Erstmals wurde gestern Abend klar: In Bad Wiessee weht jetzt ein anderer Wind. Über den Neubau eines Badepark entscheiden nämlich allein die Bürger.
Als Bürgermeister Robert Kühn (SPD) den gestrigen Abend mit den Worten „Wir wollen etwas Wunderbares entstehen lassen“ beendet und rund 100 Wiesseer aus dem großen Saal im Hotel zur Post in den Regen entlässt, blickt man in euphorische Gesichter.
Überall bilden sich kleine Grüppchen aus Gemeinderäten, Bürgermeister, Presse und Bürgern. Der Tenor ist bei allen, mit denen man an diesem Abend spricht, der Gleiche: Es hat sich etwas verändert. „Die Zusammenarbeit ist so toll“, sagt Johannes von Miller (Die Grünen). Es mache ihm großen Spaß. Man treffe sich im Moment sehr häufig, teilweise zweimal die Woche. Der Austausch sei wichtig und gut. Auch Birgit Trinkl (Wiesseer Block) ist begeistert vom neuen Spirit im Gemeinderat.
Was am 16. Juli 2020 in Bad Wiessee verkündet wurde, dürfte die neue Einstellung gegenüber der Arbeit in der Gemeinde sehr deutlich machen. Am 27. September werden nämlich alle Wiesseer entscheiden, wie es mit dem Badepark weiter geht. Dann wird die Frage im Raum stehen:
„Möchten Sie, dass der Badepark abgerissen wird und auf demselben Grundstück schnellstmöglich der Neubau eines Bades entsteht, welches mindestens die momentan vorhandenen Nutzungsmöglichkeiten beinhaltet?
JA oder NEIN.
Bis zum Tag des Bürgerentscheids im September bleibt der Badepark in Bad Wiessee geschlossen. Wenn die Bürger sich entscheiden, dass der alte Badepark erhalten bleiben soll (also mehrheitlich mit NEIN stimmen), wird der Betrieb wieder aufgenommen. Allerdings nur dann, wenn die anderen Talgemeinden bereit sind, sich an den Verlusten des Schwimmbades zu beteiligen.
Sollten die Bürger jedoch mehrheitlich mit JA stimmen und einem Neubau damit zustimmen, bleibt die Einrichtung geschlossen und es wird schnellstmöglich der Neubau angegangen. Auch hier erwartet der Gemeinderat, dass die vier benachbarten Gemeinden einer dauerhaften Defizitvereinbarung zustimmen.
Gemeinderat empfiehlt Neubau des Badeparks in Bad Wiessee
Deutlich wurde gestern Abend in einer Präsentation von Projektentwickler Helmut Karg, dass der Badepark in seiner jetzigen Form ein absolutes Verlustgeschäft ist, das auch in Zukunft keine erfreulichen Gewinne abwerfen wird. 30 Millionen sind aktuell für einen Neubau eingeplant. Knapp 8,5 Millionen kann durch Fördermittel abgedeckt werden. Laut der graphischen Darstellung von Karg würden sowohl die Eintritte als auch die Gewinne mit dieser Lösung deutlich ansteigen.
Sollten die Bürger sich also für den Neubau entscheiden, was der gesamte Gemeinderat empfiehlt, wird schon im kommenden Jahr eine Ausschreibung realisiert. Die Bauphase soll dann, sportlich geplant, bis 2023 abgeschlossen sein, sodass man das neue Bad Ende 2023 oder Anfang 2024 eröffnen kann.
Problematisch wird die lange Schließung vor allem für die Wasserwachten werden, die hier ihre Trainings- und auch Schwimmkurse abhalten. Hier will Kühn in den Dialog gehen und sich mit den Leuten austauschen. „Auch mit dem Saunaclub treffe ich mich demnächst“, sagt er. Kühn ist sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Ein so großes Projekt sei seiner Meinung nach nur mit Bürgerbeteiligung möglich. Und er vertraut seinen Bürgern. „Ich denke es wird ein klares Ergebnis geben. Jeder will ein neues Bad.“
Damit sich alle umfangreich informieren können, gibt es für die kommenden Wochen vor dem Entscheid ein straffes Programm.
Hier stichpunktartig aufgelistet:
- 01.08.2020: Historie des Badeparks im Bürgerboten
- 06.08.2020: Bürgerdialog mit Schwerpunkt „Badepark“
- 01.09. 2020: „Welche Gründe sprechen für den Neubau“ im Bürgerboten
- 03.09.2020: Bürgerdialog mit Schwerpunkt „Badepark“
- 19.09.2020: Infobrief mit allen Fakten zum Neubau
- 27.09.2020: Bürgerentscheid
Hier der Beschlussauszug im Wortlaut.
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