Der Zuschauerbereich ist fast bis auf den letzen Platz besetzt. Das Thema interessiert und trifft einen Nerv der verkehrsbelasteten Holzkirchner. Auf der Tagesordnung des Hauptausschusses der berüchtigte Bebauungsplan Nummer 40, bei dem es um die Bebauung des Postbräuareals geht .
Bereits in der Vergangenheit sorgte das Konzept für viele Unruhen und Diskussionen. Geplant sind – langfristig – zirka 100 Wohnungen, die auf dem Postbräuareal entstehen sollen. 50 davon im östlichen Teil würden auf Gemeindegrund stehen. Der westliche Teil der Thanner Straße darf erst bebaut werden, nachdem man für die Lärmemissionen des Eisstadions eine Lösung gefunden hat (Auslagerung des Eisstadions oder ein Dach). Parkplätze sollen in Tiefgaragen Platz finden.
Anwohner der betroffenen Straßen ( Daisenberger, Thanner und Tegernseer Straße), hatten im Vorfeld bereits mehrere Einwände gegen den Bebauungsplan eingereicht. Sie befürchten durch die neuen Wohnungen ein Verkehrschaos und erhebliche Staus. Und auch die Gemeinderäte streiten sich seit Jahren um das Konzept.
Gewerbe im Bebauungsplan nicht berücksichtigt?
Bei der jetzigen Sitzung ging es um die Ergebnisse der erneuten öffentlichen Auslegung und der Behördenbeteiligung. Vor allem ein Rechtsanwalt, in Vertretung von Bürgern, erhebt Einwände. Er fordert die Erweiterung auf dem Hotelgrundstück der “Alten Post” in den Bebauungsplan miteinzubeziehen. Das ist ganz im Sinne von Sepp Sappl senior (CSU), der dies als eine “Planungssicherheit für die Familie” sieht. Die Gemeinde jedoch sehe hier “keinen Handlungsbedarf”, da es sich bei der geplanten Hotelerweiterung um bereits bestehendes Baurecht handle, erklärt eine Mitarbeiterin aus der Bauleitplanung.
Des Weiteren kreidet der Rechtsanwalt die zu geringen Parkplätze an. Sappl senior kann dies ebenfalls bestätigen: “Ich frage mich, wo sind die Parkflächen für das Gewerbe? In der Tiefgarage ist Platz für die Fahrzeuge der Anwohner, aber nicht für’s Gewerbe”. Zudem fürchtet der Rechtsanwalt durch die Bebauung eine erhöhte Lärmbelästigung für Nachbarn und Gewerbebetriebe. Wie die Gemeindemitarbeiterin jedoch versichert, sei der Lärmschutz durch entsprechende Maßnahmen gesichert und das Hotel würde durch den Lärm nicht eingeschränkt werden.
Hans Putzer (SPD) platzt bei der erneuten Diskussion der Kragen:
Seit 14 Jahren tun wir da rum. Ich wollte dazu eigentlich gar nichts mehr sagen, aber meiner Meinung nach wird hier die Chance auf eine Sichtachse von der Steindlallee auf den Marktplatz vertan. Die dichte Bebauung schädigt dem Ortsbild. Ich werde dem Bebauungsplan heute wieder nicht zustimmen.
Er sehe mit der Bebauung sogar einen Widerspruch zum Orts- und Mobiliätskonzept.
Das kann Bürgermeister Olaf von Löwis so nicht stehen lassen. Er sehe hier keinen Widerspruch, denn das würde im Umkehrschluss ja bedeuten, dass man im Zentrum gar keine Wohnungen mehr bauen dürfte, so der Rathauschef. Außerdem habe sich die Gemeinde eine Sichtachse zur Steindlallee nicht verbaut. “Das ist Gemeindegrund, da ist noch alles offen”, betont von Löwis.
Brigit Eibl (FWG) ist jedoch ganz auf der Seite von Putzer. Sie sehe durch die Bebauung mehr Verkehr an der Tegernseer Straße kommen und befürchtet an der Einfahrt zur Daisenbergerstraße ein wahres Verkehrschaos. “Für mich ist das eine Fehlplanung!” Mit diesen Worten heimst sie zustimmenden Applaus aus dem Publikum ein.
Sappl senior betont mit Nachdruck und für alle gut hörbar:
Wir brauchen eine Querverbindung zur äußeren Tegernseer Straße. Das wir das nicht durchsetzen konnten, ist für mich eine Schwäche der Gemeinde. Damit bringen wir die innere Tegernseer Straße zum Kollaps. Über die Daisenbergerstraße auszufahren, wird katastrophal.
Im Zuge der Wohnungsbebauung soll eine Querverbindung zwischen der Thanner- und inneren Tegernseerstraße, über die Daisenberger Straße für Radfahrer und Fußgänger entstehen. Eine Verbindung zur äußeren Tegernseerstraße, auf der Höhe des REWE konnte die Gemeinde nicht durchsetzen, weil ein Grundstückseigentümer bei den Plänen nicht mitmachte.
Christoph Schmid (CSU) sieht die Wohnungsbebauung nicht so negativ und darin vorallem auch keinen Widerspruch zum Orts- und Mobilitätskonzept:
Wir reden hier über ein brach liegendes Grundstück. Wer auf der Klausurtagung zugehört hat weiß, dass solche Wege wie die Querverbindung keine Lösung für Holzkirchens Verkehrsproblem sind. Ich kann mit der Planung leben, sie verlief unglücklich – ja, aber ich bin mit der Planung einverstanden.
Holzkirchens zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dasch (SPD) freut sich indes über ein “zentrumnahes Wohnen” und hofft in dem Zug auf “gerade weniger Verkehr”, weil die Anwohner dann auch Mal zu Fuß in den Ort gehen können.
Zum Schluss betonte von Löwis, dass die Mitarbeiter aus dem Bauamt dieses sensible Thema “äußerst objektiv” behandelt hätten und man nach 14 Jahren und vielen Beschlüssen nun endlich zu einem Ergebnis kommen wolle. “Ich habe auch Bauchweh, aber ich sehe in die Zukunft und die Chance, diesen nicht ansehnlichen Fleck zu optimieren”. Das Gremium stimmte mit einer geringen Mehrheit von 13:11 Stimmen für die Bebauung.
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