Bei einem winterlichen Traumwetter wie heute hält sie nichts in der warmen Stube: Odin, Tiwaz, Snotra, Skadi, Nanna und Fricco wollen unbedingt nach draußen. Zum Schlittenfahren versteht sich, denn es liegt ihnen wahrlich im Blut. Als sibirische Huskys gehören sie zur kleinsten und schnellsten der klassischen Schlittenhunderassen.
Trainiert wird nicht in der Arktis, sondern in Otterfing. Weil es heute schon leicht taut, kann Trainer Tobias Heller mit seinem Rudel „Asgardsrei“ – was frei übersetzt so viel wie „Odins wilde Jagd“ bedeutet – nicht auf freiem Feld vor traumhaften Alpenpanorama fahren. Deshalb muss er auf die Strecke im Hofoldinger Forst ausweichen. Die Holzkirchner Stimme hat ihn, die Nachwuchssportlerin Chiara Heitkamp und den 10-jährigen Jannik dabei begleitet.
Die Kunst des Schlittenlenkens
Vor rund vier Jahren hat alles mit nur einem Husky angefangen, erinnert sich Heller. Inzwischen zählt sein Rudel bereits sechs Hunde. Zwischen fünfzehn Monaten und vier Jahren sind sie alt. Den „Führerschein“ des Zughundesports besitzt Heller bereits und darf sich so schon offiziell „Musher“ nennen. Musher ist der Fachausdruck für denjenigen, der das Hundegespann lenkt, erklärt er.
„Hundertprozentige Aufmerksamkeit ist beim Zughundesport am wichtigsten“, weiß Heller. Er hat gelernt, seinen Hundeschlitten durch Kommandos genau zu navigieren, ihn beispielsweise über Brücken zu fahren oder an Lärmquellen gefahrlos vorbei zu manövrieren. Jeder Hund hat dabei seine eigene Aufgabe.
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Der „Leader“, Husky Odin an der Spitze des Gespanns, empfängt Hellers Befehle. „Besonders intelligent und willensstark“ ist Odin laut Heller und deshalb bestens als Leader geeignet. Die „Wheeldogs“ direkt vor dem Schlitten müssen am meisten Kraft haben, was vor allem für kurvige Strecken wichtig ist, erklärt der Zughundesport-Experte. Die „Teamdogs“ sind „die Arbeiter“ in der Mitte des Gespanns.
Ganz wild sind die Hunde vor der Schlittenfahrt. Sie können es kaum abwarten zu starten. Einen nach dem anderen hängen Heller und seine jungen Gehilfen in das Schlittengespann ein. Dann kann es auch schon losgehen. Zu sechst können die Hunde rund 200 Kilogramm mit bis zu 30 Stundenkilometern ziehen, weiß Heller. Oft trainieren im Hofoldinger Forst gleich mehrere Teams parallel. „Dann ist hier immer ordentlich was los“, schmunzelt Heller.
Der Zughundesport umfasst je nach Anzahl der beteiligten Tiere zahlreiche Disziplinen. „Bikejöring“ und „Skijöring“ nennen sich beispielsweise das Fahren mit Hund und Fahrrad oder Langlaufskiern. Im Canicross läuft man zu Fuß mit nur einem Hund. Im Dog-Scooter ist der Musher mit ein bis zwei Hunden und einem Downhill-Roller unterwegs.
Hunde aus dem Tierheim
Mit seinem Verein, dem LAC München, setzt sich Heller auch für gesundes und legales Züchten ein. So bezog er zwei seiner Huskys von einem österreichischen Züchter. Die anderen vier stammen aus dem Tierheim oder wurden Heller über Tierschutzvereine vermittelt. Dass sich viele Leute die Hunde erst unüberlegt anschaffen und dann mit ihnen überfordert sind, findet er bedauerlich. Daher möchte er diesen Hunden ein zu Hause geben.
Mit seinem Rudel und Verein bei der nächsten Bayerischen Meisterschaft im Schlittenhunderennen in Inzell anzutreten, kann sich Heller gut vorstellen. Die Otterfinger Nachwuchssportlerin Chiara Heitkamp probiert sich derzeit am Skijöring mit Hündin Nanna. Fast jeden Tag sei sie hier beim Training, berichtet Chiara. Die Hunde kenne sie von Anfang an.
Über neue, interessierte Herrchen und Frauchen beim Training freut sich Tobias Heller immer. „Grundsätzlich kann nämlich jeder Hund, der mindestens 15 Kilogramm auf die Waage bringt, lernen den Zugsport zu betreiben“, schließt der Otterfinger Huskyliebhaber.
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