Özdemir: „Ich bin sehr beeindruckt!“

Er stieg mit einem guten Gefühl in die BOB in Richtung Norden. Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen, war nach Miesbach gekommen, um zu hören, wie es Wolfgang Rzehak geschafft hat Landrat zu werden.

In Miesbach hat er seinen Eintrag im Goldenen Buch gelassen. Mit nach Berlin nimmt der Grünen-Chef bemerkenswerte Einsichten.

Wie wird man Grünen-Landrat? Cem Özdemir (Mi.) und Klaus Thurnhuber (re.) hören gespannt zu, was Wolfgang Rzehak (li.) erzählt
Wie wird man Grünen-Landrat? Cem Özdemir (Mi.) und Klaus Thurnhuber (re.) im Austausch mit Wolfgang Rzehak.

Jetzt steht er im „Goldenen Buch“ von Miesbach. Neben Angela Merkel, Emund Stoiber, Horst Seehofer, Ludwig Spaenle und anderen Persönlichkeiten gilt Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen, damit als gern gesehener Ehrengast. Mit offensichtlicher Freude setzte er seine Unterschrift auf die für ihn reservierte Doppelseite. Grafiker Stefan Ambs hatte sie bereits mit einer bewindradeten Landschaft vorbereitet.

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Besuch beim Wahlsieger

Der Wahlsieg von Wolfgang Rzehak im März hatte den Anlass für Özdemirs Besuch gegeben. „Wir haben schon viele Grüne Bürgermeister und auch einen Ministerpräsidenten, aber keinen Landrat“, erklärte der Grünen-Chef, warum Miesbach in sein Interessensfeld geraten war. „Besonders im tiefschwarzen Bayern ist das eine Seltenheit.“ Nicht zuletzt wollte er den Besuch nutzen, um den Kontakt zum Bayerischen Landesverband und zur Basis des Kreisverbands zu halten.

In Wolfgang Rzehaks Büro in der Miesbacher Behörde war es voll an diesem Dienstagmittag. Bepackt mit einem schwarzen Rollkoffer und begleitet von Mitgliedern des Grünen-Landes- sowie Kreisverbands war Özdemir dort zu Fuß vom Bahnhof aus angekommen. Landrat Wolfgang Rzehak sowie dessen Stellvertreter Ingrid Pongratz (CSU) und Klaus Thurnhuber (Freie Wähler) erwarteten ihn bereits dort.

Mit einer Gesprächsrunde begann man den Besuch. Ingrid Pongratz sprach sogleich die Herausforderungen an, die die Betreuung von Asylbewerbern für die Region darstellen.

Klaus Thurnhuber hingegen ging es um die Problematik, dass Biobauern mehr Fläche als konventionelle Bauern brauchen. Rzehak wiederum machte sich Sorgen um die immensen Schulden von 134 Millionen Euro. „Da müssen wir runterkommen“, mahnte Rzehak.

Wie man Grüner Landrat wird

Doch bei dem eigentlichen Thema, das Özdemir interessierte, ließ Rzehak seinen Bundesvorsitzenden zappeln. Auf dessen Frage nach einem „Geheimrezept“, wie man hier Landrat werden kann, antwortete er humorvoll: „Wie man hier Landrat wird – so ganz weiß ich das immer noch nicht!“

Es habe einerseits mit diesem Büro zu tun, den Skandalen um seinen Vorgänger Jakob Kreidl, nach denen sich die Menschen einen Wandel gewünscht hätten. Andererseits führte er den Erfolg auch auf die Erfahrung zurück, die er als Gmunder Gemeinderat und Kreisrat in vielfacher Hinsicht eingebracht hat.

Ich bin der Meinung, dass uns das guttut, mit offener Haltung auf die Gesellschaft zuzugehen.

Wie sieht es vor Ort aus? Diese Frage war es, die Özdemir nach Miesbach gebracht hatte. Raus aus dem großen Berlin. „Es gibt Dinge, die wissen wir in Berlin gar nicht“, bekannte der Grünen-Chef. Beispielsweise die Tatsache, dass im Landkreis Miesbach laut Landrat Wolfgang Rzehak 25 Prozent Biobauern wirtschaften.

Bei einem kurzen Stadtbummel eröffnete Rzehak dann nicht nur historische Einsichten in Architektur, er konnte den Bundespolitiker auch mit so mancher Geschichte beeindrucken. Zum Beispiel mit der, dass Asylbewerber und Einheimische hier gemeinsam den Maibaum aufgestellt hatten.

Für Özdemir ein Zeichen für gelungene Integration. „Ich bin sehr beeindruckt, wie pragmatisch man hier mit Problemen umgeht.“ Aber auch von dem ersten Grünen Landrat Deutschlands war Özdemir angetan. So waren sich beide Politiker einig, dass man „weg vom Grünen Zeigefinger“ müsse. Runter von der Haltung, „jeden Tag geht die Welt unter.“

Drei Liter Weißbier fahren mit in die Hauptstadt. Hopf-Geschäftsführer Tilo Ruttmann freute sich über Cem Özdemirs  großes Interesse an der Brauerei
Drei Liter Weißbier in die Hauptstadt. Hopf-Geschäftsführer Tilo Ruttmann freute sich über Cem Özdemirs Besuch.

Ehe Özdemir dann weiterreiste, stärkte er sich noch im Hopf-Weißbräustüberl am Marienplatz. Man plauderte über Parteipolitik und gutes, regionales Bier. Cem Özdemir war als erster Grünen-Politiker vom Deutschen Brauerbund als Bier-Botschafter ausgezeichnet worden. In dieser Funktion nahm er nach dem Besuch in Miesbach die Gelegenheit wahr, noch eine Münchner Brauerei zu besichtigen.

Während der Bundespolitiker wieder den Heimweg in die Hauptstadt antrat, kehrte Wolfgang Rzehak in seinen Landratssessel zurück. Seine Erwartungen an den Besuch haben sich laut seiner eigenen Aussage erfüllt. „Es war ein nettes Zeichen, dass er gekommen ist und sich für unseren Landkreis interessiert“, so Rzehak zufrieden.

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