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Die BOB hat neue Züge und heißt jetzt BRB. Seit dem 14. Juni fahren im Netz Oberland die neuen Oberland-LINT statt der vorherigen Talent-Züge. Am 26. Juli wurden dann die Integral-Züge verabschiedet und komplett auf die neuen Fahrzeuge des Typs Alstom Coradia LINT54 umgestellt. Bedeutet dieser Wechsel auch eine Entwicklung weg von Unpünktlichkeit und hin zu mehr Kundenzufriedenheit? Fragt man Betroffene, wirkt das nicht so.
Lärmbelästigung in Gmund
AnwohnerInnen in Gmund sind enttäuscht von dem Flottenwechsel der BRB. Versprochen wurde laut einem Betroffenen, dass die neuen Züge leiser werden. Nun sei das Gegenteil der Fall. Bei den sehr engen Gleisbögen am Gmunder Berg kommt es zu einer stärkeren Geräuschentwicklung als bisher, das bestätigt Christopher Raabe, Pressesprecher der BRB. „Zusätzlich nachteilig wirken sich dabei immer Trockenheit und Hitze aus“, heißt es weiter.
Für die AnwohnerInnen unverständlich. „Das kann doch nicht sein im 21. Jahrhundert“, beschwert sich ein Betroffener. Man nehme diese Unzufriedenheiten sehr ernst, versichert Raabe. Man habe umgehend mit ersten Maßnahmen begonnen, erklärt er:
Die neuen Züge führen in Kurven konstruktionsbedingt zu einer höheren Reibung zwischen Rad und Schiene, was zu dem „Quietschen“ führt. Nachdem diese (Drehgestell-)Konstruktion der Stand der Technik ist, der in jedem modernen Eisenbahnfahrzeug verbaut ist, müssen wir in diesem gegebenen Rahmen optimieren. Zur Reduzierung der Geräusche ist eine Spurkranzschmieranlage in den Fahrzeugen verbaut, die Öl auf die Räder abgibt.
Diese Anlage werde regelmäßig gewartet und eingestellt. Gerade in der Anfangsphase, wenn die Spurkranzschmierung bei einzelnen Fahrzeugen noch nicht optimal eingestellt ist, lasse sich die Geräuschentwicklung durch Nachjustieren reduzieren. In den nächsten Wochen werde es weitere Versuche und Analysen geben.
Demonstration in Holzkirchen
In Holzkirchen wird es auf Grund der neuen LINT-Züge eine Demonstration an diesem Freitag geben. Kritikpunkt ist hier nicht in erster Linie die Lärmbelästigung, sondern die Barrierefreiheit. Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sei die Einstiegssituation deutlich schlechter als zuvor. Raabe bestätigt, der Spalt zwischen Bahnsteigkante und Wagen wurde größer. Darauf habe man allerdings keinen Einfluss, erklärt er:
Das ist bei vielen modernen Fahrzeugen der Fall, denn die Norm TSI-PRM lässt einen horizontalen Spalt von bis zu 25cm zu. Wir verstehen, wenn ein anderer EU-weiter Standard gewünscht wird. Aber das ist eine Frage der europäischen Gesetzgebung und nicht eines einzelnen regionalen Schienenpersonennahverkehrsunternehmens, wir sind hier der falsche Adressat.
Zusätzlich seien im gesamten Oberland sehr unterschiedliche Bahnsteighöhen von 20cm bis 96cm zu überwinden, an vielen Bahnsteigen nütze daher auch kein geringerer Spalt, da es keine Fahrzeuge gibt, die diese Unterschiede ausgleichen könnten. „Das ist im Übrigen ein deutschlandweites Problem und kein Oberbayerisches“, so Raabe. „Wir reagieren daher mit der für uns einzig möglichen Lösung: Mehr Service“. Im Bedarfsfall werde eine Rampe ausgelegt, über die Rollstuhlfahrer einsteigen können. „Und das sogar ohne, dass eine Anmeldung nötig wäre“.
Dass man ohne fremde Hilfe nicht mehr zusteigen kann, kritisiert unter anderem die Rollstuhlfahrerin Sybille Janisch gegenüber dem Tölzer Kurier. „Für mich ist es eine Katastrophe und unfassbar, dass es jetzt so einen Rückschritt im Vergleich zu dem gibt, was wir vor 20 Jahren schon hatten“. Inklusionsbotschafter Markus Ertl meint: „Auf Augenhöhe und selbstbestimmt mitfahren – das geht so nicht“. Daher organisiert er die Demo am 21. August.
“Ich werde wieder aufs Auto umsteigen“
Pünktlichkeit und BOB. Oder anders: Unpünktlichkeit und BRB. Dieses Image wird der Betrieb wohl auch mit neuem Namen und LINT-Zügen vorerst nicht los. Ein Leser der Tegernseer Stimme schreibt enttäuscht:
Ich werde wieder aufs Auto umsteigen und lass mir von diesem Unternehmen nicht meine Lebenszeit stehlen. Die BRB trägt so auf jeden Fall nicht zu einer positiven Verkehrswende auf den Schienen bei!
Grund dafür seien vermehrte Verspätungen seit dem Flottenwechsel. Anfangs habe es einige betriebliche Herausforderungen gegeben, die zu vermehrten Verspätungen führten, erklärt Raabe. Die neuen Abläufe haben sich erst einspielen müssen. „Das ist in der Anfangszeit normal, hat sich zwischenzeitlich jedoch schon gelegt. Die Neufahrzeuge laufen sehr stabil und deutlich zuverlässiger als die bisherigen Fahrzeuge“, heißt es weiter.
Allerdings gab es in den letzten Wochen „überproportional viele infrastrukturelle Probleme, die für Verspätungen gesorgt haben“, räumt der Pressesprecher ein. „Aber zum nächsten Fahrplanwechsel bekommen wir dank des Freistaats nochmals zusätzliche Fahrzeuge, um auch solche Störungen künftig zumindest etwas besser abfedern zu können“.
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