Es ist der erste Langfilm, den Tini Tüllmann inszeniert. An dem Drehbuch für ihren Psychothriller „Freddy Eddy“ hat sie drei Jahre lang geschrieben. Konzipiert war es für ein Budget von 1,5 Millionen Euro, doch die Finanzierung über Fördertöpfe scheiterte. Die Investoren hatten bei dem Genre „kalte Füße“. Doch das Projekt aufzugeben, kam für Tüllmann nicht in Frage. „Ich weiß, dass die Geschichte gut ist“, sagt sie.
Also setzte sie alles auf eine Karte, nahm ihr Erspartes und holte Produzentin Sabine Schmidt mit Produktionsleiterin Luise Hauschild ins Boot. Diese konnten das kleine Budget durch kreative Ideen wie eine Crowdfunding Party und geschicktes Product Placement aufstocken. In knapp zwei Monaten Vorbereitungszeit organisierten sie die insgesamt 28 Drehtage mithilfe verschiedener kleinerer Sponsoren.
Große Hilfsbereitschaft im Tal
Auch im Tegernseer Tal fanden sie viel Unterstützung. Neben den Vermietern, die Filmcrew und Schauspieler zu stark reduzierten Preisen beherbergen, und einer Catering-Lady, die das gesamte Team täglich zu besten Konditionen verköstigt, erteilte auch die Stadt Tegernsee ohne Umschweife alle benötigten Genehmigungen.
Dieses Entgegenkommen, gepaart mit der Seekulisse und dem schönen Wetter, sorgt für Euphorie beim gesamten Team. „Wir erleben hier ein viel entspannteres Drehen als in Berlin“, schwärmt Luise Hauschild, „und einen ganz anderen Zusammenhalt im Team.“ Das mag auch daran liegen, dass Dreharbeiten im Tal recht selten vorkommen. Daher stößt man hier eher auf freudiges Interesse als auf genervtes Abwinken.
In Berlin wurden bereits neun Tage lang die Innenmotive gedreht, unter anderem mit Katharina Schüttler, Burghart Klaußner und Alexander Finkenwirth. Die Außendrehs finden seit dem 6. März in Tegernsee statt und dauern noch bis Ende des Monats. Auf dem Wallberg wurden bereits spannende Rodelszenen mit Stuntdoubles inszeniert. Auch einige aufwändige Szenen mit vielen Kindern sind bereits im Kasten. Das deutsch-österreichische Team aus 22 Crewmitgliedern und den Darstellern liegt gut im Zeitplan.
Erstling mit starker Besetzung
Die Geschichte handelt von einem Mann in einer schweren Lebenskrise, dessen imaginärer Freund aus Kindertagen plötzlich wieder auftaucht. Zwar bewahrt er ihn vor dem Selbstmord, bringt jedoch auch sein Leben gehörig durcheinander. Plötzlich geschehen schreckliche Dinge. Das Problem: Freddy und Eddy ähneln einander wie Zwillinge und niemand glaubt Freddy die Existenz von Eddy. Gespielt werden beide von Jungstar Felix Schäfer. Durch einen technischen Kniff erscheinen beide Figuren später zusammen im Bild.
Eine Nebenrolle spielt Robert Stadlober, dessen Szenen bereits in Berlin abgedreht wurden. Am Tegernsee hat er nur einen Drehtag. „Ich bin schon sehr lange mit Tini befreundet, etwa 15 Jahre“, erklärt er seine Mitwirkung bei dem Filmprojekt. „Durch das phantastische Drehbuch ist das Arbeiten an diesem Film wie ein doppelter Jackpot.“ Noch dazu habe man im Tegernseer Ambiente ohnehin das Gefühl, im Urlaub zu sein.
Das findet auch Jessica Schwarz, die die weibliche Hauptrolle spielt – die Nachbarin von Freddy, in die er sich verliebt. Schwarz ist ähnlich lange mit der Regisseurin befreundet wie Stadlober und hatte schon vor vielen Jahren versprochen, in Tüllmanns erstem Langfilm mitzuspielen. Von der Story ist sie begeistert. „Ich schaue sehr gerne gut gemachte Psychothriller“, erzählt sie. „Leider wird das Genre in Deutschland viel zu wenig beachtet.“
Von den Drehtagen im Tal schwärmt sie: „Ich genieße den Dreh hier total und gehe in längeren Drehpausen gerne spazieren. Mein Freund ist auch hier und macht Kamera – schöner kann’s nicht sein.“ Auch das junge Team trägt zur guten Arbeitsatmosphäre am Set bei. Alle haben Lust auf das Projekt – und dabei geht es ihnen nicht ums Geld. Obwohl sie erst bezahlt werden, wenn der Film einen Verleiher gefunden hat, sind alle konzentriert und professionell bei der Sache.
Außendreh mit Luxus-Sportwagen
An diesem Samstagnachmittag steht ein wichtiger Außendreh in der schmalen Klosterwachtstraße an. In einer dramatischen Szene muss „Freddy“ Felix Schäfer dem „Neuen“ seiner Ex-Frau, Robert Stadlober, die Nase blutig schlagen. Im Vordergrund der Szene ein Luxussportcabrio, zur Verfügung gestellt von einem Münchner Autoverleiher, der dafür eigens einen Jaguar F Type und einen Audi R8 nach Tegernsee chauffiert hat. Die Wahl fällt auf den Jaguar, der flugs Miesbacher Kennzeichen bekommt.
Für Kameramann Markus Selikovsky bedeutet diese Szene Schwerstarbeit, denn er nimmt sie mit der Steadycam auf. Dabei lastet die Kamera an einer Halterung auf seinem Oberkörper. 30 bis 40 Kilo wiegt das gute Stück, das der erfahrene Kameramann schon mal bis zu 35 Minuten lang herumträgt, wenn eine Szene es erfordert. Heute ist er erleichtert, als die Regisseurin ruft: „In Ordnung – kopieren!“ Das Licht schwindet nämlich schnell und der „Gegenschuss“ für diese Szene fehlt noch. Also wieder 15 Minuten Umbauzeit für die Technik, bis es dann noch einmal heißt: „Achtung, wir drehen!“
Wer die Arbeit dieses motivierten Filmteams verfolgt, muss einfach gespannt auf das Ergebnis sein. Die Akribie, mit der hier gutgelaunt gearbeitet wird, verspricht einen ebenso spannenden wie schlüssigen Psychothriller, der nach etwa sechs Monaten Postproduktionsphase und weiteren Wochen für das Finden einer Verleihfirma in die Kinos kommen kann – vielleicht ja auch in das bis dahin neu gestaltete Kino in Weißach.
Hier noch ein paar Impressionen vom Set:
SOCIAL MEDIA SEITEN