Notwendigkeit gegen Ängste

Tetrafunk, ein Thema, das in allen Gemeinden des Landkreises Miesbach seit der Vorstellung des Projekts im Frühjahr 2011 heftige Diskussionen hervorruft. Inzwischen haben fast alle einem Probebetrieb zugestimmt. Eine der letzten Bastionen ist Valley.

Aus der Erfahrung um die gesundheitsschädliche Wirkung von Funkmasten und deren Strahlung sind die Bedenken der Bürger groß. Das wurde gestern Abend erneut klar.

Bei der gestrigen Infoveranstaltung in Valley.
Bei der gestrigen Infoveranstaltung im Gasthof Bräu in Oberdarching.

Dass das Thema in Valley kleinere Säle füllen kann, war nicht zu übersehen. Etwas mehr als 50 Besucher waren auf Einladung von Bürgermeister Andreas Hallmannsecker (FWG) deshalb am Montagabend zu einer Informationsveranstaltung in den Gasthof Bräu in Oberdarching gekommen, um über das emotionsgeladene Thema zu diskutieren.

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Für Information und Klärung offener Fragen hatte der Rathauschef drei Experten geladen: Digitalfunk-Experte des Polizeipräsidiums Gerhard Schusser, Kreisbrandrat Anton Riblinger und Ulrich Wittfeld von der Betreiberfirma Telenet.

Schnelle Hilfe bei Unfällen nicht gewährleistet

Nach ihren einleitenden Statements zur regionalen Verteilung der zwei Sendemasten, die Vorstellung gesundheitlicher Studien zum BOS-Funk, momentaner Planungsstatus und der „wunderschönen Topographie“ des Versorgungskreises wurde schnell klar, der Abend würde lange dauern. Gegner und Befürworter lieferten sich einen harten Schlagabtausch. Zentrale Themen: Standort, Höhe der Strahlung und ihre gesundheitliche Wirkung auf den Menschen und im Gegenzug dazu der tatsächliche Nutzen für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.

„Wenn der Fentberg nicht kommt, was sollen wir dann machen?“, konfrontierte Schusser die Zuhörer. Im Moment sei eine schnelle Hilfe bei Unfällen nicht gewährleistet. Sogenannte „weiße Löcher“ auf der Versorgungskarte machen eine schnelle Absprache zwischen Opfer und Helfern unmöglich. Die emotionale Komponente dabei: Wer will es verantworten, wenn es eventuell das eigene Kind ist, dem im Fall der Fälle nicht geholfen wird?

Bedenken zerstreuen

Für eine flächendeckende Versorgung sind nach den Planungen von Telenet zwei Standorte unumgänglich. Wünschenswert seien als erster Standort die Autobahndirektion Holzkirchen-Nord, als Standort 2 der Fentberg. Beide seien aus funktechnischen Gründen ideal, erklärte der Digitalfunk-Experte. Jeder Sender dürfe erst dann in Betrieb genommen werden, wenn die Bundesnetzagentur die Einhaltung der Grenzwerte im Rahmen eines Standortbescheinigungsverfahrens bestätigt habe.

Dazu würden Experten die einwirkenden Felder aller vorhandenen Sender an einem Standort feststellen und errechnen, in welchem Abstand von dem Sender aus gesehen die Immissionsgrenzwerte unterschritten sind, so der Fachmann. Doch kann man diesen Grenzwerten vertrauen? Viele aus dem Auditorium äußerten hierzu ihre Bedenken.

Um diese „visuell“ zu zerstreuen, legte Wittfeld eine Folie auf, die belegen soll: Alle geplanten Geräte können technisch bei Bedarf mit maximal 10 W Sendeleistung senden. In Deutschland werde das Funknetz dennoch auf eine maximale Sendeleistung von nur 3 W ausgelegt. Das sei nur geringfügig mehr als ein Mobiltelefon, das mit 1 bis 2 Watt sendet und das habe man noch dazu ständig am Körper, beschwichtigte er die Gäste.

Gemeinderat soll heute entscheiden

Im Gegenzug dazu befänden sich die Antennen des BOS-Digitalfunks bei freistehenden Masten in einer Höhe von mindestens 30 Metern über dem Boden. Durch die Montagehöhe der Sendeantennen gehe der Großteil der Sendeleistung über die umliegenden Gebäude hinweg, so dass in der unmittelbaren Umgebung nur geringe Immissionen auftreten.

„Wer garantiert, dass nach dem Probebetrieb nicht ein dritter dazu kommt“, so ein Diskussionsteilnehmer. „Es kommt keiner dazu“, so Wittfeld. „Und was ist mit den alten Masten?”, fragte ein Zuhörer. „Für die gibt es eine Übergangszeit“, erklärte Schusser. „Erst wenn die letzte Feuerwehr umgerüstet hat, dann werden alle alten Masten abgebaut.“ Und das kann dauern.

Ob der Valleyer Gemeinderat allen Argumenten des gestrigen Abends glaubt und einem Probebetrieb doch noch zustimmt, wird sich in der Gemeinderatsitzung am heutigen Dienstagabend entscheiden. Der öffentliche Teil beginnt um 20 Uhr.

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