Ein Kommentar von Nina Häußinger:
Oh mein Goooooootttt. Maja hat Achselhaare. Kaum zu glauben. Als das junge Mädchen den Laufsteg von Germany’s next Topmodel betritt, sticht zunächst nur ihr ungewöhnliches Kleid ins Auge, heißt es auf der ProSieben Website. Doch dann der Schock. Die Kandidatin konfrontiert die Jury mit Haaren unter den Achseln. Was hat sich Heidi Klum dabei gedacht? Und wir gehen jetzt mal davon aus, dass die Jury vorher ganz genau wusste, dass eines der Mädchen mit Haaren unter den Achseln auf die Bühne kommt. Wozu diese pseudo-emanzipierte Inszenierung weiblichen Auswuchses? Will Heidi den Mädchen da draußen sagen: „Hallo, Ihr da draußen, Ihr unrasierten Geschöpfe, Ihr seid nicht alleine?“ Man weiß es nicht.
Was man aber nach der 12. Staffel Germany’s next Topmodel weiß ist, dass wieder völlig unterernährte und viel zu junge Mädls durch die Welt tingeln, um mit witzigen Fotoshootings ganz Deutschland zu unterhalten. Was uns solche Shows bringen? Noch mehr magersüchtige oder psychisch kranke Mädchen, die unter Selbstzweifel leiden, weil ihre Brüste nicht so „perfekt“ aussehen wie die von Kandidatin A, oder ihre Nase größer ist als die von Kandidatin B.
Dem Idealbild hinterherhecheln
Aber wer sagt, dass gleichgroße und nach vorne stehende Brüste schön sind? Wer sagt, dass nur ein kleines Stubsnäschen attraktiv ist? Die Medien und das Schönheitsideal, das uns seit unserer Kindheit eingetrichtert wird.
Schönheitsideale sind nichts Neues. In den vierziger und fünfziger Jahren waren eine schmale Taille und Rundungen ‚In‘. Ikonen wie Marylin Monroe erschienen auf der Bildfläche. In den Sechzigern kam durch das Model Twiggy der Magerwahn auf und in den Achtzigern waren Muskeln und definierte Körper in Mode. Spätestens seit ‚Victoria`s Secret‘ und Schönheitsoperationen kann die Durchschnittsfrau dem vermittelten Idealbild nur noch hinterherhecheln.
Size Zero ist out
Bestechend ist bei all diesen medial gesteuerten Schönheitsbildern, dass immer nur die eine Seite der Frau propagiert wird. Makel werden ausgeblendet. So ist es zwar nicht zu leugnen, dass sich viele Frauen mittlerweile von den medial verbreiteten Schönheitsvorgaben abzugrenzen versuchen, dennoch bleibt das Bild der reinen, makellosen Frau bestehen, bleibt die Frau gefangen im Netz der gesellschaftlichen Ansprüche.
Shows wie Germany’s next Topmodel machen das nicht besser, da helfen auch Achselhaare nichts. Deshalb liebe Mädels – egal ob ihr da mitmacht oder nur zuschaut: Nein, es spricht nichts dagegen, aktuelle Mode zu präsentieren. Dafür muss man aber nicht in Size Zero passen oder dem Schönheitsbild der Gesellschaft entsprechen. Das geht auch anders. Und wenn das dann auch noch bei Heidi Klum ankommt, lässt sich mit diesem „anders“ vielleicht sogar Geld verdienen. Models wie Winnie Harlow haben da endlich den Anfang gemacht.
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