Ein Kommentar von Marius Mestermann:
Fangen wir bei den Basics an. Sie benötigen zunächst ein aussagekräftiges Facebook-Profil. Dazu gehört im Idealfall ein Foto von Ihrem Hund als Profilbild, ein Titelbild, das wahlweise nationalistisch oder verschwörerisch angehaucht ist, sowie einen 1,0-Abschluss bei der „Schule des Lebens“.
So weit, so gut. Nun wählen Sie einen beliebigen Artikel, den Sie gerade auf Facebook gesehen haben. Beispiel: Der Bericht der Tegernseer Stimme über zwei Mietbetrüger aus NRW, die die Polizei in Rottach-Egern vorläufig festnahm. Denken Sie nun intensiv nach und überlegen Sie, wie Sie in einem kurzen Kommentar nicht nur Ihren scharfen analytischen Verstand unter Beweis stellen, sondern auch fundierte Kritik an Flüchtlingen üben. Etwa so:
Schon traurig, schade das man für Eigenes Volk nur die Gefängniszelle übrig hat, für alle andere wird gesorgt.
Besonders wirkungsvoll wird Ihr makelloser Kommentar, wenn Sie den Artikel nicht gelesen haben. Ist das nicht ein tolles Gefühl? Jetzt haben Sie es allen so richtig gezeigt und erklärt, was in der Welt falsch läuft. Und wer dafür die Schuld trägt. Weiter zur nächsten Lektion.
Es kann durchaus vorkommen, dass sich der Zusammenhang eines Themas mit Flüchtlingen nicht sofort erschließt. In diesem Fall nehmen Sie sich die Zeit, ihn zu suchen und zu finden. Denn tief in Ihrem Inneren wissen Sie: Es gibt sie, die einfache Erklärung für alles Übel dieser Welt. Dass es die Flüchtlinge sind, dafür können ja Sie nichts.
Doch wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie Ihre Meinung trotz überzeugender Argumente nicht mit angemessener Wichtigkeit vermitteln können, bedienen Sie sich eines legitimen Mittels: Der Feststelltaste. Sie finden diesen Knopf auf der linken Seite Ihrer Tastatur. Drücken Sie ihn, um Ihren ehrlichen Gefühlen den Ausdruck zu verleihen, den sie verdienen! Zum Beispiel, wenn Sie ein schönes Bild vom Tegernsee sehen und dort regelmäßig Urlaub machen:
Alternativ können Sie ein Rudel Satzzeichen fangen und hinter Ihrem Kommentar aussetzen. Sie werden sehen: es wirkt. Und wenn nicht, nun, dann seien Sie unbesorgt! Denn insgeheim wissen Sie: Argumente vergehen, Gerüchte und Mutmaßungen bleiben.
Achtung: Dieser Kommentar kann Spuren von Ironie enthalten. Sollten Sie dagegen allergisch sein, suchen Sie bitte umgehend einen Spezialisten auf!
SOCIAL MEDIA SEITEN