Sonntag, vor einer Woche: In Kreuth-Weissach brennt ein Mehrfamilienhaus. Mit einem Schlag verlieren 15 Menschen ihre Heimstatt, müssen in Notunterkünften unterkommen. Sie brauchen Hilfe.
An diesem stillen Sonntagmorgen kriecht ein Feuer über die Terrasse des Hauses, springt auf Fensterrahmen sowie Balkone im ersten Stock über. 15 Menschen befinden sich im Haus an der Hofbauernstraße, die meisten schlafen. Bei der Wohnung im Erdgeschoss zerbersten durch die Hitze die Fensterscheiben der Terrasse. Starker Rauch gelangt in die Wohnung, steigt ins Treppenhaus und erreicht die anderen Wohnungen im oberen Teil des Hauses. Von Feuer und Rauch im Schlaf überrascht zu werden, ist der Alptraum schlechthin. Und tatsächlich: Vier Menschen versperrt der Rauch den Fluchtweg. Die Feuerwehr kann eine ältere Dame mit der Hilfe einer Drehleiter retten. 75 Männer sind im Einsatz. Nach zwei Stunden ist der Brand in dem Mehrfamilienhaus in der Hofbauernstraße gelöscht, die Arbeit der Wehren beendet. Die Ermittlungen zur Brandursache durch das Landeskriminalamt beginnen.
Keine bleibenden gesundheitlichen Schäden
Die gute Nachricht: Keiner der Bewohner trägt wohl bleibende Schäden davon. Aber zurück bleiben Menschen ohne Obdach. Wie die Familie von Edyta und Robert W. Sie wohnten in der Erdgeschosswohnung. Auf ihrer Terrasse soll das Feuer ausgebrochen sein. “Wir haben geschlafen”, erklärt uns Robert. “Edyta, ich und unser ‘Aufpasser’ Malteserhund ‘Lucky’ sind ca. 22.30 Uhr schlafen gegangen. Kurz nach 5 Uhr Sonntag früh sind wir munter geworden: Über der Treppe am Wohnzimmer stand das ganze Fenster in Flammen.” Die neunzehnjährige Tochter hätte oben noch bis drei Uhr am Schreibtisch gesessen, sei dann zu Bett gegangen. Auch sie habe nichts bemerkt. Wie das Feuer entstand: “Es bleibt für uns ein Rätsel.”
Die Kriminalpolizei ermittelt. Ob ein Kurzschluss oder eine weggeworfene Kippe als Brandursache – alles ist noch ungewiss. Gewiss ist: Die Familie ist nach dem ersten Schock in einer Ferienwohnung in Kreuth-Glashütte untergekommen. “Wir haben bei allen Gemeinden im Tal nach einer freien Wohnung angefragt, aber nur Absagen bekommen”, erklärt Robert. Er ist gelernter Polier. Beide arbeiten Vollzeit. Die Tochter studiert in München. Aber aktuell sind sie nur mit dem Brand und seinen Folgen beschäftigt. Sie suchen dringend Wohnraum. Wer also im Tegernseer Tal oder Umgebung helfen kann, soll sich bei Robert unter rob1976(@)live.de melden.
Den Schaden am Haus bezifferte die Feuerwehr auf ca. 900 000 Euro. Bis zu 150 000 Hausbrände werden von den Feuerwehren in Deutschland jährlich registriert. 31 Prozent der vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung im Zeitraum von 2002 bis 2023 untersuchten Brände in Deutschland wurden durch Elektrizität verursacht. Damit war dies die häufigste Brandursache; gefolgt von menschlichem Fehlverhalten mit 19 Prozent.
Deutlich reduziert werden konnte die Zahl der Toten. Wichtiger Faktor: Die Verpflichtung von Rauchmeldern in Häusern. In Bayern ist das für Neubauten seit 2013 und für Bestandbauten seit 2018 Pflicht. Aufstellung ist Aufgabe des Vermieters. Der Vermieter ist dazu immer in der Pflicht, die von ihm oder über Dritte (externe Dienstleister) installierten Rauchmelder betriebsbereit zu halten, d. h. die regelmäßige Wartung zu übernehmen. Diese mietrechtliche Pflicht verdrängt auch anderslautende Regelungen zur Zuständigkeit für die Wartung von Rauchwarnmeldern in einzelnen Landesbauordnungen.
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