Um es gleich vorweg zu nehmen: Als Verhaag auf der Suche nach Sponsoren für seine Filmidee hausieren ging, stieß er auf taube Ohren. Langweilig, keine Dramaturgie, interessiere die Zuschauer nicht. Nun, einige Jahre später, kristallisiert sich eben dieses Doku-Filmprojekt als kleiner Kassenschlager heraus. Das „langweilige“ Thema hat in kürzester Zeit bereits 13.000 Cineasten vor die Leinwand gelockt. Da Holzkirchen für den Regisseur, der seine Base in München hat, ein „Heimspiel“ ist, war klar, dass er mit seinem Erfolgsfilm auch ins Oberland kommt.
Verhaags Dokus kommen gut an, obwohl sie diffizile Sujets wie Biobauern, Nachhaltigkeit oder Gentechnik haben. Denn der Regisseur versteht es, die Menschen persönlich zu berühren, sie zum Nachdenken anzuregen und zum Handeln zu ermuntern. Er spricht Manager und Arbeiter, Bauern und Mütter, Wirtschaftsbosse und Ökofreaks gleichermaßen an. Denn er thematisiert Fragestellungen, die unter den Nägeln brennen – wie Ernährung ohne schädliche Zusatzstoffe, Böden ohne Chemikalien, Landwirtschaft ohne Druck von Gewinnmaximierung. Aktuelle Themen, die Bürger, Bauern und Familien auch im Landkreis tagtäglich beschäftigen.
Musterfarm auch für oberbayerische Bauern
Eher im Verborgenen hat sich die Farm des Prinzen von Wales, die der Dokumentarfilm vorstellt, anfangs entwickelt. Aber binnen 30 Jahren mauserte sich die Idee des „gespinnerten Prinzen“ zum Vorzeigeprojekt. „Die Dutchy Home Farm ist ein Modell, von dem auch die Bauern hier im Oberland profitieren können“, betont Verhaag, „weil das prinzliche Projekt beweist, dass nachhaltige Landwirtschaft funktionieren kann.“
Regional erzeugen und regional vermarkten sei auch hier im Interesse der lokalen Bauern. Das habe die große Resonanz auf seine beiden Filme „Das liebe Rindvieh“ und „Vom Glück der Kühe“ über bayerische Biobauern gezeigt.
Wie bekomme ich einen Prinzen vor die Kamera?
Allen Vorurteilen zum Trotz entpuppt sich Charles nicht als überheblich oder arrogant. Im Gegenteil. Als nach jahrelanger Vorarbeit endlich eine „Drehgenehmigung für zehn Minuten“ erteilt wurde, verlängerte His Royal Highness (HRH) das Gespräch spontan auf die doppelte Zeit. „Charles war locker, freundlich und nett“, so Verhaag. Der Prinz lässt die Kamera sogar bei seiner Lieblingsbeschäftigung zuschauen, dem Anlegen und Bauen von naturnahen Hecken. Hecken, die Wind abhalten, Vögeln Nistplätze und Tieren Rückzugszonen bieten – so wie sie auch im Oberland zu finden sind.
Dabei erzählt HRH mit großer Offenheit und britischem Humor von seinem an Paradeprojekt. „Nur nehmen, aber nichts an die Natur zurückgeben – so können wir nicht weitermachen“ lautet seine Kernbotschaft. „Der Prinz hat wohl gespürt, dass sich seine Leidenschaft zur Natur mit meiner deckt“, vermutet der Filmemacher auf die Frage, warum ihm die Ehre einer längeren Audienz gewährt wurde.
Betroffenheit und Nachdenklichkeit
Ob eine Diskussion sachlich-informativ abläuft oder ob die Fetzen fliegen, hängt immer an den Besuchern. Viele Zuschauer seien erstaunt, dass es unter prinzlicher Schirmherrschaft so einen Vorzeige-Hof gibt, manche seien überrascht, dass ein ökologisch-nachhaltiges Projekt überhaupt funktioniere, berichtet der Regisseur. Oft sei die Reaktion auf den Film Betroffenheit und Nachdenklichkeit, wie man sein eigenes Leben und seine Umwelt gesünder gestalten kann.
Wir dürfen gespannt sein wie Manager und Mütter, Bauern und Bosse im Holzkirchner Foolskino „Den Bauern und sein Prinz“ aufnehmen. Der Regisseur wird auf alle Fälle kommen – trotz Fuß-Operation.
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