Ein Kommentar von Nina Häußinger:
21 Uhr in München. Nach einem lauen Sommerabend geht es für Viele heute etwas später zurück ins Oberland. Aus spät wird an diesem Abend später – und schließlich zu spät. Noch bevor die Bayrische Oberlandbahn vom Münchner Hauptbahnhof startet: Verwirrung. „Können Sie mir sagen, welcher Teil an den Tegernsee fährt“, hört man eine ältere Dame fragen.
Promt kommt die Antwort aus dem Lautsprecher: „Liebe Fahrgäste, leider sind unsere Anzeigen im Zug defekt. Ich würde Ihnen gerne etwas anzeigen. Es funktioniert aber nicht.“ Aha. „Der Fehler am Zug konnte behoben werden. Wir werden planmäßig ins Oberland starten. Ob wir ankommen, kann ich Ihnen leider noch nicht sagen.“ Na das klingt ja vielversprechend.
Nach der gefühlt dreißigsten Durchsage dieser Art, ruckelt der Zug los. In ihm genervt und verunsichert dreinblickende Menschen. Wird schon schiefgehen, denkt sich noch so mancher Optimist. Kaum gedacht – zack die erste Vollbremsung. „Der Zug ist wieder kaputt. Ich würde mir auch wünschen es wäre anders“, ertönt die Stimme aus dem Lautsprecher. Schön, denkt man sich, dann eben aussteigen und ab in die S-Bahn. Aber die Türen bleiben verschlossen. Und das, obwohl der Zug an der Hackerbrücke steht.
Leichtsinn oder Körperverletzung?
Statt die Fahrgäste aussteigen zu lassen, ruckelt man mit 20 km/h und ständigen Vollbremsungen weiter. Eine Erklärung? Eine weiter Durchsage, die Mut macht? Fehlanzeige. Jetzt hört man nur noch verzweifelte Menschen am Telefon, die ihren Männern, Frauen, Kindern, Mamas und Papas erklären, dass sie mal wieder in der BOB feststecken. Ausgang: Unbekannt.
Ein Teil der Fahrgäste durchlebt das Prozedere an diesem Abend bereits das zweite Mal. Schon um 20 Uhr musste der Zug an der Donnersberger Brücke halten. Einen vollbesetzten Zug mit dem Wissen, dass er defekt ist, ein zweites Mal starten zu lassen, ist Leichtsinn – und grenzt an Ignoranz. Die Fahrgäste mit ihren Ängsten, die nach dem 9. Februar 2016 bei vielen Pendlern immer noch allgegenwärtig sind, alleine zu lassen und mit unzulänglichen Informationen abzuspeisen, grenzt an Körperverletzung.
Eine Lösung? Nicht in Sicht
Viele Fahrgäste rufen noch aus dem Zug in der Zentrale an. „Sagen sie denen, sie sollen die Türen aufmachen“, „das kann doch nicht sein, wie oft denn noch“. Trotzdem behauptet BOB-Chef Bernd Rosenbusch am nächsten Morgen es seien keine Beschwerden bei der BOB eingegangen. Komisch.
Besagter Vorfall soll nicht der letzte in dieser Woche bleiben. Täglich berichten Pendler über Ausfälle, Verspätungen und fehlende Auskünfte. Das Nervenkostüm ist bis zum Bersten gespannt. Eine Lösung? Nicht in Sicht. BOB-Chefs, Politiker, Verantwortliche – sie alle verstecken sich hinter pauschalen, vorgedruckten Antworten.
Es ist 00.00 Uhr als ich an diesem Abend den Tegernsee erreiche. Den Rat des etwas zu fröhlichen Mannes aus der Telefonzentrale, ich solle doch auf die nächste BOB warten, habe ich Gott sei Dank nicht mehr befolgt.
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