Ran an den Speck

Die Wahlschlacht ist geschlagen, jeder Bürger im Freistaat hat hoffentlich seine Pflicht getan und nun ist es Zeit, sich ein bisschen um sich selbst zu kümmern. Die Seele will auch mal gebauchpinselt werden. Und was gibt es dafür Besseres, als ordentlich zu fasten?

Auch im Tal ist die nahrungsreduzierte „Buß-Praxis“ seit jeher ein beliebtes Instrument, mit sich ins Reine zu kommen und sich mental für neue Herausforderungen zu wappnen.

Mit einem guten Bier geht alles leichter
Das Bier wird schonmal angerührt für die harte Fastenzeit.

Was soll eine arg ramponierte Seele an einer Null-Diät toll finden? Wohl eher nichts. Außer, dass sie vielleicht Dinge veranstaltet, die bei einem gut gefüllten Blutzuckerspiegel überhaupt nicht passieren würden. Der Franzose verhält sich in diesem Zustand mit „danser devant le buffet“. Er tanzt vor seinem leeren Kühlschrank, in der Bewegung westlichen Medizinmännern ähnlich, nur nicht auf Wasser wartend, sondern hoffend, dass es reichlich Cassoulet und belegte Baguettes regnen möge.

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Anders der hungernde Inder. Er drückt sich in eine Bhujangasana, eine Schlangenposition, welche bekanntermaßen Lebensenergie und Weisheit in die stark verbogene Muskulatur fließen lässt. Für die überdurchschnittlich austrainierten Augustinermuskel hierzulande undurchführbar. Leichter ist eine Abwandlung eines sehr erfolgreichen Diätprogramms der Weight Watchers. Punkte zählen.

Jeder ernsthafte Faster errechnet anhand seines Body-Mass-Indexes sein individuelles Punktekonto, das er fürs Essen täglich „ausgeben“ darf. Und dann geht es auch schon los – Bratwurst: 8 Punkte, Tiefkühlpizza: circa 20 Punkte, Schwarzbauen: 25 Punkte, Doktorarbeit abschreiben: 45 Punkte und ausgiebige Sponsorenpartys veranstalten und auch aktiv daran teilnehmen: 56 Punkte.

Ein Fasten(-Stark)Bier fürs Seelenheil

„Zefix“! Bei der ganzen Rechnerei kommt man völlig durcheinander. Da besinnt man sich doch lieber auf eine alte Mönchstradition auf dem Nockherberg: „Bibas, princeps optime!“ (auf Boarisch: Loas da schmecka, Moar!). Wer es gar nicht erwarten kann, fährt einfach den Reutberg hoch – dort ist das Josefifest in vollem Gange. Ab und zu ein schönes kühles Fasten(-Stark)Bier und die Welt schaut gleich wieder besser aus.

Ausgenommen aus dieser kippenden Meditation sind die Wiesseer Gaumen. Im Gemeindesäckel ist selbst für eine Halbe kein Geld mehr da. Für ein aufgewärmtes Heilwasser könnte es noch reichen und dabei entschlackt es sich auch gut.
Tja, Fasten will gelernt sein. Erfrischt man sich täglich mit dem Hopfensaft, erscheint der Weg immer deutlicher in einem „secundam spiritum”, also dem Göttlichen Geist hingewandt, und jede weltliche Versuchung entschwindet gen Himmel.

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