Zum prägenden Bild des Oberlands gehören die Bauernhöfe in den Weilern und Ortschaften. In Schaftlach sind es wahre „Oldies“, die hier stehen. Im Ortskern sollen es Aufzeichnungen zufolge einst an die 26 Höfe gewesen sein. Ab dem 14. Jahrhundert tauchen sie in den Klosterbüchern auf.
Die meisten Höfe waren Eigentum des Klosters Tegernsee, drei gehörten der Kirche in Gmund und zwei der Kirche in Schaftlach. Im 17. Jahrhundert – oder häufig erst nach der Säkularisation 1803 – gelang es den Bauern, sich meist gegen hohe Preise freizukaufen. Hinter den dicken Mauern verstecken sich oftmals interessante Geschichten.
Beim Schwoaga
Der Hof gleich bei der Kirche fällt durch die zahlreichen blauen Kübel auf, die rund um das Haus stehen. Der Inhalt ist für Einheimische kein Geheimnis. Lange schon handelt Heinrich Stumpf, der Eigentümer des Anwesens, mit Kalk.
Viele Maler und auch Hausbesitzer schwören auf das Naturmaterial, das seit jeher traditionell hergestellt wird. Daneben versorgt Heinrich Stumpf noch seine fünf Kühe.
Bis 1948 hatte sich hier ein Malergeschäft, dann der Handel mit Rügener Kreide befunden, stets verbunden mit einer Landwirtschaft. Die Geschichte des sogenannten „Schwaiger-Gütls“ lässt sich in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen.
Das Kloster Tegernsee kaufte es und vergab es auf Leibrecht. Seit 1919 bewirtschaftet die Familie Stumpf das Anwesen. Nachdem der Hof 1926 abgebrannt war, wurde er in seiner heutigen Form wieder aufgebaut.
Moar-Hof
In zahlreichen Dörfern gibt es einen „Moarhof“. Dieser Hofname kommt vermutlich aus dem lateinischen „villicus majus“, was den größten (Bauern-)Hof in einem Ort bezeichnet. In Schaftlach wird der Moar-Hof erstmals im ältesten Stiftbuch des Klosters Tegernsee (1354 – 1399) als „der Besitz beim Moar (…) Curia“ erwähnt. Die Curia war der sogenannte Urhof, der bei der ersten Besiedlung angelegt wurde und später dann der Sitz des Vorstehers der Siedlung war.
Wie üblich befindet sich der größte Hof an exponierter Stelle gleich bei der Kirche und weist eine stattliche Größe auf. Während der Hofname untrennbar mit dem Gebäude verbunden ist, wechselten die Namen der Besitzer.
Im Jahr 1390 war er mit dem Namen „Jäg“ verbunden, was vermutlich „Jäger“ oder „Jörg“ bedeutet. 1451 wurde der Hofname auch als Schreibname benutzt: „ottl Mair“. Ab dem 16. Jahrhundert bewohnten ihn die Erlachers, dann die Schafstatters, die Limmers und die Taubenbergers. Heute ist er im Besitz der Familie Obermüller.
Beim Maurermeister
Mit denen weder verwandt noch verschwägert ist die Familie Obermüller, die auf dem Hof gleich nebenan wohnt. Maria Obermüller heiratete jedoch einen Thrainer, so dass die Namensverhältnisse nun klar auseinanderzuhalten sind.
Wie viele Bauersleute stehen die Thrainers heute finanziell auf zwei Standbeinen. Die Milch der 20 Kühe im Stall liefert die Familie an die Molkerei Bergader. Tagsüber arbeitet Schreinermeister Thomas Thrainer meist in seiner Werkstatt.
Das Anwesen, das den Namen „Maurermeister“ trägt, lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals kaufte das Kloster Tegernsee das Anwesen beziehungsweise das Grundstück dem Sedelmair von Waakirchen ab und vergab es auf Leibrecht den nachfolgenden Besitzern. Für das Anwesen gab es insgesamt drei weitere Hausnamen: „Kienzl-Gütl“, „beim Kögl“ oder auch „beim Schweden“.
Woher der ungewöhnliche Name „beim Schweden“ kommt, ist nicht bekannt. Die Bezeichnung „beim Kögl“ ist daher abzuleiten, dass von 1668 bis 1742 drei Generationen der Familie Kögl auf dem Hof wirtschafteten, wodurch auch das Maurerhandwerk auf das Gütl kam. Der Hausname „Kienzl-Gütl“ lässt darauf schließen, dass zu gewisser Zeit ein „Heilpraktiker“ auf dem Hof gelebt hat.
Die drei Höfe in Schaftlach zeugen gemeinsam mit zwei weiteren Anwesen im Ortsteil Hierstätt, drei in Berg und drei in Riedern, davon, wie rege die Landwirtschaft einmal in Schaftlach betrieben worden sein muss. Weitere historische Bilder zeigt die Ausstellung im „Alten Schulhaus“ in Schaftlach.
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