Otterfings heile Welt

Gestern war es wieder soweit: die alljährliche Bürgerversammlung in Otterfing stand an. Große Diskussionen zum Thema Sportzentrum wurden zwischen Bürgermeister und Bürgern erwartet. Doch es kam anders. 

Die gestrige Bürgerversammlung in der Aula der Grundschule, war nicht so voll besetzt, wie erwartet.
Die gestrige Bürgerversammlung in der Aula der Grundschule, war nicht so gut besucht, wie erwartet.

Zu Anfang standen die Eckdaten. Bürgermeister Jakob Eglseder berichtet von einem “gesunden und stabilen Wachstum” bei den Einwohnerzahlen. In den letzten zwölf Jahren sind diese um 34 Prozent gestiegen. Derzeit hat die kleine Gemeinde 4781 Einwohner (Stand Mai 2016) – die 80 Asylbewerber, die derzeit in Otterfing leben mit Inbegriffen.

Von Asylbewerbern und anderen Problemen

Als Gemeinde habe man mit den Asylbewerbern bisher eher wenig zu tun gehabt, so Eglseder, sondern vor allem der Helferkreis. Der Bürgermeister betonte nocheinmal, dass die Gemeinde hier erst in Verantwortung trete, sobald die Asylbewerber anerkannt seien und nach Wohnraum suchten. Womit man auch schon beim nächsten Thema wäre: bezahlbarer Wohnraum in Otterfing.

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Stolz erklärte Eglseder, dass das Sparkassengebäude am Maibaumplatz mit insgesamt zwölf Wohneinheiten, seit Juli letzen Jahres offiziell im Besitz der Gemeinde sei. Alle Wohnungen seien voll vermietet. “Die Gemeinde hat hier also für bezahlbaren Wohnraum gesorgt”, so der Bürgermeister. Das Problem mit anerkannten Asylbewerbern sei jedoch nicht von der Hand zu weisen und man müsse in Zukunft nach weitern Lösungen suchen. Bisher konnten alle anerkannten Asylbewerber in privaten Häusern untergebracht werden.

Kinderboom fordert Schulerweiterung

Mit den Einwohnerzahlen würde auch die Anzahl der Kinder in Otterfing immer weiter steigen, so Eglseder. Derzeit hat die Gemeinde 153 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. Jedoch nur 48 Krippen-Vollzeitplätze zur Verfügung. Deshalb soll es im Kindergarten “Haus für Kinder” zukünftig eine zusätzliche, dritte Krippe geben. Insgesamt hat Otterfing drei Kindergärten (Haus für Kinder, Pfarrkindergarten, Montessori) und zwei Mittagsbetreuungen (Schwalbennest, Rappelkiste), in der jeweils 60 Kinder betreut werden. Die Kosten für die Kinderbetreuung sind seit 2011 stetig gestiegen und belaufen sich aktuell auf zirka 1,8 Millionen Euro.

Viele Kinder bedeuten mehr Schüler und somit mehr Klassen. Das Schuljahr 2015/16 hat aktuell 201 Schüler, bis 2018/19 rechnet man mit 228 Schülern. Deshalb möchte die Gemeinde noch dieses Jahr mit der Erweiterung des Schulgebäudes anfangen. Spätestens im Winter wolle man sich in der Ausschreibungsphase befinden, so Eglseder. So soll in dem neuen Gebäude Platz für mehr Klassenzimmer mit jeweils einem zusätzlichen Gruppenraum geschaffen werden. Des Weiteren ist ein zusätzliches Treppenhaus geplant, Heizungen und Fluchtwege müssen angepasst werden. Im Haushalt sind dafür 332.000 Euro vorgesehen.

Bürgermeister klärt Gerüchte auf

Nachdem Zahlen und Fakten abgehakt waren, wandte man sich zum Ende hin den umstritteneren Themen im Ort zu. Das geplante Logistikzentrum von der Firma Bergzeit sorgte bereits im Vorfeld für viel Unmut, Gerüchte und Diskussionen. Auf einer rund 14.000 Quadratmeter großen Fläche, soll der neue Bau im Gewerbegebiet nördlich des „Sportscheck“-Gebäudes entstehen. Damit könnten im Ort 115 Arbeitsplätze erhalten bleiben, denn 80 Prozent der Mitarbeiter sind in Otterfing gemeldet. Im Ort wurde gemunkelt, dass sich der Bürgermeister für den Bau des Logistikzentrums nur deshalb so einsetzte, weil seine Frau dort beschäftigt sei. Gestern machte Eglseder klar:

Meine Frau arbeitet seit vielen Jahren in einer Steuerkanzlei und NICHT bei Bergzeit. Für mich als Bürgermeister ist einzig und allein wichtig, dass mit dem Bau 115 Arbeitsplätze im Ort erhalten bleiben können.

Zu guter Letzt, das Thema auf das alle gewartet haben: das Sportzentrum. “So manch einen könnte vielleicht auch interessieren, was es Neues im Bereich Sport und Freizeit gibt”, witzelte Eglseder und ließ die Planungen der letzen Jahre nocheinmal im Schnellverfahren revue passieren.

Die Pläne zu einem neuen Sportzentrum an der Kreuzstraße.
Die Pläne zu einem neuen Sportzentrum an der Kreuzstraße.

Anschließend wurden die Vorteile eines Sportzentrums an der Kreuzstraße nocheinmal näher beleuchtet, “nur um zu sehen, wie weit man eigentlich schon war”. So würden sich die Kosten hier auf “nur” 14, statt 17 Millionen belaufen und könnten durch ein Einheimischenprogramm am Nordring gegenfinanziert werden. Der Ausbau am Altstandort müsste komplett aus dem Haushalt genommen werden, “was nicht zu schaffen ist”, so Eglseder.

Außerdem sei das Grundstück an der Kreuzstraße komplett im Besitz der Gemeinde und der Schallschutz (60 Meter Entfernung zwischen Spielfelder und Anwohner) könnte hier einfach umgesetzt werden. Zudem hätte man hier eine “Reservefläche”, für eine Dreifachturnhalle, Eisstockbahnen, eventuell ein Bierzelt oder ein Bürgerhaus. Damit räumt der Bürgermeister mit einem weiteren Gerücht auf:

Meine Damen und Herren, ich weiß nicht wer verbreitet hat, dass hier permanent ein Bierzelt aufgebaut werden soll, aber das ist meiner Meinung nach reine Hetze. Ich möchte doch nicht 24 Stunden ein Bierzelt am Sportplatz besuchen.

Anschließend wurde ein alternativer Standort an der Dietramszeller Straße vorgestellt, dessen “Verhandlungen gar nicht so schlecht” verlaufen würden, wie Eglseder sagte, jedoch nicht optimal wären. Auf dem Grundstück verläuft eine Hochspannungsleitung. Sport unter Hochspannung sei fraglich. Abschließend hofft Eglseder:

Ich hoffe nicht, dass wir den Weg der Holzkirchner einnehmen, die seit 40 Jahren ein Sportzentrum am Moarhölzl geplant haben.

Wie es mit dem Sportzentrum weitergeht, wolle man am 15.10. in eine Klausursitzung besprechen. Neben dem Jahresbericht des Bürgermeisters, haben die Bürger auf einer solchen Veranstaltungen die Möglichkeit Fragen an die Gemeinde zu stellen. Gerade nach dem Thema Sportzentrum, das schon in der Vergangenheit polarisierte, waren neugierige Bürger mit brennenden Fragen zu erwarten. Doch als der Bürgermeister die Fragerunde eröffnete, gab es keine einzige Meldung. Auch war bloß ein einziger Bürgerantrag zu verlesen, bei dem es um eine Geschwindigkeitskontrolle am Ortsausgang an der Dietramszeller Straße ging. So entließ Eglseder seine Bürger mit den Worten:

Sie verlangen von mir zu Recht, mich Ihnen gegenüber loyal und offen zu verhalten und Informationen vertraulich zu behandeln […] Ich werde mich für eine positive Zukunft einsetzten und hoffe, dass wir am 15.10.16 Zeit finden unsere Zukunft zu planen. Wir sollten sachlich und vernünftig und mit Respekt miteinander umgehen. Ich gehe davon aus, dass mit mir ebenfalls so umgegangen wird. Bis auf einige Gerüchte, hat das ja bisher gut geklappt.

Abschließend wurde ein Imagefilm gezeigt, der suggerierte: Heile Welt auf dem Lande, schönes Otterfing, alles gut im kleinen Ort. Auf der gestrigen Versammlung schien es wirklich so.

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