Am Samstag heißt es wieder: Ozapft ist. Passender wäre: Ogspiebn is. Die Wiesn geht in die 181. Runde. Jeder, der einmal auf dem Oktoberfest war, der weiß: Was oben reinkommt, muss auch wieder raus. Den banalen körperlichen Bedürfnissen wird auf dem größten Volksfest der Welt exzessiv gehuldigt. Es wird genauso munter getrunken, gesoffen als auch unentwegt gebiselt, gebrunzt und gspiebn.
Klingt vulgär? Hilft nix. Ist so.
Dabei ist nicht nur München im Ausnahmezustand, sondern auch der gesamte Landkreis Miesbach steht Kopf. Sich auf der Wiesn zulöten und am nächsten Tag auf dem Wallberg ausnüchtern? Warum nicht? Viele Festbesucher übernachten in der Region, München ist ja ohnehin ausgebucht und überteuert. Insbesondere Holzkirchen trifft es hart: S-Bahn-Anschluss, Bob-Haltestelle: Die Marktgemeinde wird zum logistischen Umschlagplatz der Feiermeute.
Einmal Mitleid für die Bäume
Während der zwei Wochen tummelt sich daher alles, was Plastik-Dirndl und Billig-Lederhosen hat, rund um den Bahnhof. Und da wären wir schon beim Dilemma. Stichwort: Bahnhofstoilette. Stichwort: BOB. Stichwort: Komplettüberforderung.
Denn wo bitte soll man sich am Bahnhof erleichtern? In den paar Toiletten? Lassen wir das. Bedauern wir lieber die Baumstämme, die als Urinal zweckentfremdet werden.
Und wie soll die Bahn den Massentransport stemmen? Die S-Bahn, ok. Aber Die BOB? Eingefleischte Passagiere wissen: Das könnte schwierig werden. Wenn zum Beispiel mal wieder eine Kupplung versagt. Oder irgendwas durchbrennt.
BOB, die Wiesn-Bahn?
Es könnte aber auch eine Chance für das schwer gebeutelte Unternehmen sein. Es wird der Härtetest für das Oberlandvehikel, das in letzter Zeit wie ein überholungsbedürftiger Karren durch die Gegend gezuckelt ist.
Wenn die BOB die Meute ‚dapackt’, könnte das gar der Startschuss für ihr Revival sein: Ein zuverlässiger Wiesntransport bringt schon mal Sympathiepunkte. Und sogar Bonuspunkte ließen sich absahnen: Gibt ja sogar ein Klo im Waggon.
Holzkirchen kann sich ab Samstag auf was gefasst machen. Und sollte sein innerörtliches Immunsystem schon einmal mit Pfefferminztee und heißer Zitrone stärken: Die obligatorische post-oktoberfestliche Grippewelle wird von der Stadt in den Markt schwappen. Spätestens dann heißt es: Ausgschwemmt wird’s.
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