Diskussionen im Tal
Radweg Kreuth: Das schreibt die SPD

Die Asphaltierung des wunderschönen naturnahen Wander- und Radwegs von Kreuth nach Stuben – ein Frevel an der Natur und der Philosophie des Bergsteigerdorfs Kreuth. Sagt zumindest die SPD-Fraktion.

kreuth fahrradweg radweg
Kommt der Kreuther Radweg oder nicht? / Quelle: Martin Calsow

Soll der Wander- und Radweg von Kreuth nach Glashütte asphaltiert werden oder als Schotterweg weiterbestehen? Diese Frage führt in der Gemeinde Kreuth aktuell zu heißen Diskussionen. Nun meldet sich auch die Kreuther SPD-Fraktion zu Wort. Wir haben entschieden, den Text im Original zu veröffentlichen:


Brief der SPD vom 10. September 2024:

Der Kreuther Gemeinderat hat sich in mehreren Sitzungen sehr ausführlich mit dem Projekt Asphaltierung unseres bereits bestehenden und wunderschönen naturnahen Wander- und Radweges von Kreuth nach Glashütte/Stuben befasst. Das Vorhaben widerspricht unserer klaren Ausrichtung auf Naturtourismus und ist mit dem Landschaftsschutzgebiet Weissachauen in keiner Weise zu vereinbaren.

Die Worte unseres Bürgermeisters „unsere Natur ist ein großer Schatz, den wir künftigen Generationen weiter vererben und unseren Gästen als Genuss für Seele und Körper anbieten“, sind offensichtlich nur noch Makulatur. Welcher Wanderer und Naturliebhaber möchte schon auf einem glattgewalzten Teerweg die zirka zehn Kilometer entlang spazieren?

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Erst auf Betreiben des Straßenbauamts, vorhandene Mittel aus dem Bundesradwegprogramm einsetzen zu können, fand – auch nur bei einer Minderheit – im Gemeinderat ein Umdenken statt. Diese Gelder sind aber kein Geschenk des „reichen Onkels aus Amerika“, sondern unser aller Steuergelder! Nur weil es nichts kostet, einen derart massiven Eingriff in die Naturlandschaft vorzunehmen, ist zu kurz gesprungen.

Wenn man nun den bereits angemeldeten Ansprüchen einzelner Adressengruppen Folge leistet, wird es auf dem geteerten Weg ein Mehr an Interessenskonflikten geben. Wie soll auf einem zirka 3 bis 3,5 Meter breiten Weg gleichzeitig Spaziergängern, Wanderern, Familien mit Kinderwagen und Hunden, Freizeitradfahrer, Rennradfahrer, Gravelbiker, E-Scooter, Rollstuhlfahrer und Langlaufroller eine gefahrlose Nutzung nebeneinander möglich sein, ganz abgesehen von teilweiser Nutzung für Forst- und Landwirtschaftszwecke?

Allein schon die Differenzgeschwindigkeiten der einzelnen Nutzer lassen auf eine hohe Unfallgefahr schließen. Das Argument einer Entflechtung des Verkehrs auf der Bundesstraße (Radfahrer/Autofahrer) zieht schon deswegen nicht, weil dadurch – wenn überhaupt – in einem Fall eine Entflechtung herbeigeführt wird, dadurch aber neue Verflechtungen auf dem Fuß-Radweg mit weitaus massiverer Gefährdung geschaffen werden.

Zudem ist mit einer deutlichen Erhöhung der Nutzerzahlen zu rechnen, die schlichtweg zu massiven Konflikten führen wird. Hinzu kommt eine enorme Gefährdung in den Übergangszeiten durch Überfrieren, Laub und Nässe mit deutlich erhöhten Verkehrssicherungspflichten.

Letztlich ist auch das Durchschnittstempo auf asphaltierten Wegen definitiv höher als auf einer Fahrbahn mit Kiesuntergrund. Allein durch den Rollwiderstand auf Kies ergeben sich geringere Geschwindigkeiten. In einer Zeit des Klimawandels ist es ein Unding, zirka 40 Hektar Kiesweg mit einer Asphaltdecke zu versiegeln. Auf Asphalt läuft Regen- und Oberflächenwasser deutlich schneller ab als auf Kies. Zudem heizen sich Luft und Umgebung über Asphalt schneller auf, als über Kies.

Darüber hinaus bestünde in einigen Bereichen erheblicher Bedarf an Wurzelentfernungen und Baumentnahmen. Die Aussage des Vertreters des Straßenbauamts, es wären keine Eingriffe in die Natur nötig, ist nicht zutreffend.

Die zu asphaltierende Fläche beträgt mindestens vier Hektar. Dies entspricht fünf Fußballplätzen! Das Gesamtgewicht des Asphalts würde zirka 13.000 Tonnen betragen. Das entspricht etwa 325 Fuhren mit 40 Tonnen. Dazu kommt Unterbau, teilweise Erweiterung der Fahrbahn, Absicherung durch Schaffung von Durchlässen etc. gegenüber aufsteigenden Fels- und Waldformationen, verbunden mit erheblicher Gefährdung durch Über- und Unterspülung.

Es ist daher ein Ammenmärchen, wenn behauptet wird, der Unterhalt geteerter Flächen sei auch auf Dauer geringer. Entgegen der Äußerung des Straßenbauamts ist auch keinesfalls zwingend ein gebundener Oberbau (Asphalt, Beton, Pflasterplatten) vorgesehen. Zur Verringerung eines zusätzlichen Flächenbedarfs, des Eingriffs in sensible Gebiete … können auch andere Straßen und Wege in die Planung von Radwegen an Bundesstraßen einbezogen werden unter bestimmten Kriterien.

Zusammenfassend stellen wir fest, dass die geplante Teerung mitten in unberührter Natur durch nichts, aber auch gar nichts zu rechtfertigen ist. Es wird deshalb an alle Gemeinderatsmitglieder appelliert, sich den Folgen dieses massiven Eingriffs in die Natur bewusst zu sein und weiteren Schaden von unserer schönen Kreuther Heimat abzuwenden.

Kreuth, den 4.9.2024

Robert Gerg

stellvertretender SPD-Fraktionssprecher

Martin Walch

SPD-Fraktionssprecher

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