Nicht mit den Reizen geizen

Das Unterwäsche-Label „Blush“ hat 2012 in Berlin mit einer ganz besonderen Kampagne für mehr Transparenz in der Politik geworben. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen auch den Landkreis Miesbach als Werbeplattform entdeckt. Denn die systematischen Versäumnisse der vergangenen Jahre sind ja hinlänglich bekannt.

Mit dieser Kampagne warb der Unterwäschehersteller Blush 2012
Wird das Unterwäsche-Label „Blush“ auch im Landkreis Miesbach bald für mehr Transparenz werben? Foto: www.blush-berlin.com

Eine Glosse von Florian Eiler:
Kennen Sie die Berliner Marke „Blush“? Oder vielleicht trägt Ihre Frau so ein paar ziemlich heiße Dinger davon? Unser Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat viel Erfahrung mit dem Teufelszeug. Hat doch ein blondes Model, nur bekleidet mit Slip und durchsichtigem Negligé, auf Plakaten im gesamten Bundesgebiet ordentlich die Werbetrommel für die Dessous-Marke gerührt. Neben ihrer verführerisch räkelnden Attitüde steht: „Lieber Christian, so geht Transparenz.“ Verflixt, wird sich der eine oder andere männliche Talbewohner denken. „Warum hab ich das Plakat nicht gesehen?“

Bis man sich den Titel „König der Nebeneinkünfte“ verdient hat, liegt eine Menge Arbeit vor einem. Der Kölner SPD-Abgeordnete Martin Börschel kann ein Lied davon singen. Tag und Nacht hat er an seiner Inthronisierung gearbeitet. Doch gereicht hat es nie. Wieder einmal sind wir Bayern besser. Was dem Rheinländer bleibt, ist die Auszeichnung „Musterknabe der Transparenz“. Ein Exempel, an dem sich gewählte Führungskräfte bei uns im Tal orientieren könnten.

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Radwans Zeitmanagement

Auf das CSU-Urgestein Peter Gauweiler brauchen wir jetzt auch nicht mehr hoffen. Der ist durch. Mit den neuen Transparenz-Regeln im Bundestag wurden im März dieses Jahres seine Zahlen gläsern. An einem einzigen Mandanten verdiente der Rechtsanwalt zusätzlich zu seinem Bundestagsmandat 250.000 Euro. Respekt. Da ist ein ordentliches Zeitmanagement gefragt: Dies besitzt auch der Rottacher Alexander Radwan. Wenn er mal nicht gerade als CSU-Bundestagsabgeordneter unterwegs ist, zieht er die Anwaltsrobe über.

Sein Salär ist nicht mehr so ganz übersichtlich. Anders Martin Börschel, vom Düsseldorfer Landtag. Der ist den ganzen Tag damit beschäftigt, auf seiner Homepage Ordnung zu schaffen. Dort listet der 40-Jährige penibel sämtliche Vergütungen aus seinen Aufsichts- und Verwaltungsratsmandaten auf. Sogar seinen Steuerbescheid hat der Sozialdemokrat ins Internet gestellt – mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen 2010 von 193.935 Euro. Und das alles freiwillig.

Bei so viel Public Viewing wird dem Seegeist ganz flau im Magen. Weiß er doch um die eher angeborene Schüchternheit von politischen Verantwortlichen und Sparkassenleitern im Landkreis in punkto Zahlendurchsichtigkeit. Ob es nun gut oder schlecht ist, dass die Werbestrategen von „Blush“ die Miesbacher Region noch nicht in ihre Werbekampagne eingeplant haben, ist eher eine geschlechtsspezifische Betrachtungsweise.

Oder vielleicht fahren wir doch, wenn die ersten Pfingsttouristen kommen, an einer Plakatmauer in Tegernsee vorbei mit dem Werbeslogan: „Na, Martin, …wie sieht’s aus? Mal ein bisschen Transparenz, Alexander?“ Natürlich hat die Brünette wieder sehr viel an und lächelt dazu einladend. Der eine oder andere noch unentschlossene Talbürgermeister und Kreistagsangehörige oder Vorstandsmitglied der Sparkasse wird sich das Ganze sicher etwas genauer anschauen. „Will ich das?“ Eines ist jedoch klar. Mit derartigen transparenten Augenweiden kommt bekanntlich vieles in Wallung – sogar eine eingeschlafene Tourismusfusion.

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