„quer“ über heimlichen Landschaftstod

Am 5. Mai hat Karl Brutscher Post bekommen: Seine Petition im Europaparlament wurde offiziell angenommen. Jetzt – fast drei Monate später – wurde auch das Fernsehen auf den Umweltschützer aufmerksam.

„Land unter – das heimliche Schrumpfen der Schutzgebiete“ heißt die Sendung, die der Bayerische Rundfunkt in „quer“ unter anderem umstrittenen Bauprojekten im Tal widmete.

Umweltschützer Karl Brutscher findet Landschaftszerstörung „zum Kotzen“. / Zum Video auf das Bild oder den weiter unten stehenden Link klicken.

Karl Brutscher muss einen langen Atem haben. Seit zwanzig Jahren begehrt der Miesbacher gegen Flächenentnahmen aus dem Landschaftsschutzgebiet auf. Jeder hat das Recht, sich an einer unverbauten Landschaft zu erfreuen. Wie gut, dass es dazu Landschaftsschutzgebiete gibt. Doch die Verlockung ist groß, unverbaute Landschaft zu Geld zu machen. Das hat Karl – genannt Charly – Brutscher bereits vor Jahrzehnten erkannt. Und das findet er alles andere als in Ordnung:

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Es ist zum Kotzen!

So äußert sich der Miesbacher in der Sendung „quer“ vom 24. Juli, in der über „das heimliche Schrumpfen der Schutzgebiete“ berichtet wird.

„Die Landschaft rund um Miesbach verschwindet unter Brauereien, Markthallen und Golfplätzen.“ So heißt es während der paar Minuten Sendezeit. Allein vom Landschaftsschutzgebiet Ehgartenlandschaft seien in den letzten Jahren 80 Hektar dem bösen Zauber „Landschaftsfraß“ zum Opfer gefallen.

Gier frisst Landschaft

Mit Klagen, Einwänden und Petitionen möchte Brutscher dem Fluch, der das Land frisst, entgegenwirken. Dem Wachstumswahn und der Gier, immer mehr Rendite zu erzielen, möchte er einen Riegel vorschieben.

Wie bereits berichtet, hatte Brutscher gemeinsam mit einem Mitstreiter zu diesem Zweck im Juni 2013 eine Petition im Europäischen Parlament eingereicht. Darin rügen sie, dass mit der Herausnahme von Grundstücken aus Landschaftsschutzgebieten – beispielsweise für das „Almdorf Tegernsee“ oder den Waakirchner „Lanserhof“ – gegen den Völkerrechtsvertrag der Alpenkonvention verstoßen wird.

Die Vereinbarung regelt unter anderem, dass alle „bestehenden Schutzgebiete zu erhalten, zu pflegen und, wo erforderlich, zu erweitern sowie nach Möglichkeit neue Schutzgebiete auszuweisen“ sind. Insbesondere stellen die Naturschützer in ihrer Petition einen Verstoß gegen den in der Konvention enthaltenen Artikel 11, Absatz 2 fest. Nach dem seien Landschaftsschutzgebiete unbedingt zu schützen.

Nach seiner Aussage habe die Konvention seit dem Jahr 2002 den Status von Bundesrecht, aber Bayern setze sich darüber hinweg und beachte diese nicht. Zwar seien Landschaften wie die am Steinberg, wo der „Lanserhof“ nun residiert, nicht mehr zu retten. Doch zukünftige Großprojekte im Landschaftsschutzgebiet könnten damit schwerer umsetzbar sein.

Behörde akzeptiert geringe Herausnahmen

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Stücke von Landschaftsschutzflächen aus dem Landschaftsschutz herausgenommen und bebaut. Zuständig für Herausnahmen ist dabei das Landratsamt, das ebensolche genehmigt. Wie Gerhard Brandl von der Presseabteilung in der Sendung „quer“ bestätigte, sei es „überhaupt kein Problem, relativ kleine Flächen herauszunehmen“.

Die Verantwortlichen im Landratsamt – hier Gerhard Brandl von der Presseabteilung – akzeptieren es, kleine Flächenstücke herauszunehmen.

Immerhin seien ja noch 12.000 Hektar Schutzgebiet übrig, heißt es ein wenig sarkastisch in „quer“. Und weiter: „Jede Sekunde werden zwei Quadratmeter bayernweit zubetoniert. Laut Staatsregierung seien in den letzten Jahren 900 Hektar bayerisches Landschaftsschutzgebiet bebaut worden.

Auch wenn es für Landschaften wie die am Steinberg, wo der „Lanserhof“ residiert, zu spät ist, weil sie nun einmal bebaut sind. Sollte Karl Brutscher mit einer erfolgreichen EU-Petition nach einem über 20-jährigen Kampf den „Bauzauber-Fluch“ beenden können, so werden es zukünftige Großprojekte schwer haben, im Landschaftsschutzgebiet umgesetzt zu werden.

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