Nasenbeinbruch beim Waldfest

Am Mittwoch wurde ein Fall von Körperverletzung verhandelt. Der Vorfall ereignete sich auf dem Waldfest der Rottacher Wallbergler im vergangenen Sommer. Derartige Prügeleien zu vorgerückter Stunde gehörten lange Zeit „einfach dazu“. Aber ist das heute auch noch so? Wir wollten von zwei Waldfest-Organisatoren wissen, ob die Aggressivität zugenommen hat und welche Maßnahmen sie dagegen treffen.

Ein Rottacher Familiendrama beschäftigte das Miesbacher Amtsgericht gleich mehrfach.
Ein Fall von Körperverletzung beim Wallberger Waldfest wurde nun am Miesbacher Amtsgericht verhandelt.

Eine typische nächtliche „Waldfest-Rauferei“, die für alle Beteiligten mit Blessuren bis hin zum Nasenbeinbruch geendet hatte, wurde am Mittwoch Vormittag vor dem Miesbacher Amtsgericht verhandelt. Stattgefunden hatte die Auseinandersetzung am 11. August um 3 Uhr morgens auf dem Wallberger Waldfest in Rottach-Egern. Die Beteiligten waren „normal betrunken“, wie das Gericht feststellte. Besonders war allerdings der Umstand, dass der Beklagte selbst die Polizei rief.

Ganz eindeutig ließ sich der Tathergang nicht rekonstruieren. Ein 21-jähriger Kreuther war auf dem Rückweg von der Toilette von einem Schüler aus Bad Wiessee „dumm angeredet“ und mit dessen Getränk angeschüttet worden. Es folgte ein Streit mit gegenseitigem Schubsen. Freunde eilten dem Kreuther zu Hilfe und schließlich lag der 18-jährige Wiesseer am Boden. Jemand hatte ihm ein Getränk ins Gesicht gegossen. Auch bemerkte er, dass plötzlich seine Schuhe fehlten.

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Täter rief selbst die Polizei

Das wollte der 18-Jährige so nicht hinnehmen und lief hinter dem Kreuther her, den er für den Verursacher hielt. Er schlug ihm ins Gesicht, sodass der 21-Jährige zu Boden ging. Die Folge war ein Nasenbeinbruch, der operiert werden musste.

Doch auch der Schüler aus Bad Wiessee erlitt diverse Blessuren, denn einige Hinzugeeilte verprügelten ihn, wie der Angeklagte zu Protokoll gab. Dass er Verletzungen im Gesicht hatte, wurde mittels Fotos belegt und von Zeugen bestätigt. Schließlich rief der Angreifer die Polizei.

Normalerweise gibt es bei Körperverletzung immer Arrest.

Das erklärte der Vorsitzende Richter, Klaus-Jürgen Schmid, bei der Urteilsverkündung. Der Umstand, dass der Angeklagte selbst die Polizei rief und sich seiner Verfehlung bewusst war, sowie die Tatsache, dass er sich bei seinem Opfer entschuldigte und ihm freiwillig 500 Euro Schmerzensgeld im Gerichtssaal übergab, bewog Schmid zu einem milden Urteil: 40 Stunden Sozialdienst statt der von der Staatsanwaltschaft geforderten zwei Tage Jugendhaft. Der Angreifer habe selbst auch einige Blessuren erlitten, aber „ein bissl Ahndung muss sein“, schloss Schmid die Verhandlung.

Tendenziell weniger Gewalt auf Waldfesten als früher

Angesichts zahlloser Delikte, die täglich die Nachrichtensendungen füllen, könnte man meinen, dass die Gewaltbereitschaft allgemein stark steigt. Doch befragt man die Organisatoren der Waldfeste im Tegernseer Tal, scheint das Gegenteil der Fall zu sein.

So sieht Albert Meier, Vorstand des Skiclubs Rottach-Egern, aktuell keine Zunahme der Aggressivität auf den Waldfesten. Vor etwa fünfzehn Jahren sei eine solche Entwicklung stärker zu beobachten gewesen, sagt er. Das bestätigt auch Georg Reisberger, Geschäftsführer des SC Ostin, der seit über dreißig Jahren Waldfeste organisiert:

Ich habe das Gefühl, dass es heute viel weniger Aggressivität gibt als noch vor 20, 30 Jahren. Da gab es fast an jedem Veranstaltungstag eine Schlägerei.

Reisberger sieht allerdings eine andere Tendenz: Die Kämpfe laufen weniger fair ab. Früher sei eine Prügelei beendet gewesen, sobald einer der Beteiligten am Boden gelegen habe. Heute werde auch dann noch „nachgetreten“, so Reisberger.

Ein friedliches Miteinander ist der Normalfall - hier beim Waldfest des SC Ostin.
Ein friedliches Miteinander ist der Normalfall – hier beim Waldfest des SC Ostin.

Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, treffen die Waldfestbetreiber verschiedene präventive Maßnahmen. In Ostin beschäftigt man eine eigene Security-Mannschaft und setzt auf Konfliktklärung im Vorfeld.

Beim Rottacher Skiclub hat sich neben der Deeskalation auch eine andere Maßnahme gut bewährt. Dort steuert man die Stimmung zu vorgerückter Stunde über die Musik in der Bar. „Je später es wird, desto ruhiger wird die Musik. Und dann gehen irgendwann alle friedlich heim“, erklärt Albert Meier sein Erfolgsrezept. Ihm seien keine Prügeleien auf dem Fest bekannt. Das „Kuschelmusik“-Konzept habe sich in den letzten Jahren bewährt.

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