Anlaufschwierigkeiten bei der Tegernseer Mittagsbetreuung!? “Wir lernen täglich dazu”

Hans Staudacher (links) und Peter Walter (rechts) im Gespräch

Die Mittagsbetreuung an der Tegernseer Grundschule hat einen etwas holperigen Start hinter sich. Diesem Eindruck konnte man sich in den vergangenen Monaten nicht entziehen. Vor allen nachdem es Berichte über Klagen von Eltern gab, die ihre Kinder nicht richtig beaufsichtigt sahen. Darüberhinaus war eine der beiden Betreuerinnen zum Ende des Jahres abgesprungen. Und Peter Walter, der Direktor der Grundschule sah sich im Februar gezwungen in einem Brief an die Eltern mehr Respekt einzufordern sowie einen Elternabend mit der Causa “Mittagsbetreuung” einzuberufen.

Wie es derzeit um die Mittagsbetreuung an der Grundschule steht, das haben uns Peter Walter und Hans Staudacher, der Geschäftsleiter der Stadt Tegernsee und damit auch der eigentlich Verantwortliche für das Angebot, in einem gemeinsamen Gespräch erzählt:

Tegernseer Stimme (TS): Wie ist derzeit die Resonanz auf die Mittagsbetreuung?

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Hans Staudacher: Wir sind mit der Resonanz an sich mehr als zufrieden. Bisher haben sich 32 Kinder angemeldet und damit mehr als erwartet. Und so wie es jetzt aussieht…. (Blick zu Peter Walter)

Peter Walter:…. haben wir ganz aktuell eine 33. Anfrage, die zu einer Anmeldung führen könnte.

Tegernseer Stimme: Bedeutet das, dass während der Woche 32 Kinder in der Mittagsbetreuung anwesend sind?

Peter Walter: Es sind nicht immer und auch nicht durchgängig 32 Kinder anwesend. Es gibt zwar auch mal volle Tage. Aber das ist nur einmal in der Woche der Fall.

Hans Staudacher: Die Eltern können ja auch tageweise buchen, wie es ihnen am besten passt. Und nur selten gibt es diese Überschneidung, dass alle da sind.

Tegernseer Stimme: Kümmern sich noch zwei Betreuerinnen um die Schüler?

Hans Staudacher: Richtig, immer noch zwei. Um genau zu sein zwei Lehrerinnen, die die Kinder betreuen. Es konnten zwei Gruppen gebildet werden und jede Lehrerin kümmert sich somit um eine Gruppe.

Tegernseer Stimme: Wie sehen Sie das Herr Walter als Pädagoge. Ist das eine zu große Herausforderung? 16 Kinder pro Lehrerin in einer relativ freien Betreuung?

Peter Walter: Sicher ist das nicht einfach. Man muss sehen, die Betreuerinnen müssen sich erstmal auch bei den Kindern eine gewisse Stellung aufbauen. Die beiden sind nicht in der festen Struktur der Schule und werden demzufolge auch von den Kindern nicht wie Lehrerinnen wahrgenommen.

Aber eigentlich klappt es ganz gut.

Tegernseer Stimme: Und was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass viele Kinder in der Mittagsbetreuung ihre Hausaufgaben nicht machen?

Peter Walter: Ich sehe da gewisse Einzelfälle. Und gerade bei den Viertklässlern ist das Problem oft das folgende: Wenn die zu Hause sind, wollen sie auch dort keine Hausaufgaben machen. D.h. die Kämpfe, die daheim mit den Eltern ausgefochten werden, verlagern sich zum Teil in die Mittagsbetreuung.

Es gibt eben Hausaufgaben, die emotional total abgelehnt werden. Dagegen können sie nicht viel tun, außer darauf drängen, dass sie trotzdem gemacht werden.

Und das muss dann eben die Mittagsbetreuerin ausbaden.

Tegernseer Stimme: Wie sieht der Nachmittagsablauf für die Kinder aus?

Peter Walter: Gegessen wird von 13.00 bis 13:30 Uhr. Danach geht`s für eine halbe Stunde an die frische Luft. Und danach folgen die Hausaufgaben bis längstens 15 Uhr. Anschließend spielen die Kinder drinnen oder draußen auf dem Hof.

Tegernseer Stimme: Und wie bringen sie die Kinder dazu, dass sie auch auf dem Schulgelände bleiben?

Peter Walter: Das war zu Beginn nicht so einfach. Wir mussten auch lernen und tun das natürlich immer noch. Und am Anfang ist es leider ein, zweimal vorgekommen, dass einige Kinder nach der Hausaufgabenbetreuung nicht auf dem Gelände geblieben sind. Mittlerweile haben wir das aber im Griff. Jetzt ist es so geregelt, dass die Kinder, auch wenn sie mit den Hausaufgaben fertig sind, im Raum bleiben müssen. Erst wenn alle fertig sind, geht man gemeinsam auf den Hof.

Tegernseer Stimme: Das bedeutet die Beschwerden einiger Eltern, dass ihre Kinder sich ab und zu verselbständigen, sind nicht zutreffend?

Peter Walter: Wir pflegen eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Eltern. Und ich denke, dass diese Hinweise etwas älter sind. Derzeit kann ich es aber ausschließen, dass so etwas passiert. Und da nehme ich auch die beiden Betreuerinnen komplett in Schutz.

Tegernseer Stimme: Sie sprachen die Zusammenarbeit mit den Eltern an. Wie lief und läuft deren Rückmeldungen?

Peter Walter: Erstmal in persönlicher Form. Und dann im Rahmen eines Elternabends. Bei beiden Formen habe ich sehr konstruktive Hinweise erhalten, wo wir das Angebot noch verbessern müssen.

Und gerade beim Elternabend, bei dem wir auch den Personalwechsel zu Beginn des Jahres erläutert haben, gab es sehr gute Gespräche und der ganze Abend war geprägt von einer konstruktiven “wie können wir es gemeinsam besser machen” Atmosphäre. Sehr harmonisch und konstruktiv. Ohne jegliche Angriffe in irgendeiner Form

Tegernseer Stimme: War der Personalwechsel geplant?

Peter Walter: Nein, der war nicht geplant und hatte persönliche Gründe, auf die ich nicht eingehen kann.

Tegernseer Stimme: Sind Sie insgesamt zufrieden wie alles gelaufen ist und was würden Sie anders machen?

Peter Walter: Ja, zufrieden sind wir. Aber verbessern können wir uns auf jeden Fall noch. Beispielsweise beim Umgang miteinander. Oder auch bei einigen Abläufen, wie wir es bei der Aufsicht nach der Hausaufgabenbetreuung getan haben.

Hans Staudacher: Was wir tun konnten war eine Grundstruktur aufzubauen. Erst wenn die mit Leben gefüllt wird, sieht man den konkreten Verbesserungsbedarf. Aber klar ist, alle Wünsche kann man nicht erfüllen. D.h. einige Gegebenheiten werden wir nicht ändern können. Jedoch werden wir prinzipiell immer daran arbeiten, dass sich Dinge verbessern, wo man sie verbessern kann.

Tegernseer Stimme: Aber an der Vorgabe, dass es bei zwei Betreuerinnen bleibt, halten Sie auch weiterhin fest?

Hans Staudacher: Dazu kann ich derzeit nichts sagen, da es ein offenes Thema ist. Auf alle Fälle wurde es auf dem Elternabend angeregt und wird derzeit intern diskutiert. Ausgang offen.

Tegernseer Stimme: Ist ein Schritt wieder zurück zum früheren Modell im Kindergarten eventuell im Bereich des Möglichen oder schließen Sie das aus?

Peter Walter: Das schließen wir aus, da es von den Eltern und den Kindern nicht gewollt ist. Ganz im Gegenteil, gerade die größeren Kinder wollen in der Schule bleiben und nicht in den Kindergarten.
Und wir als Schule sind sehr froh, dass wir diese Flexibilität haben. Wenn beispielsweise der Unterricht mal um 10:35 fertig ist, weiß ich als Schulleiter, dass die Kinder gut versorgt und umsorgt sind. Das war früher mit dem Kindergarten einfach nicht möglich.

Die Grundschüler beim Mittagessen

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