Neue Trails in der Schwebe

Wenn sich der Winter langsam zurückzieht und der Schnee auf den Bergen und Waldwegen schmilzt, schwingen sich die ersten Mountainbiker auf‘s Radl. Mit dem Saisonbeginn sind jedoch Konflikte zwischen Wanderern und Radlern vorprogrammiert. Wem gehört der Weg?

Seit zwei Jahren gibt es in Kreuth einen eigens angelegten Trail für Mountainbiker. Neue Strecken sind zwar in Planung, doch die Umsetzung ist schwierig.

Ein Bild von der Eröffnung des Mountainbike-Trails in Kreuth. Quelle: Bella Wieser
Ein Bild von der Eröffnung des Mountainbike-Trails in Kreuth / Quelle: Bella Wieser

Sowohl Mountainbiker als auch Wanderer wollen auf den Berg – und kommen sich dabei oft in die Quere. Abhilfe schaffen sollen eigens für Mountainbiker angelegte Strecken, sogenannte Trails. Dort können Mountainbiker so schnell fahren, wie sie wollen, und das ohne ruhesuchende Wanderer zu stören. In der Langenau bei Kreuth wurde 2012 ein solcher Trail geschaffen. Über dessen positive Wirkung sind sich die Verantwortlichen einig: „Der Trail hilft, die Konfliktsituation zu entspannen. Besonders die, die schneller unterwegs sind, können sich dort austoben. Außerdem ist es für viele Biker ein weiteres Angebot“, sagt der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider.

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Gelöst sei das Problem dadurch aber nicht. „Radler, die noch nicht so sicher sind oder in erster Linie bergauf fahren wollen, nutzen den Trail nicht. Es wird also auch in Zukunft welche geben, die auf den Wegen fahren.“

Das Tal könnte für Biker attraktiver sein

Auch beim Rottacher Mountainbike-Hersteller Bionicon sieht man weiteren Bedarf. Beim Bau des Langenau-Trails waren Bionicon-Mitarbeiter maßgeblich beteiligt. „Der Trail bringt aber nicht die Masse an Bikern, wie es etwa an der Neureuth der Fall ist“, meint Bastian Guntermann. Der Geschäftsführer schaut dabei gerne zu den Nachbarn im Süden: „Österreich und Italien sind da deutlich weiter. Dort gibt es sehr viele Trails. Wir könnten das Tal für Biker viel attraktiver machen, das Potential haben wir ja. Ich finde, wir sollten hier die Möglichkeiten finden.“

Sein Mitarbeiter, Josef Heigl, ist selbst passionierter Mountainbiker und fährt den Trail in der Langenau häufig. „Man beobachtet, dass relativ wenige Biker ihn fahren. Viele wissen gar nichts davon oder er ist ihnen stellenweise zu schwer. Profis wiederum finden ihn langweilig. Aber für den durchschnittlichen Biker ist der Trail super. Auch die breite Masse kann ihn fahren und das macht ihn sehr attraktiv“, so Heigl.

Aufholbedarf bei Angebot und Vermarktung des Tals als Mountainbike-Region sieht er aber ebenfalls. „Die Gemeinden müssen hier etwas tun, denn der Bedarf ist riesig. Aber anstatt zu uns zu kommen, fahren die meisten Biker gleich weiter nach Österreich oder Italien.“ Konkret denkt man bei Bionicon da an die im Sommer nicht genutzten Skilifte. „Zum Beispiel am Sonnenbichl oben, da hätten wir uns längst eine gute Strecke ausgedacht. Für die Liftbetreiber wäre das ja auch eine interessante Sache“, erläutert Geschäftsführer Guntermann.

Umsetzung scheitert oft

Von der Idee, Skilifte im Sommer für Biker zu nutzen, hält TTT-Geschäftsführer Georg Overs dagegen wenig: „Wir haben das Konzept geprüft, aber es ist schwer mit dem Nachhaltigkeitsansatz vereinbar. Momentan ist es daher nicht Teil unserer Strategie.“ Grundsätzlich gibt er den Befürwortern neuer Trails im Tal aber Recht. „Wir würden uns sehr freuen, wenn im Tal weitere Trails entstehen und wir das Angebot – besonders für Übernachtungsgäste von weiter weg – ausbauen könnten.“

Ursprünglich, so Overs, waren fünf Trails im Landkreis geplant. Doch die Umsetzung scheitere sehr häufig an den Besitzern der betroffenen Grundstücke. „Das geht in Österreich offensichtlich einfacher. Über die Fortschritte sind wir nicht glücklich“, bedauert Overs.

Bürgermeister Bierschneider kann zu dem Thema bislang keine positiven Nachrichten vermelden. Der seit Langem geplante zweite Trail sei „noch nicht durch.“ Die Verhandlungen mit dem Grundstückseigner laufen zäh: „Da geht es um ganz grundsätzliche Sachen. Bislang haben wir kein grünes Licht“, so Bierschneider. Dabei würden sich die Baumaßnahmen in engen Grenzen halten. „Es handelt sich um einen alten, nicht genutzten Ziehweg. Es braucht also keine neue Trasse, der Weg muss nur erneuert werden.“

Bis sich dort etwas tut, müssen Mountainbiker mit dem Langenau-Trail Vorlieb nehmen. Am 1. April wird er wieder geöffnet.

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