Ende letzen Jahres reihten sich viele Geschäfte der Marktgemeinde in die traurige Reihe eines “Ladensterbens”. Nach den Modegeschäften “Alex F.” und “Ella Young Fashion”, folgte das Schuhhaus Linse, der Juwelier Ernst und die Adler Apotheke. Nun schließt diesen Monat auch noch Holzkirchens Traditions-Buchhandlung Hummelberger seine Pforten – und das nach 113 Jahren im Familienbesitz. Das erstaunt auch Bürgermeister Olaf von Löwis:
Diese Nachricht hat mich echt überrascht. Hier gab es natürlich die Probleme mit dem schmalen Gehweg und dem lauten Verkehr, dennoch war ich oft in der Buchhandlung. Da fragt man sich, ob die Schließung vielleicht auch mit der Branche etwas zu tun hat und gerade Bücher vielleicht eher online bestellt werden.
Der Onlinehandel sei laut Löwis neben den wenigen Parkmöglichkeiten und der verkehrlichen Anbindung, eines der Hauptprobleme für die Einzelhändler im Markt. Seiner Meinung nach, müsse man auch bei den Kunden ein Bewusstsein dafür schaffen und sie dazu verleiten, kurze Wege bis zu den Geschäften fußläufig in Kauf zu nehmen. Der Ort habe eben nur begrenzte Parkmöglichkeiten.
Herausforderung als Chance sehen
Dennoch sieht von Löwis, vor allem im Rahmen des Ortsenwicklungskonzeptes, auch Chancen, gemeinsam mit den Einzelhändlern den Ort attraktiver zu gestalten. “Wir sind gut dabei hier etwas zu verändern und uns mit den Einzelhändlern in Verbindung zu setzen, was sie wirklich wollen”.
Auch die Inhaber seien gefragt, die Attraktivität ihres Geschäftes zu steigern und zum Beispiel bei Aktionen und Veranstaltungen mitzumachen. “Der Sommer- oder Winterzauber beispielsweise, ist für die Einzelhändler eine schöne Möglichkeit ihre Präsenz zu steigern. Viele denken man zahlt hier drauf, aber der Werbeeffekt ist enorm, das spricht sich rum”, ist sich der Bürgermeister sicher.
Neues Geschäft zum Schlendern und Stöbern?
Doch was passiert mit den leerstehenden Geschäften? Ella Young Fashion hat bereits eine neue Besitzerin gefunden, die dort wieder ein Modegeschäft betreibt. Doch die Adler Apotheke steht schon seit Längerem leer. Nach Aussagen des zuständigen Immobilienbüros wurde jedoch ein Nachmieter für das Gebäude gefunden. Ina Pschiuk von ip Immobilien erklärt:
Die Suche nach einem Nachmieter gestaltete sich gar nicht so einfach. Das Gebäude wird in zwei Jahren abgerissen und somit war klar, dass wir einen Mieter brauchen, der die Räumlichkeiten nicht langfristig betreibt.
Für den neuen Betreiber Oliver Huber, stellt das kein Problem dar. Er möchte die Räume als Ausstellung-und Verkaufsfläche nutzen. Der gelernte Gemälde-Restaurator betreibt bereits seit elf Jahren einen Requisitenverleih in Holzkirchen. Er wollte dem Ladensterben im Ort nicht länger zusehen und selbst aktiv werden.
Zukünftig können Interessierte “kleine und große Schätze” in seinem neuen Laden erwerben. Neben antiken Gemälden, Stiche, Rahmen, alte Zeitschriften, Briefe und Noten, gibt es auch das ein oder andere Schnäppchen und Ungewöhnliches wie beispielsweise ein altes Fahrrad. “Nicht nur Sammler und Antik-Liebhaber werden bei uns fündig, sondern auch Kunden, die ihre Wohnung mit wenig Geld witzig einrichten möchten”, erklärt Huber.
So hat er einen Teil seines Requisitenverleihs in die neuen Räumlichkeiten in der Münchner Straße geschafft. Eingeräumt ist schon fast alles, morgen folgen noch die letzten Teile. Am Samstag, 16. Juli wird dann aufgesperrt. Und auch bei den Öffnungszeiten verfolgt Huber ein eigenes Konzept. So ist das Antiquariat immer einmal die Woche, Samstags von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Gerade richtig, um am Wochenende in Holzkirchen etwas zu schlendern und zu stöbern. Vor allem da in der Marktgemeinde am Samstagnachmittag neben dem HEP und den Supermärkten, keine Läden geöffnet sind.
Auf der Suche nach attraktiven Einkaufsmöglichkeiten
Egmont Ernst indes, sucht für seinen Juwelierladen noch einen geeigneten Nachmieter. “Es waren schon einige Interessenten da, aber der Richtige war bisher nicht dabei”, so Ernst. Er wünsche sich einen solventen Einzelhändler, der das Geschäft langfristig betreibe. “Es muss nicht unbedingt ein Juwelier rein, aber wenn sich jemand dafür finden lässt, vermieten wir gerne”.
Das ist auch im Sinne von Bürgermeister von Löwis. Er wünscht sich für den zentralen Oskar-von-Miller-Platz einen “Magneten, einen Anker, der attraktiv ist”. Auch gerne etwas hochwertigere Geschäfte, ähnlich dem Juwelier Ernst.
Wir brauchen etwas, das zum Verweilen und flanieren einlädt. Konkret kann ich hier keine Branche nennen, dafür fehlt mir das Fachwissen, aber es sollte den Kunden nachhaltig attraktive Einkäufe ermöglichen. Auch ein Café kann ich mir am Oskar-von-Miller-Platz vorstellen.
Ernst selbst möchte nun erst einmal ein Orientierungsjahr einlegen und den neuen Lebensabschnitt langsam angehen. “Schauen wir mal, was kommt”, so Ernst lachend.
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