Radeln in Holzkirchen – Spaß oder Risiko?

Ist das Fahrradfahren in Holzkirchen noch ein Vergnügen oder ist es eher ein Risiko? Angesichts fehlender Radwege auf Hauptverkehrsachsen wie der Münchner Straße und überquellenden Radabstellplätzen am Bahnhof stellt sich diese Frage immer öfter.

Ein neuralgischer Punkt ist die Münchner Straße für Radler, die dann oft auf den Gehweg ausweichen müssen.
Ein neuralgischer Punkt ist die Münchner Straße für Radler, die dann oft auf den Gehweg ausweichen müssen.

Eine 55-jährige Dame schiebt ihr Rad auf den Grünstreifen vor der Bahnunterführung an der Erlkamer Straße. „Jetzt sind schon wieder alle Radlabstellplätze belegt – dabei sind zurzeit Osterferien!“ murmelt sie enttäuscht, während sie ihr Fahrrad abschließt. Tatsächlich quellen die überdachten Abstellplätze für Fahrräder über, Räder stehen auf Grünstreifen und lehnen an benachbarten Zäunen. Sie befürchtet, dass mit den geplanten Neubaugebieten auf der Ostseite des Bahnhofs und dem neuen Gymnasium die Parksituation für Radler noch unerträglicher wird.

„Mehr Fahrradständer wären sinnvoll“, gibt Karl Bär von den Grünen zu. Für den neuen Gemeinderat gibt es in Holzkirchen viele Wege, auf denen Radfahren Spaß macht. Aber natürlich sieht er auch Schwachpunkte. Gerne würde hätte er in der Münchner Straße mehr Platz für sein Radl, um an den Autoschlangen vor den Ampeln vorbeifahren zu können. Dabei kritisiert er:

Anzeige

So stehe ich in den stinkenden Abgasen oder fahre auf dem Bürgersteig.

Diese Lösung wählt auch eine 40-jährige Holzkirchnerin, die sich vor der Eisdiele auf der Münchner Straße auf ihr Rad schwingt. „Ich fahre oft auf dem Bürgersteig, weil mir besonders der LKW-Verkehr viel zu gefährlich ist“, erklärt sie. Die Sicherheit der Radfahrer liegt Hartmut Romanski vom Runden Tisch „Radlfreundliches Holzkirchen“ sehr am Herzen.

Schutzstreifen zur Sicherheit

Als offizieller Beauftragter für den Fuß- und Radverkehr im Ort könnte er sich einen Schutzstreifen für den Radverkehr auf der B13 vorstellen. „Das sind Markierungen auf der Fahrbahn, auf denen Autos fahren dürfen, wenn keine Radler unterwegs sind“, berichtet der begeisterte Hobbyradler, der so oft wie möglich auf das Auto verzichtet.

Insgesamt sieht er Holzkirchen als „Vorreiter im Landkreis Miesbach in punkto Radverkehr“. Als positiv bewertet Romanski die 30er-Zone in allen Wohngebieten, die Befahrbarkeit von Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für Radfahrer und die gute Zusammenarbeit des ADFC Kreisverbandes Miesbach, in dessen Vorstand er sitzt, mit der Gemeinde.

Rallye auf dem Radlring

Ein Ergebnis dieser Kooperation sei beispielsweise der Radlring, der sicher um die neuralgischen Punkte im Holzkirchner Zentrum führt. Er wurde zwar letztes Jahr eröffnet, aber die Beschilderung ist erst seit März abgeschlossen. Um diesen verkehrsberuhigten Weg einer größeren Öffentlichkeit bewusst zu machen, wird am bevorstehenden Tag der offenen Tür im Rathaus die „offizielle Einweihung“ nachgeholt: Am 3. Mai veranstaltet die Gemeinde eine Radl-Rallye, bei dem die Bürger den neuen Radlring abfahren, Fragen dazu beantworten müssen und Preise gewinnen können.

Als weiteren Fortschritt für die Sicherheit der Fahrradfahrer lobt Gemeinderat Bär den roten Abbiegestreifen vom Marktplatz zur „inneren“ Tegernseer Straße, der am Runden Tisch erarbeitet wurde.

Die vollen Fahrradständer am Bahnhof.
An der Ostseite des Bahnhofs an der Erlkamer Straße gibt es zu wenig Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.

Noch in diesem Jahr möchte die Gemeinde die Radabstellanlage im östlichen Bahnhofsbereich erweitern, um die Parknöte der pendelnden Radfahrer zu lindern. „Wir werden rechtzeitig zur Schuleröffnung 160 neue Ständer an der Erlkamer Straße errichten“, verkündet Alexandra Killisperger von der Standortförderung Holzkirchen.

Ihr ist bewusst, dass der Bedarf weitaus größer ist, aber das Problem sind die fehlenden Flächen. „Die Gemeinde arbeitet an der Verbesserung der Parksituation“, sagt der noch amtierende Bürgermeister Josef Höss.

Wir haben an der östlichen Seite des Bahnhofs ein Grundstück von der Bahn erworben und werden nun dort die geplanten und überdachten Stellplätze für Farräder errichten.

Dabei stellt Höß klar, dass die Situation um den Bahnhof grundsätzlich schwierig ist. Es sei Irrsinn, dass manche Privatleute versuchen würden, Grundstücke um den Bahnhof aufzukaufen, die die Gemeinde dann unter großem Aufwand rückabwickeln muss.

Der Bürgermeister spielt damit unter anderem auf den umstrittenen Kauf eines kleinen Grundstücks auf der Westseite des Bahnhofs durch Altlandrat Wolfgang Gröbl an. Die Aktion des unter anderem als Berater tätigen Ex-Politikers sorgte im vergangenen Jahr für viel Ärger und beschäftige Gemeinderat und Kreistag.

Doch nun kann es am Bahnhof grundsätzlich weitergehen. Das Grundstück östlich der Gleise habe man nun ebenfalls von der Deutschen Bahn AG erworben. Der Bau der neuen Fahrradständer kann also beginnen. Ein zusätzlicher Knackpunkt waren früher Drahtesel, die längere Zeit nicht bewegt wurden. Diese „Fahrradleichen“ werden allerdings seit einiger Zeit und dann entfernt.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner