäste mehr.“

Seit 35 Jahren gehe die Gruppe auf die Aueralm, das könne sich aber jetzt keiner von ihnen mehr erlauben. „Weil sich Rentner eine solche Unverschämtheit nicht leisten können. Schade“, heißt es in der E-Mail. Danzinger meinte dazu:

Tagestouristen, die das Tegernseer Tal als Freizeiteinrichtung begreifen, können ebenfalls mit dem ÖPNV anreisen; wer mit dem Auto anreist -und viel Geld für einen Tagesausflug bezahlt – kann sich unsere Parkgebühren allemal leisten.

Und was ist mit den Einheimischen? Auch für diese Menschen hat man eine Lösung. „Bürger und Gäste der Gemeinde sind ebenfalls nicht betroffen, denn jeder der wandern kann, kann auch mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV zu den Ausgangspunkten gelangen.“ In diesem Sommer wird sich zeigen, ob der Plan aufgeht, und tatsächlich weniger Autos ins Tal kommen, oder doch alternative Parkflächen und Wanderrouten gesucht werden.

Hier lesen Sie die genauen Kosten in den verschiedenen Parkzonen in Bad Wiessee:

Die Zone I mit der „Ortsmitte“. Diese Zone umfasst den Zentralparkplatz, Dourdanplatz, Prinzenruhweg, Hirschbergstraße und die südliche Adrian-Stoop-Straße. Hier ist die Parkdauer auf jedem Stellplatz auf längstens vier Stunden begrenzt. Die ersten 30 Minuten sind kostenlos. Ab einer Parkzeit von 30 Minuten betragen die Parkgebühren 0,50 Euro je angefangener halben Stunde.

Die Zone II ist das „Kurviertel“. Sie umfasst die Parkflächen Strandbad, nördliche und südliche Wilhelminastraße, nördliche Adrian-Stoop-Straße. Hier ist die Parkdauer unbegrenzt. Die Gebühren betragen ab 30 Minuten 0,50 Euro je angefangener halben Stunde. Dort besteht die Möglichkeit, ein Tagesticket für fünf Euro zu lösen.

Die Zone III „Abwinkl“ besteht aus Freibad, Überfahrtweg (Aquadome) und Im Sapplfeld. Hier kann neben den Kurzzeit- auch ein Tagesticket gelöst werden. Fünf Euro sind vom 1. September bis zum 30. April des Folgejahres fällig. Zehn Euro sind es dagegen vom 1. Mai bis 31. August.

Die Zone IV „Wanderparkplätze“ umfasst die Parkflächen Söllbachtal, Sonnenbichl und Sonnenbichl-Skilift. Hier kostet das Tagesticket künftig von 1. Mai bis 30. September acht Euro.

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