Auf dem Infoabend der Bürgerinitiative wurde erneut intensiv diskutiert. Auch eine Demo ist im Gespräch.
Während das Tegernseer Tal und Holzkirchen unter Ziel- und Quellverkehr leiden, ist es in Waakirchen eher der Durchgangsverkehr, den es zu ertragen gilt. Das Problem war am Dienstag einmal mehr Thema eines rund fünfstündigen Infoabends im Schaftlacher Gasthaus „Buchkogel“.
Die Bürgerinitiative um Gerhard Voit, Rainer Küppers und Alexandra Güller hatte eingeladen. Seit Jahren setzen sich die Macher dafür ein, dass die Verkehrsbelastung in ihrem Ort erträglicher wird. Die Idee: Bürger informieren, zur Diskussion auffordern und einen Appell setzen.
Lernen vom Runden Tisch
Zu Beginn fasste Gerhard Voit zusammen, was sich in den vergangenen drei Monaten getan hat. Am 23. Juni hatten sich Verantwortliche aus dem Umkreis zusammengesetzt, um gemeinsame Lösungen für die Verkehrsbelastungen zu finden. Voit erörterte die Ergebnisse des Runden Tisches: (Wir hatten bereits berichtet). Die zentrale Erkenntnis ist, dass die bislang favorisierte „Mittellösung“ – eine gemeindeübergreifende Lösung – nicht funktioniert.
Laut Gutachten ist durch die Verbindung der B13 und der B318 für Waakirchen höchstens mit einer Entlastung von 1.000 Fahrzeugen zu rechnen. Zu wenig bei einer Gesamtbelastung von 14.500 Fahrzeugen pro Tag. Zudem scheiden auch „verkehrsregelnde Maßnahmen“ wie Schilder, die Fahrzeuge von der Waakirchner Durchfahrt abhalten sollen, aus. Sie sind nicht zulässig. Man müsse seine Probleme auf eigenem Grund und Boden lösen, so der Tipp des Straßenbauexperten Olk. Mit einer regionalen Ortsumfahrung sei man auf einem guten Weg.
Hoffen auf den „Master-Plan“
In erster Linie gilt nun die Hoffnung, dass Waakirchen in die höchste Dringlichkeitsstufe des sogenannten Bundesverkehrswegeplans (BVWP) aufsteigt und damit beispielsweise eine Ortsumgehung oder einen Tunnel bekommt, damit der Verkehr spürbar nachlässt. Wie realistisch das ist, kommentierte Gerhard Voit am Dienstagabend wie folgt:
Die Chancen sind nicht schlecht, aber ein Sechser im Lotto ist das auch nicht.
Alexandra Güller stellte das Prozedere um den Bundesverkehrswegeplan klar. Wie berichtet, arbeitet das Verkehrsministerium momentan an der Aufstellung. Der Plan ist sozusagen eine Art „Warteliste“, welches Projekt in welchem deutschen Ort am ehesten in die Umsetzung kommt.
„Waakirchen ist drin, wenn wir uns ganz vorn platziert haben. Dann beginnt für uns aber erst der Kampf.“ Damit spielt Voit darauf an, dass, wenn voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2015 bekanntgegeben wird, an welcher Rangstelle Waakirchen steht, dann das Tauziehen um potentielle Trassenverläufe losgeht.
„Wartezeit“ sinnvoll überbrücken
Dass Waakirchen eine Entlastung braucht, darüber ist man sich einig. Dass die Chancen nicht schlecht stehen, in den BVWP hineinzukommen, auch. Doch wie soll man die „Wartezeit“ bis zur Ergebnisverkündung sinnvoll nutzen? Die Initiatoren suchen nun Mitstreiter, die bereit sind, sich einzubringen. Insgesamt haben sie eher kleinere Aktionen im Auge: „Wir wollen nicht das Risiko laufen, als Radaubrüder in eine Ecke gestellt zu werden. Aktionen mit Pfiff ja, aber sachlicher Natur“, gab Küppers die Marschrichtung vor.
Der Initiative geht es dabei auch um die Sicherheit im Ort. Die Zahlen, die Küppers in diesem Zusammenhang präsentierte, sprechen Bände. Wenn es nach der kürzlich von Verkehrsminister Alexander Dobrindt veröffentlichten Verkehrsprognose geht, soll der Personenverkehr um 13 Prozent zunehmen, der Güterverkehr sogar um 38 Prozent. Diese Entwicklung wird auch vor Waakirchen nicht halt machen.
Auch das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit nimmt immer mehr zu. In Waakirchen lässt sich das vor allem am westlichen Ortsrand beobachten. Dort wo eine scharfe Kurve Autofahrer eigentlich auf 50 km/h drosseln sollte. In der Realität hatten innerhalb von zehn Tagen um die 2.000 Autofahrer eine Geschwindigkeit von 70 km/h auf dem Tacho, das ergaben aktuelle Messungen. Zudem hat das Landratsamt den dortigen Verkehr gemessen. Ergebnis: gut 145.000 Autos in zehn Tagen, davon 8.500 Lkws.
Auch am Löwendenkmal, wo Bundesstraße und Staatsstraße zusammenfließen, wird es für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger oft geradezu abenteuerlich, wenn sie eine der Fahrbahnen überqueren wollen. Die ganze B472 stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Voit brachte daher Maßnahmen wie 30er-Zonen, Ampeln, Radwege und vor allem auch Seniorenübergänge ins Spiel.
Protestaktion im Gespräch
Doch einigen gingen diese Ideen nicht weit genug. Christoph Scholz konnte aus seinem eigenen Erfahrungsschatz berichten, dass der Bürgerwille auch beim Gemeinderat was bewirke. „Ihr müsst alle Mittel ausschöpfen, dass die Gemeinde was macht.“ Möglichkeiten gibt es laut Scholz genug. Auch Balthasar Brandhofer ist ähnlicher Ansicht:
Wir müssen uns jetzt bemerkbar machen. Die müssen spannen, dass wir das Ding wirklich brauchen.
Und Gemeinderat Rudi Reber will einen Antrag stellen und auch die anderen Fraktionen ins Boot holen. Seine Strategie sieht vor, das Waakirchner Verkehrsproblem noch stärker in die Öffentlichkeit zu rücken. „Warten ist verkehrt“, so Reber, der gleichzeitig eine Kundgebung am zentralen „Löwen-Denkmal“ ins Gespräch brachte. Andererseits kann sich der 3. Bürgermeister auch vorstellen, Flyer zu verteilen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Für ihn ist klar: „Wir müssen den Kreis der Unterstützer vergrößern.“
Zumindest eines wurde am Dienstagabend offensichtlich: Der Druck und die Entschlossenheit der Waakirchner wachsen. Die Spannung bis zur Veröffentlichung des Bundesverkehrswegeplans im nächsten Jahr ist greifbar. Tatenlos abwarten, das wollen die Vertreter der Bürgerinitiative jedenfalls nicht.
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